Menden/Balve. . Spionieren Diebe mit Zitronen in Gärten mögliche Opfer aus? Einbrüche sorgen für Unruhe in Menden und Balve. Die Polizei klärt auf.
Nach einer ruhigeren Phase hat die Zahl der Einbrüche in Menden und Balve zuletzt wieder zugenommen. Unter den Berichten auf der WP-Facebookseite schildern Bürger verdächtige Beobachtungen, etwa Zitronen oder Tomaten in ihren Gärten, mit denen Täter angeblich feststellen wollen, ob Bewohner im Haus sind oder nicht. Motto: Wird die Zitrone nicht entfernt, haben Täter grünes Licht. Andere Mendener wiederum preisen ihre Hunde als „besten Einbruchsschutz“, sogar zur Bildung einer Bürgerwehr wird aufgerufen. Die WP befragte dazu Christof Hüls, Sprecher der Kreispolizeibehörde Iserlohn, die auch für Menden und Balve zuständig ist.
Zitronen im Garten
Diese Einbruchs-Theorie verweist Hüls ins Reich der Legenden, wo auch von „Gaunerzinken“ erzählt wird, mit denen sich Einbrecher angeblich untereinander anzeigen, wo etwas zu holen ist. „Mit Zitronen im Garten würden Täter nur auf sich aufmerksam machen“, sagt Hüls nach Rücksprache mit erfahrenen Kripo-Beamten. Demnach halten sich Einbrecher heute in den allermeisten Fällen nicht mit dem „Ausbaldowern“ von Tatorten auf. „Die grasen eine Wohnsiedlung ab und entscheiden spontan nach äußeren Anzeichen, in welches Haus sie einsteigen“, beruft sich Christoph Hüls auch auf Interviews, die mit Profis aus dem Milieu geführt wurden. „Sichere Anzeichen sind für sie zum Beispiel geleerte, aber nicht zurückgestellte Mülltonnen am Straßenrand oder überquellende Briefkästen“, und zur Sicherheit werde am Ende oft schlicht angeklingelt.
Auch dass „lichtscheue“ Gestalten vorzugsweise in Abend- und Nachtstunden unterwegs sind, hätten die meisten Einbrüche in Häuser und Wohnungen in den letzten Monate widerlegt: „Tagsüber ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass keiner zuhause ist – und Einbrecher wollen auf keinen Fall Bewohnern begegnen“, sagt Hüls. Bei Dunkelheit im Haus das Licht anzulassen, könne indes schon helfen.
Auf Hunde ist kein Verlass
Wer seinen Haushund als „besten Einbruchsschutz“ bezeichne, liege schief, erklärt Hüls. Auch hier deckten sich die Erfahrungen der Polizei mit Angaben überführter Einbrecher. „Es gibt Täter, die Wohnungen mit Hunden meiden. In der Regel reichen aber ein paar Leckerlis, um die Tiere ruhigzustellen.“ In Menden sei ein Hund vor zwei Jahren sogar mit Schlafmittel im Leckerchen außer Gefecht gesetzt worden. Und das Bellen eines Hundes alarmiere in aller Regel niemanden in einer Nachbarschaft. Denn die sei daran gewöhnt sei, dass Fido von nebenan auch mal Laute von sich gibt.
Fazit: Wer sich in Sachen Einbruchsschutz auf seinen Vierbeiner verlässt, ist in aller Regel verlassen.
Nachbarschaftshilfe statt Bürgerwehr
Wer die Bildung einer Bürgerwehr fordere, der setze deren Mitglieder Lebensgefahren aus, stellt Hüls zu dieser Form vermeintlicher Abwehr klar. „Davon abgesehen, dass das Gewaltmonopol bei der Polizei liegt und Selbstjustiz strafbar ist: Was tut denn die Bürgerwehr, wenn sie plötzlich einem Straftäter gegenübersteht, der ein Stemmeisen in der Hand hält?“
Der Gedanke, dass sich Nachbarn untereinander helfen, sei allerdings genau der richtige, fügt der Polizeisprecher an. „Dabei muss es aber darum gehen, nebenan die Mülltonne zurückzuziehen, den Briefkasten zu leeren oder die Rollläden hochzuziehen.“ So sehe wirksamer Einbruchsschutz unter Nachbarn aus. Niemals sollte man hingegen auch nur versuchen, selbst Jagden auf Täter zu veranstalten.
Sofort den Notruf wählen
Wenn aber weder das Beachten von Zitronen noch der Haushund oder Bürgerwehren helfen: Was können Bürger tun, um sich vor der grassierenden Einbruchswelle zu schützen – außer, aufeinander acht zu geben?
Hierzu sagt Christof Hüls: „Wenn Bürger Beobachtungen machen, so sollten sie sich direkt an den Polizei-Notruf 110 wenden.“ Einen entsprechenden Aufruf hat es kürzlich für Menden und Balve gegeben (die WP berichtete). Hüls weiter: „Das betrifft zum Beispiel Fahrzeuge, die sich sonst nie in einer Seitenstraße oder Sackgasse bewegen.“ In dem Aufruf hatte es auch geheißen, dass die Täter gerne neuere Autos benutzen, meist gepflegt aussehen – und dass die Zahl der weiblichen Täter viel höher ist als gemeinhin angenommen.
Polizei berät auch zu Hause
Wer sich kostenlos zum Thema Einbruchsschutz beraten lassen möchte, der kann sich an die Kriminalprävention, also die Vorbeugung, unter Telefon 02372/9099-55 oder -5512 wenden. Christof Hüls verweist zudem darauf, dass die Beratung nach Anmeldung auf Wunsch auch in den eigenen vier Wänden erfolgen kann. Dabei geht es auch um mechanische Möglichkeiten, die Einbrechern das Leben schwerer machen.