Menden. . Veränderungen: Das Ludwig-Steil-Haus wird spätestens Ende 2020 geschlossen; eine Pfarrstelle wir neu besetzt. Pfarrerin Goudefroy im Interview.
In der Evangelischen Kirchengemeinde Menden kündigen sich große Veränderungen an. So wird die Gemeinde mit dem Ludwig-Steil-Haus im Lahrfeld spätestens Ende 2020 eine ihrer Predigtstätten schließen. Darüber informierte das Presbyterium bereits in einer Gemeindeversammlung. Und mit dem Ruhestand von Pfarrer Bernd Lorsbach Ende Januar nächsten Jahres wird eine der drei Pfarrstellen neu besetzt werden. WP-Redakteurin Thekla Hanke sprach mit Pfarrerin Dorothea Goudefroy über den Prozess des Abschiednehmens, Perspektiven und wie von drei Bewerbungen plötzlich nur noch eine übrig blieb.
Das Ludwig-Steil-Haus stand vor Jahren schon einmal kurz vor der Schließung. Was hat das Presbyterium bewogen, jetzt doch einen Schlussstrich zu ziehen?
Dorothea Goudefroy: Es war ein langer Prozess, was mit dem Ludwig-Steil-Haus geschehen soll. Die Beschlusslage war so, dass das Haus bis Ende 2020 offen bleibt und das Presbyterium über die Zeit danach zu einem späteren Zeitpunkt entscheidet. Wir, das heißt, die Presbyter im Pfarrbezirk 1 und ich, haben gemerkt, dass wir diesen Schwebezustand beenden müssen und dass wir darüber reden müssen, wie es denn weitergehen soll.
Wie ist die Entscheidung schließlich gefallen?
Nach einem ersten, konstruktiven Gespräch haben wir uns ein zweites Mal getroffen und haben dann gemerkt: Wir sind soweit, wir treffen jetzt eine Entscheidung. Ich fand es schon bewegend, dass wir so schnell dahin gekommen sind. Und zwar nicht hektisch, sondern jeder hat seine Erfahrungen mit dem Haus und den Gruppen, die sich dort treffen und wie es mit ihnen dann weitergeht, eingebracht. Und auch ich mit meinen Erfahrungen und der Herausforderung, zwei Standorten gerecht zu werden (Anmerk. d. Red.: Im Herbst 2017 wurde die Zahl der Pfarrstellen von 3,5 auf 3 reduziert, die Zuständigkeiten wurden neu geordnet).
Spielt auch die finanzielle Situation bei der Entscheidung eine Rolle?
Es ist im Moment nicht so, dass wir das Ludwig-Steil-Haus aus finanziellen Gründen schließen müssten. Der laufende Betrieb lässt sich finanzieren. Schwierig wird es an dem Tag, an dem ein größerer Schaden auftritt, ein
neues Dach oder eine neue Heizung nötig werden. Jetzt könnte man sagen: Beten und hoffen und solange weitermachen. Wir sind aber zu dem Entschluss gekommen, es ist besser zu sagen: In gut zwei Jahren ist Schluss und wir haben Zeit, uns bis dahin zu sortieren und mit den Menschen auf dem Weg zu sein. Viele Gemeindeglieder, die beim Bau Anfang der 70er Jahre selbst mitgeholfen haben, fühlen sich dem Ludwig-Steil-Haus natürlich sehr verbunden.
Gibt es Überlegungen, was mit dem Gebäude passieren soll?
Das Presbyterium hat im Juli einstimmig beschlossen, dass das Ludwig-Steil-Haus spätestens Ende 2020 geschlossen werden soll. Uns war wichtig, dass es eine einmütige Entscheidung ist. Wir wollen vorrangig auf Investoren oder Mieter zugehen, die im caritativen oder diakonischen Bereich oder im sozialen Wohnungsbau tätig sind. Wenn es schon früher eine gute Nachfolgelösung geben sollte, haben wir uns die Option offen gehalten, dann auch zugreifen zu können. Optimal wäre es, wenn das Haus stehen bleiben könnte und das jemand nutzt, das wäre der Traum.
Wie hat die Gemeinde bisher auf den Beschluss reagiert? Als vor Jahren die Schließung schon einmal zur Debatte stand, gab es ja heftige Diskussionen.
