Menden. . Der Verkauf von CDs geht spürbar zurück. Streamingdienste übernehmen das Ruder – auf Retro wie LPs verzichtet man in Menden trotzdem nicht.

In den USA ist es in den vergangenen Monaten vielfach Wirklichkeit geworden. Große Geschäftsketten haben Musik-CDs aus dem Sortiment genommen. Es scheint, als habe dieser vergleichsweise junge Tonträger ausgedient. Sogar in Deutschland ist kürzlich der CD-Anteil auf unter 50 Prozent der verkauften Tonträger gesunken. Tendenz: weiter fallend. Kann sich Horst Reinartz, Inhaber des einzigen in Menden verbliebenen CD-Geschäfts, vorstellen, dass es in 20 Jahren noch Chancen am Markt gibt? „Eher nicht“, sagt er – und schiebt sofort nach: „Oder vielleicht doch.“

Unerwartete Umsätze

Horst Reinartz ist mit seinem Sortiment ein Paradebeispiel dafür, auch gegen Trends Umsätze machen zu können. Denn er hat den Langspielplattenverkauf nie eingestellt. Selbst in Zeiten, als die LP-Nachfrage weit unter ein Prozent im Tonträgerbereich gefallen war, hielt er daran fest. Mitunter belächelt. Und nun mehr denn je bestärkt. Denn Vinyl boomt inzwischen in Deutschland mit vier bis fünf Prozent Anteil am Tonträgergeschäft.

Horst Reinartz weiß aus unzähligen Gesprächen mit seinen Kunden: „Die Menschen wollen gern etwas anfassen, und sie erfreuen sich an künstlerisch hochwertig gestalteten Covern.“ Sein Ausblick: Das Medium CD könnte irgendwann eine ähnliche Renaissance erleben. Der Geschäftsmann ist aber auch Realist. Denn der Langspielplattenverkauf in Menden allein kann das wirtschaftliche Überleben definitiv nicht sichern. Er funktioniert nur in Kombination mit anderen Medien.

Insbesondere im Musikbereich sind vordergründig sogar paradox erscheinende Entwicklungen denkbar. Viele im digitalen Zeitalter geborene Menschen kennen Tonträger häufig nicht als anfassbares Medium. Sie hören – Stichwort MP3-Dateien – Musik vor allem als Downloads oder Streams. Könnten sie vielleicht als Kunden eines wie immer gearteten Fachgeschäfts der Zukunft in Menden gewonnen werden, weil sie gern etwas anfassen wollen?

Ist möglicherweise auch das Medium Buch gefährdet, mithin Mendens einzige Innenstadt-Buchhandlung? „Ganz gewiss bin ich in 20 Jahren aus Altersgründen dann nicht mehr Chef“, sagt Andreas Wallentin. Um den Fortbestand der Buchhandlung Daub sorgt er sich freilich nicht. „Bücher werden in Deutschland in sehr starkem Maß als Kulturgut wahrgenommen, entsprechend wertgeschätzt und gekauft.“

Die Buchhandlung Daub steht exemplarisch für Veränderungen im Bereich der Mediennutzung. Jedoch in besonderer Weise. Bei aller Konkurrenz durch Onlineanbieter kann Wallentin als Händler mit seinem Fachpersonal ein starkes Gegengewicht bilden. Denn selbst ein noch am Nachmittag bei Daub bestelltes Buch – ob persönlich oder online – ist normalerweise am Vormittag des nächsten Tages vor Ort abholbar oder kann gebracht werden. Angesichts der Buchpreisbindung in Deutschland brennt in diesem Bereich deutlich weniger an als in vielen anderen Branchen.

Das Setzen auf persönliche Kontakte nimmt bei Daub ohnehin traditionell einen hohen Stellenwert ein. Überdies, so Wallentins Erfahrung: Eine mediale Verdrängung fällt im Buchbereich – anders als bei Tonträgern – um ein Vielfaches milder aus.