Lendringsen. . Ein Kabelbruch im Fluss legt viele PCs und Telefone im Süden seit Tagen tot. Bis 24. Januar soll die Leitung provisorisch überbrückt werden.

Den ungewöhnlichsten Kabelschaden seit langem hat die Telekom derzeit in Menden zu bewältigen: Die Leitung auf dem Grund der Hönne, an der zahlreiche Internet- und Telefonanschlüsse in Lendringsen und Hüingsen hängen, ist in Höhe des Walzwegs aus noch unbekannten Gründen durchgebrochen – trotz ihrer Ummantelung. Schon seit Jahresanfang klagen betroffene Anlieger in Lendringsen und Hüingsen über tote Leitungen. Wer keine mobile Verbindung hat, ist praktisch abgeschnitten. Beschwerden bei der Telekom fanden nach Berichten der Anlieger kaum Gehör. Man habe sich „abgewimmelt“ gefühlt und weder Ursache noch Lösung genannt bekommen.

Durchhalten bis zum Donnerstag

Auch die WP-Anfrage brauchte zwei Tage bis zur Antwort, doch jetzt klar, was genau passiert ist: „Seit dem 7. Januar ist Wasser in unser Kabel eingedrungen, das unter der Hönne in einem Düker liegt“, erklärte Dirk Becker, Sprecher der Telekom in Bonn. Von der Störung seien im Bereich Hüingsen und Lendringsen rund 200 Kunden betroffen. Die Schadensstelle habe durch Tiefbaumaßnahmen, für die entsprechende Genehmigungen – unter anderem wegen Naturschutzbestimmungen – einzuholen waren, genau bestimmt werden müssen.

Leitung soll jetzt über den Fluss geführt werden

Auf zwei Masten soll die reparierte Hauptleitung in Höhe der Bruchstelle über den Fluss gehängt werden. So beschreibt es Kreis-Sprecher Hendrik Klein.

Dass der MK als Untere Wasserbehörde einzuschalten war, liege an der Stromführung und den Eingriffen in die Natur.

Der Kreis habe eine raschere Reparatur aber nicht verhindert, wie es zwischenzeitlich hieß. Klein dazu: „Das ist Quatsch.“

Am Donnerstag letzter Woche habe Hochwasser weitere Maßnahmen verhindert. Am Freitag sei die Schadensstelle in Höhe des Walzwegs lokalisiert worden, danach seien weitere Genehmigungen zur Instandsetzung einzuholen gewesen. Am Montag sei dann entschieden worden, dass der Düker neu gebaut werden muss. „Die Versorgung der betroffenen Kunden soll durch ein Provisorium, sprich eine überirdische Leitung an Masten, hergestellt werden“, sagte Becker. Am Donnerstag hätten Verantwortliche der Stadt, der Baufirma und der Telekom die Baustelle besichtigt und festgelegt, dass die entsprechenden Tiefbaumaßnahmen zur Errichtung der Masten begonnen werden können. Die Arbeiten hängen nun von den weiteren Witterungsbedingungen ab. „Wir hoffen aber, dass sie am nächsten Donnerstag, 24. Januar abgeschlossen sein werden.“

Damit die Kunden weiter erreichbar sind, könnten sie beim Kundenservice eine kostenlose Rufumleitung auf ihre Mobilfunkgeräte beantragen. Der Service sei an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr unter der kostenfreien Rufnummer 0800 330 1000 erreichbar. Becker: „Sollte die Wartezeit zu hoch sein, können die Kunden auch einen Rückrufservice vereinbaren.“ Dieser werde beim Anruf im Sprachmenü automatisch angeboten. Die Kunden können das auch selbst machen: http://www.telekom.de/kundencenter. Die Telekom bitte für die Unannehmlichkeiten um Entschuldigung, bitte aber aufgrund der besonderen Gegebenheiten auch um Verständnis für die Dauer der Arbeiten.

Sparkasse statt Online-Banking

Dieses Verständnis hat inzwischen enge Grenzen, wie Nachfragen der WP ergaben. Niels Schäfer, Spediteur im Tiefen Brauck in Hüingsen, hat seine Sekretärin inzwischen in Urlaub geschickt, da am PC seit dem 7. Januar nicht mehr gearbeitet werden kann. Seine Aufträge erhält er übers Handy, und statt des üblichen Online-Bankings stehe der tägliche Gang zur Sparkasse an, beschreibt der Unternehmer.

Auch Steuerberater Dieter Neuendorf, der sein Büro an der Lendringser Hauptstraße hat, wusste sich mit einer Rufumleitung übers Handy zu helfen. Die Telekom habe ihm soeben einen Funk-Router geschickt, der ihm aber nur bedingt aus der Patsche helfen könne.

Der WP wird indes auch von älteren Menschen berichtet, die nur über ein Festnetz-Telefon verfügen. Eine ältere Dame sei gerade aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen, erzählt ein Nachbar: „Was macht die denn im Notfall?“

Bis zum 24. Januar gilt es für die Betroffenen wohl noch durchzuhalten. Dann soll das Provisorium stehen. Die eigentliche Reparatur des Schadens im Fluss werde aber drei bis vier Monate in Anspruch nehmen, erklärte Hendrik Klein, Sprecher des Märkischen Kreises als Unterer Wasserschutzbehörde.

Der MK habe angeordnet, dass diese Arbeiten erst nach einer möglichen Hochwasserphase im Frühjahr, folglich erst ab dem Sommer, beginnen können.

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Viel Vertrauen verspielt

Man könnte es mit Humor nehmen: Jetzt ist in Hüingsen auch die virtuelle Schranke runtergegangen. Doch lustig sind tote Anschlüsse für Betroffene keineswegs. Und wie die Telekom mit ihnen umspringt, ist hanebüchen.

Um es klar zu sagen: Wenn am 7. Januar ein Kabel bricht, das sinnigerweise mitten im Fluss liegt, hat bei 200 kaputten Anschlüssen von Bürgern und Unternehmen spätestens am 8. Januar die Pressemitteilung vorzuliegen. Stattdessen lässt man jeden rätselraten, ob der eigene Apparat hinüber ist, und dann einzeln in den Warteschleifen der Callcenter zappeln. Sogar die Presse erhält Auskünfte erst nach zwei Tagen.

Ein Hauptkabel kann mal kaputtgehen. So aber geht das Vertrauen in den Branchenführer gleich mit.

THOMAS HAGEMANN