Menden. . In Menden einkaufen? „Alles dicht“ – das ist eine häufige Meinung. Doch stimmt die These „Es stehen immer mehr Läden leer“ überhaupt? Der Check.
In Menden einkaufen? „Da gibt’s doch nix mehr“, „alles dicht“ – das sind häufige Meinungen. Doch stimmt die These „Es stehen immer mehr Läden leer“ überhaupt? Die WP ist auf Fakten-Suche gegangen.
Vor gut drei Jahren, im Frühling 2015, hat die Redaktion die verschiedenen Einkaufsbereiche unter die Lupe genommen. Von der Kolpingstraße (unterhalb Battenfelds Wiese) über die Hauptstraße inklusive Turmstraße, Bahnhofstraße, Hochstraße, Südwall und Kirchstraße bis zur Unnaer Straße haben wir die Leerstände dokumentiert. Was hat sich in den vergangenen drei Jahren getan?
Nur wenige Leerstände in der Kolpingstraße
An der Kolpingstraße in der Oberstadt gibt es erstaunlich wenig Leerstände. Direkt an der Kreuzung ist beispielsweise seit einiger Zeit das Tattoo- und Piercingstudio von Daniel Bognar beheimatet, der zuvor sein Ladenlokal an der Hauptstraße betrieben hatte. Die Seniorenresidenz wurde, nachdem das Gelände neben dem Autohaus Bichmann viele Jahre brach lag, endlich fertig gestellt und im vergangenen Monat eröffnet.
Wo das Bekleidungsgeschäft Life Project einst betrieben wurde, befindet sich seit längerem der Friseursalon Massichello, in die Räume der Burg-Apotheke ist die Textilerie Hamer gezogen, daneben die Mobilfunkberatung TSK. Der Leerstand eines Schuh- und Schlüsseldienstes wurde durch das SPD-Büro behoben, an die Stelle der Pizzeria Etrusca ist El Cubano gerutscht. Auch das Ladenlokal im Eckhaus Kolpingstraße/Brückstraße ist nicht mehr leer: Hier hat vor einiger Zeit der Mendener Markt eröffnet.
Es gibt nur noch wenige Leerstände an der Kolpingstraße wie etwa das Schuhhaus Kaltenbach – hier erinnern noch die ausgeräumten Schaufenster an ein Geschäft – und den Copy-Shop Kettler.
Gefühlt jeder zweite Laden im Zentrum steht leer
Ganz anders allerdings ist das Bild, wenn man die Fußgängerzone erreicht. Hier folgt gefühlt auf jedes Geschäft mindestens ein Leerstand. Der Paparazzi-Nachfolger Aleppo konnte im oberen Bereich der Hauptstraße nicht dauerhaft Fuß fassen. Nähert man sich dem Gebäudekomplex rund um den einstigen Herrenausstatter Der Lord, werden die leeren Geschäftsräume zumindest durch diverse Ausstellungen aufgehübscht – beispielsweise durch die Künstlergruppe Freiraum Gestalten oder auch durch Möbel-Ausstellungsstücke, die hier zum Abverkauf feilgeboten werden.
Einen ganz aktuellen Leerstand gibt es im Modegeschäft Tom Tailor, das nach dem Räumungsverkauf vor wenigen Tagen seine Türen schloss. Auch kleinere Ladenlokale wie Goldbaum und ImDetail sind mittlerweile verwaist. „In der oberen Fußgängerzone liegt viel brach“, sagt beispielsweise Michael Kreytenberg vom gleichnamigen Immobilienbüro. „Bei manchen reichen auch die finanziellen Möglichkeiten nicht, eine Durststrecke zu überstehen. Dann machen die schnell wieder dicht.“
Es gibt auch Lichtblicke
Ein Lichtblick zeichnet sich an der Hauptstraße immerhin im einstigen Esser ab, das viele Jahre leer stand. Hier befindet sich nun ein Nagelstudio. Und in den bisherigen Tchibo-Räumen hat Unitymedia eröffnet. Auch die Räume des Drogeriemarktes dm an der Hauptstraße sowie der benachbarte Laden günstig + lecker stehen weiterhin leer.
