Menden. . Sven Naujoks ist gleichzeitig Substitutions- und Hausarzt. In seiner neuen, innenstadtnahen Praxis werden beide Bereiche streng getrennt.

Noch in diesem Jahr soll Menden wieder einen Substitutionsarzt bekommen: Mit Sven Naujoks (47) kommt ein Mann, der sich auf dem Gebiet bestens auskennt. Zudem wird Naujoks gleich an zwei Gesundheitsbaustellen in der Hönnestadt aushelfen: Der Spezialist wird in seiner innenstadtnahen Praxis ebenfalls als Hausarzt tätig sein. Um beide Bereiche miteinander zu vereinen, hat er sich ein ausgetüfteltes Praxis-Konzept überlegt.

„Sven Naujoks hat die Artikel in der Zeitung gelesen, dass Menden einen Substitutionsarzt braucht, und wollte das dann machen“, erklärt Thomas Zimmermann, Dipl-Sozialarbeiter bei der Anonymen Drogenberatung in Menden.

Gesundheit und soziale Situation sollen sich verbessern

Drogensubstitution, Drogenersatztherapie oder fachlich noch genauer Substitutionstherapie Opioidabhängiger sind drei Begriffe für dieselbe Sache.

Bei der Substitution werden Drogensüchtige – meist solche, die heroinabhängig sind – mit verordneten Medikamenten wie Methadon behandelt.

Ziel einer Substitution ist nicht nur eine gesundheitliche Verbesserung. Auch die soziale Situation soll sich durch eine dauerhafte Abstinenz verbessern.

Er ist sich sicher, dass der Neue eine hervorragende Wahl ist: „Der hat in der Justizvollzugsanstalt in Hagen gearbeitet. Der kann mit harten Jungs umgehen“, versichert Zimmermann. Auch im Fröndenberger Justizvollzugskrankenhaus ist Naujoks tätig gewesen. Zimmermann: „Wir sind sehr froh, dass jemand nach Menden kommt.“

Angst vor Szenenbildung

Der 47-jährige Naujoks ist ein kerniger Typ, berichtet von seinen Erfahrungen als Mediziner hinter Gittern: „Ich habe vorwiegend als freiberuflicher Arzt im Strafvollzug gearbeitet. Dann wollte mich die Regierung festanstellen. Das wollte ich aber nicht.“

Der Unnaer hat die erforderliche Weiterbildung zum Suchtmediziner absolviert. Im Gefängnis arbeitete er mit Menschen, bei denen der Drogenentzug nicht so gut geklappt hat. Hier soll das anders aussehen. „Ich glaube, ich werde endlich mit normalen Leuten zu tun haben“, freut Naujoks sich auf seine Arbeit in Menden.

Eigentlich hatte der Mediziner geplant, eine Arztpraxis in Menden zu finden, die er übernehmen könnte, „aber es gab keine“. Nächster Ansatz: Eine geeignete Immobilie finden und umbauen. Doch das scheiterte oftmals an den Vermietern: „Viele Vermieter wollten das nicht, weil sie Angst haben vor einer Szenebildung“, erklärt Naujoks.

Guter Ansatz, weiter Weg

Die Niederlassung von Sven Naujoks könnte für Menden zum Glücksfall werden. Nicht nur für die Substitutionsbedürftigen, die dann nicht mehr den weiten Weg bis in andere Städte antreten müssen.

Auch könnte sich dadurch die Lage in den Wartezimmern der Hönnestadt wenigstens ein bisschen entspannen, wenn nicht immer weniger Hausärzte immer mehr Patienten behandeln müssen.

Im Falle der Substitution wird mit der Praxis von Naujoks ein Problem komplett aus der Welt geschafft sein und die lange Suche nach einem Spezialisten auf diesem Gebiet hat endlich ein Ende. Aber bei der heimischen Hausarztversorgung sind die Probleme mit einer einzelnen neuen Praxis noch lange nicht vom Tisch. Die Politik darf sich bei der Substitution auf die Schultern klopfen und dann wieder an die Arbeit machen: Menden braucht nämlich noch weitere Ärzte.

Von Marc Friedrich

Raffinierter Umbau

Er gab nicht auf und wurde an der Körnerstraße 30, hinter der Kreissporthalle und dem Berufskolleg, fündig. Da das Gebäude zwar flächen- und standortmäßig geeignet ist, aber keine Praxis war, musste er zuerst einen Umnutzungsantrag stellen. Seitdem das durch ist, geht es um den Umbau zur Arztpraxis, den Naujoks aus eigener Tasche stemmt.

„Der Umbau wird mich bis zu 120.000 Euro kosten, dazu kommen etwa 40.000 Euro für Möbel und Inventar“, so Naujoks. Bis es soweit ist, dass die Praxis eingerichtet werden kann, werden noch vier Wochen ins Land gehen. Am Donnerstag, 18. Oktober, geht der Umbau an der Körnerstraße los. Mitte November könne behandelt werden, Naujoks selbst geht erst von Anfang Dezember aus.

Um die Substitutions-Patienten von den Hausarzt-Patienten zu trennen, hat Naujoks sich ein cleveres Konzept überlegt: Beide Praxen werden nicht nur getrennte Eingänge, sondern auch getrennte Wartezimmer haben.