Dendemann erklärt, warum der Umgang mit Sprache für ihn Handwerk und pures Vergnügen ist. Vorbild ist ein ganz anderer Großmeister.

WP-Leser haben schon darüber gestritten, ob der Name des Albums „Da nich für“ jetzt eher sauerländer oder ein norddeutsches Platt ist. Wie war’s denn gemeint?

Gibt’s die Redewendung echt im Sauerland?

Es soll vorkommen.

Ich hab hier noch ein ungerahmtes Poster mit nur sauerländer Slang drauf. Ganz viele Worte. Da ist es nicht drauf. Generell kommen ja hier die Leute in Hamburg mit dem Sauerländer Platt nicht so klar. Für die ist Plattdeutsch so etwas Nordisches. Ich persönlich finde ja diese Zusammenhänge so großartig. Und dann auch noch mit dem anglo-sächsischen Einfluss. Das ist für mich sprachlich ein großes Vergnügen. Ich hab’s aus Hamburg. Für die hat „Da nich für“ so einen unhöflichen Touch. Für mich heißt das einfach nur „Gern geschehen“. Aber das ging nicht als Albumname. Das gibt’s schon von „Blumentopf“.

Dendemann wechselt häufiger den Stil.
Dendemann wechselt häufiger den Stil. © Nils Müller

Jan Böhmermann hat mal vorgemacht, wie man aus vier simplen Wörtern und der Hilfe von Schimpansen schnell einen Pop-Song hinrotzt. Wie darf man sich das bei Dir vorstellen. Akribische Arbeit mit Reimlexikon? Viel Wein?

Früher habe ich wirklich phasenweise bei jeder Gelegenheit jede Doppeldeutigkeit gesammelt. Das habe ich Gott sei Dank abgelegt. Spätestens seit dem Neo Magazin weiß ich, dass das ein Handwerk ist, das man entweder kann oder nicht. Ich weiß, dass es eine Kopfsache ist und dass ich mich auf meine Sprache verlassen kann. Es wird nicht komisch. Es wird höchstens zu geschwollen oder verdreht klingen, aber es wird ein Deutsch sein, das man auf die Leute loslassen kann. Es ist nicht mein Tagebuch-Gedankenkauderwelsch. Es ist für andere gemacht. „Wo ich wech bin“ ist in zwei Stunden aus mir rausgeflossen.

Wie kommt man drauf, dass sich „genau“ auf „bekiffter Pfau“ reimt?

Man muss breit gefächert um drei Ecken denken. Das machen tatsächlich unglaublich viele Rapper so. Wenn man zum Beispiel die Vergleiche von Ali As hört, da fällst du aus allen Wolken. Es gibt sogar einen mit mir drin: „Ich bring Dividende...“ Das ist einfach die Aufmerksamkeit für die Doppeldeutigkeiten. Ich bin total froh, auf Deutsch zu rappen.

Viele Gangster-Rapper hauen spontan auf der Bühne einen raus. Bei Dir schaut’s eher nach Handwerk aus.

Trotzdem habe ich jetzt durch die Fernseharbeit gelernt, sowohl das eine als auch das andere zu können. Man kann mich jetzt eine Stunde in eine Ecke setzen und ich komme danach mit einem Ergebnis, mit dem ich arbeiten kann.

Eine spontane Zeile auf Menden?

Nicht in diesem Gespräch (lacht). Wie konnte ich nur dieses Interview zusagen und nicht gleich so etwas in petto haben. Notiz ans Promo-Team: Mehr Menden-Wortspiele vorbereiten!

Im letzten Song „Noch ein Gedicht“ kommt Heinz Erhardt zu Wort. Bis Du Erhardt- Fan?

Er hat mich unglaublich beeinflusst. Das Lied ist alt. Es ist das älteste. Das hört man ihm auch ein bisschen an. Ich wusste immer im Hinterkopf, dass es einen Sketch von Heinz Erhardt gibt, der so heißt. Ich hatte mir immer vorgenommen, das noch einmal ‘rauszusuchen. Dabei ist mir aufgefallen, dass das nicht nur thematisch hervorragend passt. Es ist so als ob Heinz Erhardt rappen würde. Diese Wortspiele sind so als wären sie aus dieser Zeit. Es ist wirklich so, als wäre ich der Enkel von Heinz Erhardt.

Hier geht’s zum kompletten Interview mit Deutsch-Rapper Dendemann!