Menden. . Ein Erlass des NRW-Schulministeriums sorgt dafür, dass sich das Mendener Hönnegymnasium teilweise aus der Inklusion zurückziehen muss.

Das Gymnasium an der Hönne wird ab dem kommenden Schuljahr keine zieldifferenten Kinder mehr aufnehmen. Am Walburgisgymnasium ist das ebenso wenig möglich. Ganz obsolet ist das Thema Inklusion an den Gymnasien allerdings nicht.

Ab kommendem Schuljahr soll es am Hönnegymnasium nicht mehr möglich sein, Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf an der Schule anzumelden. Der Grund: Es fehlt an geeignetem Personal. „Es sind sehr wenig Sonderpädagogen auf dem Markt“, macht Schulleiter Ulrich Cormann deutlich. Künftig sollen nur noch zielgleiche Kinder mit Behinderung – also mit sozial-emotionalen oder körperlichen Beeinträchtigungen – am Hönnegymnasium unterrichtet werden. Es werde weiterhin inklusiv beschult.

27 Kinder betroffen

Ausnahmen, sagt Cormann, könne die jeweilige Schulkonferenz beschließen. So können zieldifferente Kinder nur noch beschult werden, sofern es gesonderte Fortbildungen für das Lehrpersonal gibt, strikte Auflagen des Schulministeriums erfüllt werden und Träger sowie Schulaufsicht zustimmen.

Begriffserklärung: Zieldifferent und zielgleiche Schüler

Als zieldifferent werden Kinder in ihrer schulischen Laufbahn bezeichnet, die nicht das Abitur als Abschluss haben, sondern innerhalb des Klassenverbandes gesonderte Aufgaben und Inhalte erhalten. Zieldifferente Schüler haben in der Regel eine geistige Behinderung und benötigen daher die Hilfe eines Sonderpädagogen im Unterricht.

Zielgleiche Schüler sind Kinder, die denselben Abschluss anstreben wie ihre Mitschüler. Körperliche Beeinträchtigungen würden das Lernverhalten nicht nachhaltig beeinflussen.

Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden müssen, sollen laut eines Runderlasses des NRW-Schulministeriums zur Neuausrichtung der Inklusion stärker auf Real-, Gesamt- und Hauptschulen verteilt werden. So hat Ulrich Menge von der Stadtverwaltung im Schulausschuss aktuelle Zahlen vorgestellt. 27 Kinder mit „sonderpädagogischem Förderbedarf“ werden im Sommer von der Grund- oder Förderschule in eine weiterführende Schule wechseln. Die Gesamtschule nimmt demnach 14 Kinder auf, die Realschule 13. Es gibt allerdings eine Ausnahme, wenn diese Schulen an ihre Grenzen stoßen: „Bei einem Überschuss müssen die Gymnasien wieder einspringen“, erklärt Cormann. Gleichzeitig macht er mit Blick auf Schüler mit Handicap am Hönnegymnasium deutlich: „Sie sind bei uns nicht mehr wegzudenken.“ Die teilweise Kehrtwende bei der Inklusion beziehe sich auch nur auf Neuaufnahmen und nicht auf Kinder, die bereits an der Hönne zur Schule gehen. „Die Inklusion bleibt generell erhalten“, betont Cormann.

Am Walburgisgymnasium ist es seit jeher nur möglich, Kinder anzumelden, die zielgleich unterrichtet werden sollen. „Das haben wir bisher immer so praktiziert und werden es weiter tun“, betont Schulleiter Dr. Eduard Maler. Ohnehin seien Sonderpädagogen an privaten Schulen finanziell nicht darstellbar. Anfragen für den Unterricht für zieldifferente Kinder würden abgelehnt.

Mosaikschulen als Lösung

Für den Vorsitzenden des Schulausschusses, Peter Maywald (CDU), war der Unterricht mit zieldifferenten Kindern an Gymnasien nie die beste Lösung. „Es macht keinen Sinn, auch wenn die Förderung bemüht war.“ Denn durch verschiedene Inhalte sei der Unterricht weder für die betroffenen Kinder, noch für den Klassenverband angemessen gewesen. Aus seiner Sicht böten sogenannte Mosaikschulen die beste Lösung. An diesen Standorten könnten Förderschwerpunkte besser gebündelt werden. Die nächstgelegene Mosaikschule befindet sich in Iserlohn. Schulen, die sich auf die Förderung von Kindern mit geistigen Behinderungen spezialisiert haben, könnten zudem „wesentlich kleinere Klassenverbände“ anbieten. Als Beispiel nennt er die Karl-Sonnenschein-Schule in Iserlohn-Sümmern. „Der Erlass ist eine ausgesprochen positive Angelegenheit“, ist Maywald überzeugt.

Beim Blick über die Grenzen Mendens hinaus – Maywald ist Vorsitzender des MK-Schulausschusses – könne er sich nicht vorstellen, dass andere Städte „vom Mendener Modell abweichen“.

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