Positiv am Neumarkt: In dem Eckhaus befindet sich schon länger das Sportstudio terrasports. Im benachbarten Outlet-Laden Zaba läuft allerdings gerade der Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Auch der Friseursalon am Neumarkt 12 steht leer. Weitere Leerstände folgen (Hilburg-Foto, Damenmode) im Bereich der Hausnummer 8.
In der Kirchstraße steht das einstige Schuhgeschäft Eickenbusch, später eine Galerie, seit einiger Zeit leer. Ein weiterer Leerstand folgt wenige Meter weiter (Bäckerei Hollmann). Das bei der vergangenen Bestandsaufnahme leer stehende Café Rössler ist durch die Schokoladenmanufaktur Sauerland gefüllt. Gleiches gilt für das Modegeschäft Madonna, in dem nun Glücksgriff beheimatet ist.
Gute Parkplatzsituation an der Unnaer Straße
Die Unnaer Straße startet (von der Fußgängerzone aus gesehen) mit drei Leerständen – nämlich dem Gebäudekomplex Dieler, Internet-Café und Kodi. Einzig die Ausstellungsgegenstände in einem Teil der Dieler-Schaufenster durchbrechen die Tristesse. Ansonsten bietet der untere Bereich der Innenstadt viele kleine, abwechslungsreiche Einkaufsmöglichkeiten – darunter auch inhabergeführte Geschäfte.
Kunden wissen sicherlich die Parkmöglichkeiten in der Nähe der Geschäfte zu schätzen. Wer hier kurz etwas erledigen will, findet meistens relativ schnell einen Parkplatz und kann dank der „Brötchenkarte“ 20 Minuten kostenlos parken. Auch hier gibt es Leerstände, die allerdings nicht so augenfällig sind wie an der Hauptstraße.
Experten-Einschätzung: Neheimer schauen nicht mehr neidisch auf Menden
Warum gibt es gerade in der oberen Fußgängerzone so auffällig viele Leerstände? „Das hat mit Sicherheit auch mit dem Nordwall-Center zu tun“, vermutet Michael Kreytenberg. „Diese ganze Hängepartie macht die Innenstadt kaputt. Die großen Ketten haben sich zurückgezogen aus Menden.“
Auch Immobilienmakler Gerhard Dittrich sieht eine Ursache im Nordwall-Center: „Das sollte ja ein Magnet werden, da wollen dann die Geschäfte eher in die direkte, unmittelbare Umgebung als weiter weg“, ist seine mögliche Erklärung, warum der untere Bereich der Fußgängerzone weniger Leerstände aufweist als der obere.
Es gelte, neue Geschäfte zu finden, „die etwas anbieten, was es in Menden in der Form nicht gibt“, fügt Michael Kreytenberg hinzu. „Ein Süßwarengeschäft wäre vielleicht was. Oder noch ein Geschäft mit Kindermode.“ Auch Gerhard Dittrich sieht zu wenig Abwechslung im Innenstadt-Sortiment: „Es gibt halt gefühlt viele Bäcker, Handyläden, Optiker und Friseure.“
Früher hätten die Neheimer neidisch auf Menden geschaut, „heute ist es genau umgekehrt“, weiß Michael Kreytenberg. Insgesamt sei das Geschäft schwieriger geworden in den vergangenen Jahren – „obwohl die Hausbesitzer mit den Mieten schon ziemlich runtergegangen sind“.
Fazit:
- Oberstadt: Hat sich gemausert, erstaunlich wenig Leerstände.
- Innenstadt: Vor allem im oberen Bereich (bis zur Achse Bahnhofstraße) zunehmende Zahl von Leerständen; schade um das eigentlich so schöne Herz der Stadt. Hoffnungsschimmer: Dank mehrerer Baumaßnahmen (Alter Rathausplatz, Glockenteichbach, Pflastererneuerung) hat das Zentrum großes Potenzial.
- Unterstadt: Ebenfalls einige Leerstände, aber auch viel Bewegung. Geschäfte werden zügiger als im Zentrum neu vermietet.
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