Es ist ein Prozess des Abschiednehmens und Umgestaltens. Eigentlich war an dem Abend der Gemeindeversammlung niemand überrascht über den Beschluss. Ich glaube, es war der richtige Zeitpunkt, weil nicht nur das
Presbyterium, sondern auch die Gemeinde den Gedanken an die Schließung schon hatte. Nun war der Punkt da, Klarheit zu schaffen. Die Gemeindeglieder haben nach der Bekanntgabe kurz innegehalten. Und dann kamen Fragen wie: Was passiert denn mit der Orgel? Kann man die Fenster irgendwo anders einbauen? Und jemand anderes wollte wissen: Und unsere Gruppe, wo soll die sich dann treffen?
Und wo werden sich nach der Schließung die Gruppen aus dem Lahrfeld treffen können?
Wir können guten Gewissens sagen: Im Bodelschwingh-Haus ist genug Platz. Wir sind auch mit den Gruppen zum Teil schon im Gespräch, auch, um herauszufinden, wie denn deren Bedarf ist, wenn wir im Bodelschwingh-Haus renovieren.
Für das Bodelschwingh-Haus gibt es also auch Pläne?
Wir wollen das Gemeindehaus gerne renovieren und umbauen, solange das Ludwig-Steil-Haus noch geöffnet ist, damit sich dort die Gruppen treffen können. An den Umbau-Plänen sollen sich die Lahrfeld-Gruppen beteiligen und ihre Wünsche einbringen, damit sie sich hier ein Zuhause schaffen können. Aber noch fehlt der Sponsor...
Für die Pfarrstelle im Bezirk Platte Heide läuft ja zurzeit das Bewerbungsverfahren. Pfarrer Lorsbach geht Ende Januar in den Ruhestand. Wie sieht es mit seiner Nachfolge aus?
Wir haben bis 31. August insgesamt drei Bewerbungen bekommen. Alle drei -- zwei Frauen und einen Mann -- haben wir zum Bewerbungsgespräch in die Presbyteriumssitzung eingeladen. Schwerpunkt neben der Arbeit im Pfarrbezirk ist die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der ganzen Gemeinde. Jeder von uns drei Pfarrern hat ja zusätzlich zur Bezirksarbeit einen Schwerpunkt. Eine der beiden Frauen wird nun am 14. Oktober um 11 Uhr eine Probepredigt im Paul-Gerhardt-Haus halten.
Warum nur noch eine der ursprünglich drei Bewerberinnen und Bewerber?
Im Presbyterium haben wir entschieden, beide Frauen zu Probekatechesen und -predigten einzuladen. Inzwischen ist es aber so, dass eine der beiden ihre Bewerbung wieder zurückgezogen hat. Die andere Bewerberin ist Anfang 40 und aktuell in einer östlichen Landeskirche tätig, stammt aber aus Westfalen und möchte wieder zurück. Sie ist verheiratet, hat ein Kind und bringt vor allem auch Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit mit.
Drei Bewerbungen sind auf den ersten Blick betrachtet nicht viel - aber wahrscheinlich sind Sie sogar froh über die Zahl der Bewerber?
Was das Verhältnis von Pfarrerinnen und Pfarrern, die eine Stelle suchen, zu freien Pfarrstellen angeht, ändert sich die Lage gerade. Wir sind raus aus der Zeit, als es viel zu viele Bewerber gab und viel zu wenig Stellen. Im Moment dürfte es ungefähr ausgeglichen sein, aber sobald Sie nicht in einer Großstadt eine Stelle anzubieten haben, wird es schon schwierig.
Wer entscheidet, ob die Bewerberin auch Pfarrerin in Menden wird?
Letztlich das Presbyterium. Nach der Probepredigt besteht für die Gemeinde Gelegenheit zum Gespräch und für Anmerkungen, die das Presbyterium für seine Entscheidung mitnimmt. Und am 8. November findet um 17 Uhr der Wahlgottesdienst im Paul-Gerhardt-Haus statt. In diesem Fall geht es nur noch um Ja oder Nein. Die Bewerberin muss mehr als die Hälfte der Stimmen des verfassungsmäßigen Bestandes des Presbyteriums bekommen, also mindestens zehn Ja-Stimmen. Sollte es kein Ergebnis geben, müssten wir die Stelle neu ausschreiben. Nach den ersten Eindrücken gehe ich aber von einem breiten Zustimmung im Presbyterium aus, so dass wir im neuen Jahr eine neue Pfarrerin in Menden bekommen werden.