Menden. . 80 Prozent der Drittklässler am Papenbusch sind Nichtschwimmer – doch der Schule fehlen die Hallenbadzeiten. Eltern appellieren an die Stadt
Alarm in Sachen Schwimmunterricht schlägt die Anne-Frank-Grundschule, Stammschule des Platte Heider Verbundes mit der Bodelschwinghschule: Es werde dringend eine weitere Hallenbadstunde benötigt, sonst blieben viele Kinder Nichtschwimmer. Aus der Begründung des Bürgerantrags geht hervor, wie ernst der Hintergrund ist: Von derzeit 112 Drittklässlern – also dem Jahrgang, der schwimmen lernen soll – seien noch 66 Kinder Nichtschwimmer. Das Gros dieser Kinder besucht die Stammschule am Papenbusch, wo sich heute von 68 Schülern 55 nicht allein über Wasser halten könnten. Das ist eine Quote von 80 Prozent, die von der Antragstellerin, einer Mutter und Elternvertreterin, als „dramatisch hohe Zahl“ bezeichnet wird.
Unterricht nur für ein halbes Jahr
Wie berichtet, hatte es gerade um den Papenbusch eine kontroverse Debatte im Ausschuss für Kinder- und Jugendhilfe gegeben – zur Frage, ob die Siedlung noch als sozialer Brennpunkt zu betrachten sei oder nicht. Zum Vergleich: Von den Drittklässlern an der Bodelschwinghschule, der Schwesterschule am Malvenweg in Platte Heide, kann nur ein Viertel noch nicht schwimmen.
Derzeit steht jeder der beiden Teilschulen donnerstags nur eine Schulstunde pro Woche im Hallenbad zur Verfügung. Weil die Schule aber schlecht 66 Nichtschwimmer sowie ein körperbehindertes Kind zeitgleich ins Wasser schicken kann, ist diese Gruppe halbiert worden. Jede Gruppe erhält jetzt nur ein halbes Schuljahr lang Schwimmunterricht.
Stadt hat Schule schon Vorschläge gemacht
Nach Angaben von Stadt-Sprecher Johannes Ehrlich hat die Stadt Menden der Schulleitung bereits Vorschläge zur Behebung des Zeitenproblems gemacht – etwa die Stunden der Gruppen davor mitzunutzen oder das Schwimmen mittags anzubieten. beides habe die Schule indes als unpraktibal abgelehnt.
Anbei: Die übliche Stärke einer Lerngruppe im Becken liegt bei 15 Kindern, hier sind es trotz der Aufteilung der Nichtschwimmer noch immer jeweils doppelt so viele.
So aber, meint die Antragstellerin, könne unmöglich das im Lehrplan verbriefte Ziel erreicht werden, dass alle Kinder am Ende ihrer Grundschulzeit sicher schwimmen können. „Sicher“ bedeutet laut Definition, sich „möglichst angstfrei ohne Fremdhilfe in schwimmtiefem Wasser zielgerichtet fortbewegen“ zu können.
Das Problem sei entstanden, als sich die Gesamtzahl der Drittklässler an der Gemeinschaftsschule mit Beginn des laufenden Schuljahres von 88 auf 112 erhöhte. Verschärft werde die Lage aus Elternsicht noch dadurch, dass die Stadt die sanierungsbedingte vierwöchige Schließungsphase diesmal nicht in die Sommerferien gelegt hat – bekanntlich aus Kostengründen wegen hoher Baupreise im Sommer. Stattdessen schließt das Hallenbad jetzt in der Schulzeit: vom 27. Oktober bis 23. November. Damit verlieren die Grundschüler weitere wertvolle Lernstunden.
Eltern nehmen Stadt in die Pflicht
Die Eltern nehmen die Stadt jetzt in die Pflicht: Laut Schulgesetz muss sie als Schulträger die „für einen ordnungsgemäßen Unterricht erforderlichen Schulanlagen, Gebäude und Einrichtungen“ bereitstellen. Das sei nicht gewährleistet, und so könne die Grundschule Platte Heide die pflichtigen Vorgaben aus dem Sport-Lehrplan nicht einhalten. Auch die Inklusion des körperbehinderten Kindes erfordere eine Ausweitung der Schwimmzeit, denn es brauche laut Gesetz „einen geregelten und selbstverständlichen Zugang zur öffentlichen Einrichtung Hallenbad“.
Am Ende des Bürgerantrags steht ein Appell der Eltern: „Wir erwarten größere Unterstützung bei der Umsetzung des Bildungs- und Erziehungsauftrags der Schulen, gerade wenn es um die Aneignung existenzieller Kulturtechniken geht. Es muss in Menden viel mehr für die Integration und Inklusion an Schulen getan werden!“