Menden. . Bluttests sind Pflicht, Impfungen werden empfohlen: Die Vorsorge-Maßnahmen sorgen laut dem Mendener Landwirt Alexander Schulte für Verzögerungen

„Die Nachricht, dass wir jetzt Restriktionsgebiet sind, ging unter den Kollegen herum wie ein Lauffeuer, ich habe am Mittwochnachmittag durch einen Viehhändler davon erfahren“, berichtet der Mendener Landwirt Alexander Schulte. Denn Kreisveterinär Dr. Dieter Sinn hat im Märkischen Kreis am Mittwoch offiziell vor der Blauzungenkrankheit gewarnt.

Diese Seuche ist für Menschen ungefährlich – ganz anders als für Rinder, Schafe, Ziegen, Wildwiederkäuer oder „kamelartige Tiere“. Wo die Blauzungenkrankheit auftritt, wird nach EU-Bestimmungen daher sofort ein 150 Kilometer großes Sperrgebiet um den Ort herum gezogen. Innerhalb der Zone wird der Handel mit diesen Tieren eingeschränkt, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Und in solch einer „Restriktionszone“ liegt nun auch der Märkische Kreis, nachdem die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 8 (BTV-8) amtlich festgestellt in einem Rinderbestand bei Bad Kreuznach aufgetreten ist. Heimische Landwirte wie Alexander Schulte müssen somit jetzt trotz gesunder Bestände die vorsorglich erlassenen Auflagen beachten.

Nicht immer eindeutige Anzeichen

Für Schulte bedeutet die Lage im Restriktionsgebiet jetzt: Vor Verkäufen von Kälbern oder Jungrindern muss der abgebende Betrieb dafür sorgen, dass jedem Tier eine Blutprobe entnommen wird. Erst wenn nach etwa einer Woche ein Ergebnis ohne Befund vorliegt, dürfe ein Verkauf stattfinden.

Angesichts seiner 160 Milchkühe und 180 Jungtiere (bis zwei Jahre) erwartet er Beeinträchtigungen in den üblichen Abläufen. Schulte hat den Betrieb 2010 vom Vater übernommen – und war im Sommer einer der Gastgeber der WP-Redaktion im Rahmen der Serie „Heimaturlaub“: Eine Lokalausgabe wurde auf Hof Schulte-Steinhausen produziert, nebenbei erfuhr die Redaktion viel über die Landwirtschaft – und lernte sogar zu melken.

Blutsauger übertragen das Virus von Tier zu Tier

Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte Infektion insbesondere der Rinder und Schafe. Bei Schafen kann die Krankheit akut verlaufen, während sie bei Rindern in der Regel ohne oder nur mit milden Krankheitssymptomen verläuft. Das Virus wird über kleine, blutsaugende Mücken zwischen den Tieren übertragen.

Indes werden aus dem heimischen Raum vor allem Bullenkälber verkauft, vorzugsweise nach Niedersachsen, erklärt Pressesprecher Hendrik Klein auf Nachfrage beim Märkischen Kreis in Lüdenscheid. Empfängliche Tiere dürften jetzt nur noch unter bestimmten Bedingungen aus dem Sperrgebiet gebracht werden. Dies gilt laut Kreisveterinär Dieter Sinn auch für Samen, Eizellen oder Embryonen.

Der aktuelle Seuchenzug gehe nur mit sehr gering ausgeprägten Krankheitsanzeichen einher. Jeder Verdacht sei daher sofort beim Veterinäramt anzuzeigen. Sinn: „Schafe können gering bis stark ausgeprägte Symptome zeigen, bei Rindern und Ziegen verläuft die Erkrankung meist ohne eindeutig erkennbare Krankheitsanzeichen.“

Jetzt sind die Hof-Tierärzte gefragt

Symptome können Fieber, Apathie, die Blaufärbung, Geschwüre und Nekrosen in Haut und Maulschleimhaut, an Lippen, Zitzen, Euter oder Gliedmaßen sein. Dringend anzuraten sei die Impfung, die Schutz biete und den Transport aus dem Restriktionsgebiet erleichtere. Dafür sollten sich Landwirte an ihren Hof-Tierarzt wenden, der die Impfung dokumentieren müsse.