Fröndenberg. . Martin Beudel ist der Head-Greenkeeper beim Golf-Club Unna-Fröndenberg - ein echter Fulltime-Job. Sein größter Gegner kommt nachts.
Der Ausblick erinnert mehr an Urlaub als an Arbeit. In die himmlische Stille mischt sich ab und zu ein kräftiges „Klack!“. Wenn ein Schläger auf einen Golfball trifft, dann hört sich das nicht nervig an wie Hammer auf Nagel, sondern befriedigend wie das warme Rauschen einer Schallplatte, die unter der Nadel rotiert. Das ist der Arbeitsplatz von Martin Beudel. Er kümmert sich als Head-Greenkeeper im Golf-Club Unna-Fröndenberg um die Anlage.
Doch auch ein so angenehmer Job hat seine Schattenseiten. Man ist jeden Tag den Launen des Wetters ausgesetzt. Ist es sonnig, mag das angenehm sein – aber der Regen nimmt keine Rücksicht auf den Head-Greenkeeper und sein Team.
Dabei hätte man sich in den vergangenen Monaten eben jenen Regen trotzdem sehnlichst gewünscht: „Dieses Jahr ist so extrem mit der langen Hitzeperiode und dem fehlenden Niederschlag. Das habe ich in meinen mittlerweile 24 Saisons noch nicht erlebt“, berichtet Beudel aus Erfahrung. Um die Anlage in Schuss zu halten, mussten in jeder schwülen Sommernacht dieses Jahres 400 Kubikmeter Wasser eingesetzt werden. Und dabei geht es hier nur um die Fläche vom Grün und vom Abschlagsbereich.
Wie ein Stück Kuchen
Wie gut der Platz gepflegt wird, lässt sich schnell überprüfen. Martin Beudel zückt ein Messer aus der Tasche, klappt es auf. Neben den großen Mäh-Maschinen gehört es zu seinem täglichen Arbeitsequipment. Er schneidet ein dreieckiges Stück aus dem Boden. „Kein Problem, wenn wir das gleich einsetzen, wächst das wieder zu, ohne, dass man etwas sieht“, sagt der Fachmann. Das Erddreieck, das er aus dem Boden pflückt, ist weder matschig noch vertrocknet unter der Oberfläche. Es hat eine leicht sandige Struktur, wirkt fast wie ein Stück Kuchen.
Martin Beudels ärgste Widersacher würden bei diesem Anblick sicherlich gerne am Esstisch Platz nehmen und dabei zwar nicht den ganzen Erdkuchen, wohl aber die saftigen Larven aus ihm herausfuttern. Es geht hier nicht wie in der 80er-Jahre-Komödie „Caddyshack“ um Maulwürfe, die einen Golfplatz heimsuchen. Es geht um grobschlächtigere, grunzende Besucher. Ohne Tischmanieren, die sich nachts anschleichen und es auf Pilze und Eiweiß in Form von Insekten abgesehen haben: Wildschweine. „Die Tiere brechen den Boden auf. Wenn die nachts da waren, dann sieht das aus wie gefräst“, erzählt der Head-Greenkeeper. Um die Wildschweine kümmert sich Beudel nicht, das ist Aufgabe der Jäger. Aber er muss die Schäden beseitigen, damit der Ball rollen kann.
Jährlich grüßt der Golfballtaucher
Während der Saison, die von Ostern bis Oktober dauert, ist der Greenkeeper sieben Tage die Woche im Einsatz – wenn auch samstags und sonntags nur kurz. Damit die Spieler – die einen jährlichen Mitgliedsbeitrag von 960 Euro bezahlen – in Ruhe ihrem Sport nachgehen können, beginnen Beudel und sein sechsköpfiges Team um 6 Uhr morgens mit den Mäharbeiten, „die sonst die Spieler stören würden“. Und wenn das Grün die richtige Höhe hat, werden Abschläge repariert oder Löcher versetzt. Es gibt immer etwas zu tun.
Einmal im Jahr erhält sein Team externe Hilfe. Für eine Arbeit, die die Greenkeeper nicht bewerkstelligen müssen: Dann kommt ein Mann im Neoprenanzug und springt in die Wasserhindernisse des Golfplatzes. „Ich habe letztens mit dem Golfballtaucher telefoniert und einen Termin ausgemacht“, sagt Beudel. Denn die Saison neigt sich langsam dem Ende zu. Die Taucher machen sich übrigens zum Nulltarif auf die Unterwassersuche nach Golfbällen – ihr Lohn ist ihr Fund, wie Beudel erklärt: „Der holt da mehrere Tausend Bälle raus.“ Einzelpreis als Neuware: zwei bis fünf Euro.