Menden, . Astrid Schnell arbeitet seit 20 Jahren auf der Kluse. Dass sie diese Stelle erhalten hat, war ein harter Kampf. Denn sie hat das Down-Syndrom.

Generationen von Schülern haben sie kennen gelernt. Sie sorgt dafür, dass sie sich während ihrer Schulausflugs- oder Projekttage wohl und gut versorgt fühlen. Am Montag, 15. Oktober, arbeitet Astrid Schnell seit 20 Jahren in der Küche der Jugendbildungsstätte Kluse. Dass die heute 41-Jährige diese unbefristete Stelle bei der Stadt erhalten hat, war damals ein harter Kampf. Denn Astrid Schnell hat das Down-Syndrom (Trisomie 21).

Stärke liegt in der Hauswirtschaft

Bei einem Berufsfindungs-Kurs in Iserlohn hatte sich ganz klar der Bereich Hauswirtschaft als Astrid Schnells Stärke herauskristallisiert. Auf der Kluse absolvierte sie damals zwei Praktika. Es bedurfte vieler Gespräche, bis endlich feststand, dass die junge Frau zum 15. Oktober 1998 in der Küche der Kluse anfangen durfte. „Wir haben viele Fürsprecher gehabt“, blickt Astrids Mutter Erika Schnell zurück. „Alle anderen sind in die Behinderten-Werkstätten gegangen.“

An ihren ersten Arbeitstag erinnert sich Astrid Schnell noch ganz genau: „Ich weiß noch, dass alle richtig nett waren.“ Seither geht sie an jedem Arbeitstag gerne zur Kluse, „ich werde hier immer mit offenen Armen empfangen“.

Offene, liebe Art

Die Mendenerin arbeitet von morgens bis mittags in der Jugendbildungsstätte. Sie bügelt, kocht, backt Kuchen, bereitet Desserts zu, deckt die Tische, räumt die Spülmaschine ein und aus. Legendär sind ihre Frischeplatten, bei denen sie Gemüsestücke etwa in Fisch- oder Blumenform dekoriert. „Sie ist in ihrer Arbeit immer kreativ und akkurat“, erinnert sich Marita Hartwich, die als Küchenleitung im Mai in den Ruhestand ging. „Ich wusste damals einfach, dass Astrid gut hierher passen würde. Dazu ihre offene, liebe Art, das passte perfekt.“

Astrid Schnell ist nun, nachdem Marita Hartwich in den Ruhestand gegangen ist, die dienstälteste Mitarbeiterin auf der Kluse. Und eine Kollegin, die immer ein Lächeln im Gesicht hat oder ein freundliches Wort auf den Lippen. Dass Astrid mal schlecht gelaunt sein könnte, daran kann sich hier niemand erinnern.

Geburtstagswünsche

Hat ein Gastkind Geburtstag, malt Astrid Schnell ein Herz auf einen kleinen Zettel, schreibt Glückwünsche vom Kluse-Team dazu und deponiert die Aufmerksamkeit am Platz des Geburtstagskindes. „Astrid geht so lieb mit den Kindern hier um – und umgekehrt auch“, sagt Uschi Schulte-Pieper, Leiterin der Jugendbildungsstätte, und fügt stellvertretend fürs ganze Team hinzu: „Astrid ist für uns so wertvoll. Sie bringt eine solche Fröhlichkeit und gute Laune mit.“ Nach den Herbstferien, wenn das Kluse-Team wieder komplett an Bord ist, ist eine interne Feier geplant.

Umzug ins Appartementhaus des VKM

Diese Tage sind spannend für Astrid Schnell. Nicht nur ihr runder beruflicher Geburtstag steht am Montag an, sondern mit einem Umzug beginnt auch ein neuer Lebensabschnitt. Gestern ist sie in das Appartementhaus des VKM (Verein für körper- und mehrfachbehinderte Menschen) am Lenzenplatz gezogen. Bislang hat sie bei ihren Eltern Erika und Hermann-Josef Schnell gelebt, jetzt die erste eigene Wohnung. Fällt ihr der Auszug aus dem elterliche Zuhause schwer? Astrid zeigt ihr einnehmendes Lächeln und sagt: „Ich bin ja nicht aus der Welt.“

>> DIE KLUSE:
Die städtische Jugendbildungsstätte „Die Kluse“ liegt in unmittelbarer Nähe des Naherholungsgebietes Hexenteich. Wöchentlich finden hier Seminare für Mendener Schulen statt. Darüber hinaus steht die Einrichtung steht sowohl Mendenern als auch auswärtigen Vereinen und Verbänden für Veranstaltungen und Seminaren zur Verfügung.