Menden. . CDU und SPD sagen Nein zum Umbau. Nach dem Aus fürs Bürgerhaus und gescheitertem Verkauf sieht es nach Abbruch aus. Auch der kann viel kosten.
Steht der Bürgersaal vorm Abriss? Die Lage an der Bahnhofstraße wird zusehends verworrener. Jetzt lehnten CDU und SPD einen Umbau des Gebäudes ab, in dem nach wie vor der städtische Seniorentreff sitzt. Dessen Zukunft bleibt völlig offen. Als Hauptschuldigen für die Misere machten die Politiker im Ausschuss für Umwelt, Planen und Bauen den Beigeordneten Uwe Siemonsmeier aus. Ihn soll Frank Wagenbach, Bau-Chef im Rathaus, jetzt nach einem Ausweg fragen.
Rückblende. Abriss und Neubau des Bürgersaals blies der Stadtrat Ende 2017 wegen Unklarheiten bei Kosten und Nutzung ab, nach vier Jahren Planung. Diverse Vorschläge, etwa für ein Hausarztzentrum, erwiesen sich als undurchführbar. Ein Vermarktungs-Versuch scheiterte an fehlenden Investoren.
Jetzt dürfte auch ein Umbau des Gebäudes an der Bahnhofstraße passé sein: CDU und SPD lehnten im jüngsten Bauausschuss die Idee der Verwaltung ab, den Bürgersaal zur Begegnungsstätte umgestalten zu lassen. Bis Ende September – dem Ablauf der Frist für das große Innenstadt-Programm – könnte die Stadt beim Land noch den Förderantrag für diesen Umbau stellen.
Kritik an „Bürgerhaus light“
Demnach sollte an der Bahnhofstraße eine „Begegnungsstätte für Jung und Alt“ entstehen: im Parterre mit Kantine, Multifunktionsraum-, Gruppen- und Büroräumen sowie öffentlichem Sanitärbereich. Im Obergeschoss sollten Anlaufstellen der Stadt sitzen, Energie- und Pflegeberater, dazu Gruppenräume für Verwaltung und Bürger.
Jetzt stehen alle Zeichen auf Abriss. Beide großen Fraktionen nennen die Begegnungsstätte ein „Bürgerhaus light“. Beim Fördergeber Land machte man sich damit „lächerlich“, weil man schon die erste Förderung verworfen habe, sagte SPD-Vizefraktionschef Friedhelm Peters. „Wir sind auf dem Wege, uns förderunwürdig zu machen!“
Die CDU erkannte im Begegnungszentrum für Jung und Alt ihre schon einmal abgelehnte Idee, Jugendzentrum und Seniorentreff unter ein Dach zu bringen – was die Verwaltung indes gar nicht vorhatte: Es sei diesmal nicht an den Treff gedacht, zumal das Zentrum am Kirchplatz jetzt für 1,5 Millionen Euro renovieren werden soll.
Wagenbach bat, drei Millionen Fördergeld fürs Begegnungszentrum nicht in den Wind zu schreiben. Zudem warte jetzt die Sanierung der Plätze vorm Rathaus und unterm Zeltdach, für das ein Glasdach angedacht sei: „Bei einem Abriss kippen wir auch das Glasdach!“
Grüne: Allerschlechteste Lösung
Trotzdem bekräftigte Sven Langbein (SPD) das Nein: „Die Fördersumme war auch beim Bürgerhaus das Argument“, für die Stadt komme es aber auf ihren Eigenanteil an. Und der sei für die Begegnungsstätte heute ebensowenig zu beziffern wie fürs Bürgerhaus: „Wir haben keine Lust mehr auf das Thema!“
Stefan Band (Grüne) und Klaus Luig (FDP) hielten dagegen: Die Stadt verzichte nicht nur auf die Fördermillionen, sie müsse für den Abriss viel Geld in die Hand nehmen. Auf zwei Millionen Euro schätzen Insider nach WP-Informationen die Kosten für die Entflechtung der Rathaustechnik und für ein neues Tiefgaragendach, denn der Bürgersaal steht auf der Tiefgarage. Und: Das Gebäude stehe noch mit etwa einer Million Euro in den Büchern. Stefan Band: „Das zahlen wir für einen Park mit drei Bäumen? Das ist die allerschlechteste Lösung!“
Tatsächlich gibt es auf politischer Seite bereits eine Planung, die einen Park vorsieht – mit einem Kantinen-Bau, in dem auch Bürger essen könnten. Keine Antwort gibt es indes auf die Frage nach dem Schicksal des Seniorentreffs.
SPD: Ex-Peuler-Gebäude für Seniorentreff
Als künftigen möglichen Standort des städtischen Seniorentreffs, der heute im Bürgersaal-Gebäude sitzt, schlug die SPD den Leerstand des Blumenhauses Peuler vor. Mit 300 Quadratmetern Nutzfläche gegenüber der Mendener Mühle solle der Standort in die Prüfungen einbezogen werden, erklärte Vizefraktionschef Friedhelm Peters.
Verärgert darüber, dass die Stadtverwaltung bisher keinen alternativen Standort gesucht hat, reagierte Peter Maywald (CDU) in der Bauausschuss-Sitzung. Zuvor hatte Fachbereichsleiter Frank Wagenbach erklärt, dass die Verwaltung davon ausgegangen sei, nur beim Verkauf des Bürgersaals einen neuen Standort suchen zu müssen. Bei einem Umbau hätte der Seniorentreff im Gebäude bleiben können.
CDU-Kritik an der Verwaltung
Peter Maywald nannte es „völlig abwegig, dass die Verwaltung aufgrund einer möglichen Entscheidung einen Auftrag nicht ausführt“. Der habe klar darin bestanden, in jedem Fall eine Alternative zu suchen: „Die Senioren haben Anspruch auf eine Heimstatt!“
>>> KOMMENTAR<<<
Nach dem Nordwall droht Menden an der Bahnhofstraße die nächste Dauerkrise. Für Politik und Verwaltung geht es nicht mehr um die beste Lösung, sondern nur noch um die am wenigsten schlechte. Und anders als am Nordwall, wo ein letztlich unfähiger Investor mitmischte, ist dieses Kapitel komplett hausgemacht.
Ein Abriss des Bürgersaals kann offenbar Millionen kosten. Rechnet man Förderverzicht plus Abrisskosten plus Abschreibung, stünde an der Bahnhofstraße am Ende die teuerste Kantine der Welt. Für den bereits gerupften Seniorentreff gibt es in der Nähe zudem keine in Größe und Lage vergleichbare Alternative. Auch die Peuler-Immobilie, hieß es am Rande der Sitzung, sei viel zu klein.
Am vernünftigsten wäre dann wohl der Umbau gewesen. Doch darauf hat man in CDU und SPD „keine Lust mehr“. Seit wann ist das ein Kriterium? An solche Sätze wird man sich noch erinnern, falls auch noch die Fördergelder zur Sanierung der Plätze verloren gehen.
Thomas Hagemann