Platte Heide. Rewe Drath will nach dem Hülsmeyer-Aus Lebensmittel bis zur Haustür bringen. Große Supermarkt-Ketten machen für Neueröffnungen strikte Regeln.
Nach dem Aus des Supermarktes Hülsmeyer könnten die Bewohner des Ortsteils bald auf einen Lieferservice zurückgreifen. Markus Drath überlegt, seinen Lieferservice auf die Platte Heide auszuweiten.
Um ein Haar wäre auf der Platte Heide alles anders gelaufen, denn Markus Drath, Inhaber von drei Rewe-Märkten in Menden und Iserlohn, war sich vor rund drei Jahren, wie er sagt, mit dem Vermieter des nun geschlossenen Supermarktes Hülsmeyer einig – doch der Vertrag platzte, weil die Mietkosten nach einem Jahr zu einem unrentablen Geschäft geführt hätten. „Wir waren uns handelseinig“, erklärt Drath.
Alle Details seien ausgehandelt gewesen, der Mietvertrag lag zur Unterschrift bereit. Doch darin war nach dem ersten Geschäftsjahr plötzlich eine deutlich höhere Ladenmiete vermerkt, so Drath. Eine Einigung mit dem Vermieter scheiterte letztlich daran. Der Supermarkt wäre nach einem Jahr so unrentabel geworden. Zudem sei der Supermarkt „mit absoluter Uralttechnik“ ausgestattet gewesen. Massive Investitionen hätten das Geschäft auf den aktuellen Stand der Technik bringen, Kältemittel möglicherweise in den Sondermüll gegeben werden müssen. Die Gegebenheiten mit einberechnet, wäre der Supermarkt auch nicht unter dem Rewe-Namen eröffnet worden, da die Vorgaben des Konzerns nicht hätten eingehalten werden können.
Verkaufsflächen vorgegeben
Doch das ist nicht das einzige Problem, das ein solch kleiner Supermarkt mit sich bringt. „Kleine Nahversorger“, wie sie Markus Drath nennt, lebten am absoluten Minimum. Der Arbeitsaufwand der Inhaber sei enorm. „Mit Lebensmitteln verdient man in Deutschland kein Geld“, erklärt er. Discounter und die Niedrigpreis-Kultur zerstören die Rentabilität. Allein die Masse an Lebensmitteln hielte einen Markt größeren Formats am Leben.
Supermarkt-Inhaber dankt für Unterstützung
In den Sozialen Medien hat Marco Hülsmeyer, Inhaber des Supermarktes auf der Platte Heide, inzwischen das Ende seines Geschäftes offiziell gemacht und sich bei Kunden und Unterstützern bedankt: „Wir sind sehr gerührt und beeindruckt über die bereitwilligen Spendenaufrufe. Wir hoffen für unsere treuen Kunden, dass sich schnell ein Nachmieter findet.“
Deshalb machen Unternehmen wie Edeka oder Rewe für Neueröffnungen strikte Vorgaben, um die Wirtschaftlichkeit zu wahren. „Die Ladenlokale sollten eher an verbrauchernahen Standorten liegen, da wir bevorzugt Objekte suchen, in denen Einzelhändler moderne, frischeorientierte Nachbarschaftsmärkte mit einer Mindestverkaufsfläche von 1500 Quadratmetern betreiben können“, heißt es beispielsweise auf der Internetseite des Edeka-Verbundes. Zudem müssen in einem neuen Edeka-Markt Nebenräume mit einer Fläche von 400 Quadratmetern sowie eine Laderampe für Sattelschlepper vorgehalten werden. Hinzu sollten „nicht weniger als 100“ Kundenparkplätze kommen.
André Enste, Inhaber eines Edeka-Marktes in Menden, kann sich nicht vorstellen, auf die Platte Heide zu gehen. Er eröffne derzeit ein zweites Geschäft in Altena und sei „vollkommen ausgelastet“. Ohnehin liege die Entscheidung, einen Markt zu eröffnen, letztlich nicht bei ihm, sondern bei Edeka. „Ich kann einen solchen Prozess nur anstoßen. Die Standortplanung übernimmt Edeka Rhein-Ruhr“, sagt Enste.
Lösung zeichnet sich ab
Ähnlich sieht es für die Rewe-Group aus. „Um die Sinnhaftigkeit und mögliche Wirtschaftlichkeit eines Supermarktstandortes zu prüfen, ist eine Vielzahl an Kennziffern erforderlich, die sich gegenseitig beeinflussen“, erklärt Thomas Bonrath, Pressesprecher der Rewe-Group in Köln, auf WP-Anfrage. Fragen zu Voraussetzungen der Verkaufsfläche, Infrastruktur, Bevölkerungsdichte oder Ausstattung eines Marktes der Größe auf Platte Heide könne das Unternehmen so nicht beantworten.
Für die von Anwohnern beim WP-Heimat-Urlaub angesprochene Unterversorgung auf der Platte Heide könnte sich in den kommenden Wochen eine Lösung abzeichnen. „Wir überlegen, unseren Lieferservice anzubieten“, sagt Markus Drath. Kunden könnten ihre Lebensmittel über das Internet oder Telefon bestellen und so bequem bis zur Haustür liefern lassen.