Menden. . Was macht den Reiz am Auftritt auf der Bühne aus? Junge Schauspieler erklären, warum sie gerne in andere Rollen schlüpfen.

1831 wurde im Buch „Notre-Dame de Paris“ der Satz „This will kill that“ genutzt, um zu beschreiben, dass Schrift die Architektur als Ausdrucksform ersetzen würde. Manche behaupten, das Kino oder der Film hätten in genau dieser Weise das Theater ersetzt. Dass das nicht stimmt, beweisen die 30 Schauspieler des Jungen MAT, der Jugendgruppe des Mendener Amateur Theaters.

Die Rollen erkunden

Die 30 gehen nicht nur ins Theater, sie stehen sogar selbst regelmäßig auf der Bühne. Wie in diesen Wochen, in denen sie das Stück „Romeo und Julia“ aufführen. Wenn man fragt, warum, dann ist ein Grund immer vorne mit dabei: Und zwar, dass man seinem Alltag entkommen kann. „Ich spiele Theater, weil ich durch das Schauspiel aus meiner alltäglichen Rolle fallen kann“, sagt Simon Großerhode, 20-jähriger Schauspieler im Jungen MAT. Schon Kinder spielen verkleiden, um zu sein, wer sie nicht sind. Es ist ein natürliches Verlangen des Menschen, andere Rollen zu erkunden und herauszufinden, wie sie sich zurecht finden als andere Persönlichkeiten.

Theater kann für den Schauspieler eine Umgebung schaffen, in der er dieses Verlangen befriedigen kann. Dies kann nicht nur eine Chance sein, sich selbst auszuleben, sondern sich auch neu zu entdecken. „Ich spiele Theater, weil es einem neue Facetten von sich selbst aufzeigt“, sagt Maya Scheffler, 17, über die teils auch neuen Erfahrungen.

Die Persönlichkeit weiterentwickeln

Manchmal kann nur jemand anderes wirklich erkennen, wer man selber ist, denn man selbst ist immer voreingenommen, wenn man über sich nachdenkt. Aber wenn man jemand anders werden kann, kann man auch sogar aus der Perspektive des anderen auf sich selbst schauen.

Außerdem: Theater kann als eine Art Praktikum in anderen Personen betrachtet werden. Und damit kann man nicht nur herausfinden wer man ist, sondern auch wer man sein will.

Es werden auch völlig neue Emotionen entdeckt. „Ich spiele Theater, weil ich mich dort ausleben kann, Emotionen zum Ausdruck bringen kann, die ich normalerweise nicht zeige und mein Umfeld reagiert in entsprechender Weise darauf“, sagt Miran Akyar, „es ist wie eine kleine Welt, in der man lebt und die man dann nach einer gewissen Zeit wieder verlässt“.

Theater bedeutet aber nicht nur, sich in eine fremde Rolle hineinzuversetzen, sondern auch seine eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Die Entwicklung des eigenen Selbstbewusstseins spielt dabei eine große Rolle. „Das Auftreten vor Publikum macht super viel Spaß und extrem selbstbewusst. Man glaubt gar nicht, wie sehr man sich dabei entwickelt“, so Lara Schöler. Sie selbst habe durch das Theater gelernt zu improvisieren, und auch keine Hemmungen zu haben. Dass einen das auch in vielen alltäglichen Situationen voranbringt, bestätigt die 17-Jährige: „Das kann einem vor allem in der Schule helfen.“ Auch wenn eine Theateraufführung sicherlich ebenfalls bedeutet, über den eigenen Schatten zu springen. Denn man präsentiert sein Schauspiel nicht nur der eigenen Truppe, sondern auch bis zu 90 Besuchern pro Aufführung, die im MAT Platz finden können. „Ich spiele Theater, weil es mir die Möglichkeit gibt, über mich hinaus zu wachsen“, so Annika Weber. Denn im Nachhinein biete jede einzelne Probe und Aufführung die Möglichkeit, genau dies zu schaffen.

Den Alltag vergessen

Bekanntlich wächst man ja an jeder neuen Herausforderung, die man gemeistert hat. So auch im Theater. „Man lernt, auch mal im Mittelpunkt zu stehen und dass es nicht unbedingt unangenehm sein muss“, beschreibt Lara Schöler das Gefühl, auf der Bühne zu stehen. Im Großen und Ganzen geht es im Theater natürlich auch darum, dieselbe Leidenschaft mit einer Gruppe zu teilen und gemeinsam schöne Erinnerungen zu sammeln. „Man macht gemeinsam viele Erfahrungen, an die man sich das ganze Leben gerne zurückerinnert“, sagt Maya Scheffler. Theater verbindet und bietet Abwechslung, da jedes Jahr ein neues Stück erarbeitet wird. „Ich finde, dass es durch die verschiedenen Übungen und Theaterstücke nie langweilig wird“, so Ina Müthing, die schon seit mehreren Jahren dabei ist. „Ich spiele Theater, weil es meine Leidenschaft ist und es mir hilft meinen Alltag zu vergessen“, erzählt Selina Meyer. Geht es nicht zuletzt einfach nur darum? Seinen Alltag und die Sorgen für einen Augenblick zu vergessen und die Zeit mit einem Hobby zu verbringen...?

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