Menden. . Bis 2033 müssen über 40 Millionen Deutsche ihren „Lappen“ gegen ein einheitliches EU-Dokument eintauschen.

Wenn Elke Barnefske ihren Führerschein aus der Handtasche kramt, könnte man glauben, sie wühlt in einer Zeitmaschine. Der graue „Papierlappen“ trägt das Ausstellungsdatum 7. Juni 1979. Fünf Jahre darf sie ihren Führerschein noch behalten, dann muss sie einen neuen anfertigen lassen.

43 Millionen Menschen betroffen

„Er hat einen ideellen Wert“, sagt Elke Barnefske über ihre alten „Lappen“. Damals, als sie gerade 18 ist und die Prüfung bestanden hat, hat Menden noch eine dreistellige Postleitzahl. Es ist das Jahr in dem die erste Weltklimakonferenz stattfindet, Sony bringt seinen ersten Walkman auf den Markt, und Karl Carstens (CDU) wird zum Bundespräsidenten gewählt. Am 7. Juni 1979 bekommt Elke Barnefske ihren Führerschein. Seitdem begleitet sie ihr „Lappen“ durch den Straßenverkehr. Doch spätestens am 19. Januar 2024 ist ihr graues und leicht knittriges Dokument ungültig. „Ich finde das nicht tragisch“, sagt die 57-Jährige.

Dass die EU ihr altes Schätzchen bald verbietet und durch einheitliche Plastikkarten mit biometrischen Daten ersetzen will, sei in Ordnung. In anderen Ländern sei es gang und gäbe, dass der Führerschein nach einer bestimmten Zeit ablaufe, „das ist dann ungefähr so wie beim Personalausweis“, sagt Barnefske über Bekannte aus den Niederlanden, für die das Verfahren ganz normal sei. Eine Frage stellt sich die Lendringserin aber trotzdem: „Was passiert mit dem eingenommenen Geld? Ist es zweckgebunden und wird für den Straßenbau ausgegeben?“ Das wird aller Voraussicht nach nicht passieren. Denn der Bundesrat hat unter Berücksichtigung der Vielzahl an Führerscheinen, die umgetauscht werden müssen, beschlossen, dass diese in mehreren Stufen neu ausgestellt werden. Berichten zufolge sind in ganz Deutschland 43 Millionen Menschen betroffen. Gestaffelt wird der Umtausch nach Geburtsjahren sowie nach Ausstellungsdatum.

Alten „Lappen“ einrahmen

Spätestens mit dem neuen Führerschein verschwindet ein Kuriosum aus dem Dokument von Elke Barnefske. Denn in ihrem Führerschein ist explizit das Führen von Kraftfahrzeugen mit Verbrennungsmotor aufgelistet. „Darf ich damit überhaupt E-Autos fahren?“, fragt sich die 57-Jährige und lacht. Sie würde sich wünschen, dass ihr alter „Lappen“ entwertet wird. Dann soll er eingerahmt werden.

Ihr Mann, der vor einigen Jahren seinen Führerschein kurzzeitig abgeben musste, habe sein altes, graues Dokument nicht mehr zurückbekommen, berichtet sie. Stattdessen habe man ihm den pinkfarbenen, neueren Führerschein zukommen lassen. „Wenn ich meinen jetzt schon abgeben müsste“, sagt Elke Barnefske, „würde ich den nicht wiedersehen.“

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