Menden. . Vorsitzende Annette Rossin-Kehne und Rüdiger Scholz (IMW) ziehen Konsequenzen aus Nichtverlängerung der Geschäftsführerverträge. Appell an Rat

Zwei Rücktritte mit sofortiger Wirkung: Am Montag haben die Aufsichtsratsvorsitzende der Wirtschaftsförderungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft WSG, Annette Rossin-Kehne, und Rüdiger Scholz, der für den Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) im Aufsichtsrat saß, ihre Ämter aufgegeben. Auslöser in beiden Fällen: die jüngst von CDU, SPD und FDP im Rat durchgesetzte Nichtverlängerung der Verträge von WSG-Geschäftsführer Stefan Sommer und Prokuristin Bianca Wirths.

Annette Rossin-Kehne legt den Vorsitz nach mehr als acht Jahren sofort nieder, den Aufsichtsratssitz zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Bauunternehmer Rüdiger Scholz, Beiratsvorsitzender des IMW, fungierte 20 Jahre lang in Aufsichtsgremien der Wirtschaftsförderung.

Abschied vom Amt „tut weh“

Rossin-Kehne machte auf Anfrage kein Hehl aus ihrer Enttäuschung über die Vorgänge vor dem Ratsentscheid: „So ein Abschied tut weh, wenn man das Amt mit viel Herzblut ausgefüllt hat.“ Ihr Ratsmandat will sie indes behalten.

Ihre Kollegen im CDU-Fraktionsvorstand habe sie am 13. August über die anstehenden Vertragsverlängerungen informiert. Es habe keinen Widerspruch gegeben. „Bis zum CDU-Antrag am 11. September wäre also genug Zeit für Gespräche mit mir, dem Geschäftsführer, der Prokuristin und den Minderheitsgesellschaftern gewesen“, konstatiert die 52-Jährige.

Es habe kein Gespräch gegeben. Dafür habe Fraktionschef Bernd Haldorn am 10. September, einen Tag vor ihrem angekündigten Urlaubsantritt, den Antrag mündlich in der Ratsfraktion vorgestellt. Die darin angeführten rechtlichen Bedenken gegenüber einer allzu langen Zuweisung der Beamten Sommer und Wirths an die WSG seien für sie „so nicht nachzuvollziehen“. Wie berichtet, hatten der Landrat und der NRW-Städte- und Gemeindebund darin keinen Grund zur Beanstandung gesehen. Rossin-Kehne: „Dass diese Gründe wohl nur vorgeschoben sind, zeigt auch die Tatsache, dass eine Verlängerung der Verträge um nur 1,5 Jahre abgelehnt wurde.“

Diesen Vorschlag hatten nach WP-Informationen die Mindergesellschafter gemacht. Dass der Vorstoß ohne Rücksprache unberücksichtigt blieb, soll für Scholz als IMW-Vertreter ein Hauptgrund für seinen Rücktritt gewesen sein.

Im Moment ist laut Rossin-Kehne völlig offen, wer ab Mitte Mai das Tagesgeschäft der WSG erledigen soll. Bis heute sei ihr kein Konzept der CDU über Aufstellung und Strategie einer künftigen WSG bekannt. Dessen Vorhandensein hatte jüngst die FDP unterstellt. Doch laut Rossin-Kehne ist nichts dergleichen in Fraktion oder Fraktionsvorstand besprochen worden. Für sie ist klar: „Einen solchen Umgang mit der WSG und ihren Mitarbeitern kann ich als Aufsichtsratsvorsitzende nicht mittragen.“

Verzicht auf Wissen „fahrlässig“

Die GmbH habe mit ihren 3,5 Stellen „immer hervorragende Arbeit geleistet“, was auch der Aufsichtsrat wiederholt gelobt habe. Die WSG sei auch kompetent genug, das Gewerbegebiet Hämmer-Süd zu vermarkten. In Hämmer-Nord mit heute 40 Unternehmen und 800 Beschäftigten habe die GmbH etwa 200 000 Quadratmeter Gewerbefläche vermakelt. „Auf dieses Expertenwissen für Hämmer-Süd verzichten zu wollen, grenzt schon an Fahrlässigkeit.“ Sie appelliere an den Rat, seine Entscheidung zu überdenken und zumindest die kurzfristigere Vertragsverlängerung zu beschließen. Zudem erwarte sie ein Signal an die Beschäftigten im Marketing. „Deren Verunsicherung ist zurzeit sehr groß.“