Menden. . Das alte Presswerk an der Promenade wird entweder eine einzigartige Arena zur Berufswahl oder Fall für die Abrissbirne. Dann käme ein Park.

Kommt das Großprojekt am Schmelzwerk zur Berufsfindung für junge Leute? Noch ist nichts entschieden. Doch eine falsche Entscheidung kann die Stadt Menden offenbar einen siebenstelligen Betrag kosten. Das wurde in der Januar-Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Planen und Bauen deutlich.

Darin hatten zunächst die Ideengeber, Unternehmer Hermann Josef Schulte (HJS) und Altbürgermeister Rudi Düppe, erneut ihr Projekt vorgestellt: „Es hat bei Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Berlin großen Anklang gefunden“, sagte Schulte. Im öffentlichen Teil der Sitzung wollten Mendens Kommunalpolitiker, immerhin Hausherren im Schmelzwerk, dann vor allem wissen, wie sie all das unterstützen könnten.

Stadt zahlte Lehrgeld in Hönne-Insel

Ihre kritischen Fragen stellten sie laut WP-Informationen später im nichtöffentlichen Teil, als Schulte und Düppe den Ratssaal verlassen hatten. Die hatten zuvor klargemacht: Die neue Idee braucht die massive Förderung des Bundes. Nur dann entsteht im alten Schmöle-Presswerk an der Unteren Promenade das digital getriebene Pilotprojekt zur Berufswahl mit bundesweitem Vorbildcharakter.

AAV: Gegen Gefahren aus verseuchten Böden

Um Gefahren durch verunreinigte Böden und Grundwasser abzuwehren, wurde 1988 der „AAV – Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung“ in NRW per Gesetz gegründet.

Pflichtmitglieder sind das Land und seine Städte, zudem haben sich viele Unternehmen freiwillig angeschlossen.

Doch das Berufswelt-Projekt kommt just zu einer Zeit, in der ein deutlich älterer Förderantrag der Stadt Menden beim Verband für Flächenrecycling und Altlastensanierung (AAV) kurz vor der Genehmigung steht. Dessen Ziel ist jedoch nicht die Umwandung der Schmelzwerk-Nachbarhalle in eine Event-Arena für reale und virtuelle Arbeitswelten. Sondern das krasse Gegenteil: Das Presswerk würde abgerissen, und rund um die verbleibende Großdisco soll eine parkähnliche Anlage entstehen.

Diese Fläche wiederum soll bei Hochwasser überschwemmt werden und so die Innenstadt vor Überflutungen wie 2007 schützen. Das würde auch heißen, dass der Boden zuvor aufwändig saniert werden muss. Denn unter der Industriebrache sind erhebliche Altlasten zu befürchten. Vor 15 Jahren hatte die Stadt nach dem Abriss des Walzwerks auf der heutigen Hönne-Insel in Sachen Altlasten ein millionenschweres Lehrgeld bezahlt. Der AAV übernimmt den Großteil der Kosten für die Bodensanierung, wenn der Antrag genehmigt wird. Das wiederum hänge wesentlich von der Folgenutzung ab, hieß es. Die Genehmigungsfrist laufe nur noch bis Juni. Ohne Klarheit über das neue Projekt könnte die Stadt dann womöglich einen siebenstelligen Förderbetrag in den Wind schreiben. Immerhin wäre ein neuer Anlauf möglich.

Spatz oder Taube?

Doch in der Sitzung sei jetzt die Furcht der Mendener Politiker vor diesem Szenario deutlich geworden, erfuhr die WP. Es dürfe nicht passieren, dass die Stadt wegen des Schulte-Düppe-Projekts auf das Geld aus dem Altlastenfonds verzichtet – und sich die Berufswahl-Idee danach mangels Bundesgeld als Luftschloss erweist. Daher sollte bis Juni klar sein, was aus dem großen Arbeitsmarkt-Projekt wird.

Gibt es diese Klarheit dann noch nicht, bleibt den Politikern wohl nur noch die Frage, was ihnen lieber ist: der Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach.