Menden. . Katharina Kreutzberg leitet die Waldkindergarten-Gruppe. Im ersten Jahr gab es eine Menge zu erleben.
Erst liefen die Anmeldungen für den ersten Waldkindergarten schleppend, jetzt gibt es eine Warteliste, weil nicht alle Kinder einen Platz bekommen können.
Ein Jahr nach Einführung hat sich der Waldkindergarten als Erfolgskonzept entpuppt. Mit der Leiterin des Waldkindergartens, Katharina Kreutzberg, sprach WP-Redakteur Marc Friedrich über extreme Temperaturen, Forschungsergebnisse und Kinder, die lieber in einer Einrichtung mit vier Wänden wären.
Ein Jahr Waldkindergarten ist vorbei, wie oft geht man in seiner Freizeit noch selber in den Wald?
Katharina Kreutzberg: Ich gehe immer noch gerne in den Wald. Ich genieße die Natur jeden Tag und bin dann für mich unterwegs. Ich mache Sport, gehe gerne laufen.
Warum wollten Sie im Waldkindergarten arbeiten?
Ich hatte 14 Jahre lang eine Festanstellung, bin dann aber hierhin nach Menden gewechselt, um unbedingt im Wald arbeiten zu können, das hier aufzubauen und zu gestalten.
Was ist für Sie als Erzieherin der wesentliche Unterschied?
Die Art des Erlebens der Natur ist anders. Hier bedingt sich viel von selbst. Es ist schön, das mit Kindern zu genießen und zu entdecken.
Der Waldkindergarten ist ein Erfolgsprojekt ...
In Deutschland gibt es etwa 1500 Waldkindergärten und die Zahl steigt. Es gibt auch ganz tolle Forschungen über die Entwicklung der Kinder in Waldkindergärten.
Was steht in diesen Berichten?
Die Kinder in Waldkindergärten sind sportlich und motorisch sehr fit. Sie können sich gut organisieren. Das müssen sie tagtäglich, weil sich die Umgebung je nach Jahreszeit und Temperatur immer ändert.
Wie läuft es bei extremen Temperaturen, wenn es beispielsweise sehr heiß oder sehr kalt ist?
Die Kinder sammeln sich morgens erstmal in der Hütte. Dann starten wir gemeinsam nach draußen. Die Kinder sind gut ausgerüstet. Wir wandern auch im Winter viel, haben aber immer die Möglichkeit, in die Hütte zurückzukehren.
Füße werden schnell nass. Haben alle Kinder Zweitsocken dabei?
Wir Erzieherinnen haben immer Wechselwäsche im Rucksack. Und die Kinder haben immer einen sogenannten Wetbag dabei, eine wasserdichte kleine Tasche, da haben die Unterwäsche drin und im Winter Strumpfhosen.
Gibt es nach einem Jahr für die Kinder noch neue Ecken zu entdecken?
Wir haben das Glück, so einen großen Wald zu haben, dass wir noch gar nicht alles erkunden konnten. Wir sind schon bis zum Spitthof hoch gelaufen. Jetzt wo unsere neuen Kinder da sind, die schon richtig fit sind, werden wir noch die Umgebung erkunden.
Wie sieht es mit dem Verletzungsrisiko aus?
Am Anfang ist es unsicher zu laufen, auf dem unebenen Grund. Das stellt ja viel höhere Ansprüche an die Gehirnentwicklung. Aber es ändert sich unheimlich schnell, wie die sich bewegen und dann durch den Wald laufen und die Berge hoch und runter rennen.
Abenteuer ist ein wichtiger Aspekt. Wie ist das mit der kreativen Entwicklung der Kinder?
Wir basteln beispielsweise Laternen im Wald. Wir nehmen alle Utensilien wie Scheren, Stifte im Bollerwagen mit. Außerdem blättern die Kinder in Büchern über Tierspuren. Die Kinder finden beispielsweise eine Feder und können dann vergleichen, was sie gefunden haben.
Nicht jeder ist ein Waldfan: Gab es das schon, dass Kinder sich nicht im Waldkindergarten wohlfühlten?
Wir hatten das schon einmal, dass ein Kind lieber in eine feste Einrichtung wollte. Dieser kleine Mensch hielt sich lieber in Räumen auf und wir haben eine neuen Platz für das Kind gefunden. Die Kinder sollen sich ja wohlfühlen.