Menden. . Der gerade begonnene Ausbau des Bürgerbades Leitmecke zu einem Familienbad wird deutlich teurer als veranschlagt.
Böse Überraschung für die Stadt Menden und den Bürgerbadverein Leitmecke: Die Gesamtkosten werden mittlerweile mit 1,86 statt 1,47 Millionen Euro beziffert. Weil nur die Ursprungssumme von Land und Bund zu 90 Prozent bezuschusst wird, steigt der Eigenanteil der Stadt von 147.000 auf 390.000 Euro. Der Bürgerbadverein soll weitere 150.000 Euro plus Mehrwertsteuer drauflegen.
Der Stadtrat ließ die Beschlussvorlage in seiner jüngsten Sitzung zwar einstimmig passieren, aber er ließ sie nicht unkommentiert. Sebastian Meisterjahn (SPD) machte den Ärger vieler Politiker deutlich, als er erklärte: „Wir stimmen dem zu, weil uns das Projekt am Herzen liegt. Aber befremdlich finden wir die Entwicklung der Kosten, die Begründungen dafür – und auch die Art und Weise, in der wir davon erfahren haben!“
So hatte der Mendener Architekt vor dem Sportausschuss angeblich unvorhersehbare Probleme aufgeführt, zum Beispiel die „felsige Topographie“, zusätzliche Arbeiten bei der Schwimmbadtechnik, die nachträgliche Planung einer Heizung für das Umkleidegebäude und steigende Honorarkosten.
„Mindestens die Topographie und die Schwimmbadtechnik müssten doch wohl bekannt gewesen sein!“, moniert Meisterjahn. Und dass eine Umkleide für Familien eine Heizung braucht, dürfe doch wohl ebenfalls niemanden überraschen.
Erklärungen wird nicht geglaubt
Sebastian Meisterjahn machte deutlich, dass er der Darstellung wenig Glauben schenkt, wonach all das zum Zeitpunkt der Erstellung der ersten Kostenschätzung für den Förderantrag tatsächlich „nicht absehbar“ gewesen sein soll.
Vielmehr forderte der Fraktionsgeschäftsführer der SPD, bei künftigen Projekten stärker darauf zu achten, dass es „keine Schönrechnerei“ mehr gebe. „Wir wollen realistische Darstellungen!“, forderte Meisterjahn. Und dass man quasi im Vorbeigehen während einer Präsentation von einer solchen Kostenexplosion erfahren muss, sei kein guter Stil: „Wir sind jetzt ja fast beim Dreifachen des städtischen Zuschusses.“ Das mache die SPD überhaupt nur mit, weil man das Projekt als solches weiterhin „gut und richtig“ finde.
Der Stadtrat musste die Zusatzkosten jetzt als erhebliche überplanmäßige Mehrausgabe gesondert genehmigen. Zum einen seien die Aufschläge erst im Dezember beziffert worden, so dass die Ausgabenveränderung über den gerade verabschiedeten Nachtragshaushalt 2019 nicht mehr vorgenommen werden konnte.
Ziel sei es jetzt außerdem, die Baumaßnahme noch 2019 abzuschließen – also deutlich früher als geplant. Das bedeute zugleich, dass auch fast alle Ausgaben noch im laufenden Jahr anfallen und die Stadt das bisher für 2020 eingeplante Geld quasi vorstrecken muss. Das alles führte dazu, dass der Stadtrat jetzt 1,2 Millionen Euro überplanmäßig bereitstellen musste, damit die Baumaßnahme für die Familien wie vorgesehen durchgeführt werden kann.
Auch Leitmecke-Verein muss bluten
Einen konkreten Vorschlag zur Deckung dieser Gelder hatte Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier noch nicht parat. Das sei aber nicht ungewöhnlich: Erst Mitte des Jahres werde sich abzeichnen, welche der geplanten Investitionen in Höhe von 25 Millionen Euro im Kernhaushalt der Stadt im Jahr 2019 tatsächlich auch anfielen. Mit Blick auf die Vorjahre sei davon auszugehen, dass Einsparungen bei anderen Investitionen die Mehrausgaben ausgleichen und keine zusätzlichen Kredite nötig würden.
Dass sich der Bürgerbadverein mit 150.000 Euro an den Mehrkosten beteiligen wolle, habe der Verein bereits „in Aussicht gestellt“, heißt es abschließend in der Beschlussvorlage. Auch Vereinsvertreter zeigten sich am Rande der Sitzung des Stadtrates angesäuert. Dass sie einen sechsstelligen Betrag nachschießen müssen, hätten sie nicht erwartet.