Menden. . Die Redaktion arbeitet einen Tag lang auf dem Bauernhof Schulte-Steinhausen in Oberrödinghausen. Da muss auch die Redakteurin mal Melken.

Aus dem Stall dringt genüssliches Schmatzen. Die Kühe machen gerade Wellness im Strohbad. Das tierische Personal hat zur Morgenkonferenz der Redaktion um 11 Uhr den aufregendsten Teil des Tages schon hinter sich. Um sechs Uhr morgens treten die ersten Kühe zum Melken an der Maschine an. Zehn links, zehn rechts. Bis alle 150 Milchkühe durch sind, dauert es gerne mal zwei bis drei Stunden. Das ist bäuerlicher Alltag auf Hof Schulte-Steinhausen. Freizeit ist nur wenig drin. Für Alexander und Janina Schulte ist häufiger Heimat-Urlaub angesagt.

Hofhund Lupo findet's toll, dass mal viele Gäste da sind. Der Border-Collie wetzt durch die improvisierte Redaktionsstube unter dem Pavillon zwischen dem Wohnhaus der Schultes und dem Melk-Stall. Für ihn könnte das Spiel mit dem Stöckchen-Werfen geradezu unendlich lange weitergehen.

WP-Redakteure im Gespräch mit Berthold-Streiter aus Balve.
WP-Redakteure im Gespräch mit Berthold-Streiter aus Balve. © Arne Poll

Berthold Streiter aus Balve kommt vorbei. Der Metall-Waren-Importeur kauft hier ab und an mal Eier. Er mag diese Höfe, sagt er. Streiter will der Redaktion mal über die Schulter schauen. Er lässt sich am Vormittag die noch fast ganz leeren Seiten der Lokalausgabe zeigen. Streiter schaut sich das Rotkehlchen auf Seite 3 an. Er selbst hat eine große Bitte an die Redaktion. „Machen Sie doch mal eine Karte mit einer Umleitung für die große Baustelle mit dem Kreisverkehr in Balve. Damit die Leute wissen, wo sie langfahren sollen.“ Eine gute Idee, die wir gerne aufgreifen. Diese Bitte geben wir an unsere Kollegen Jürgen Overkott und Marcus Bottin in Balve weiter.

Die Redaktion arbeitet heute komplett am Handy. Wir können uns nicht über technische Probleme beschweren. „Das ist hier nicht immer so mit dem Empfang“, sagt Janina Schulte. „Heute morgen war wieder alles weg. Man muss immer mal schauen.“ Schlechtes Mobilfunknetz und schlechte Internetleitungen sind in den ländlichen Bereichen wie in Oberrödinghausen ein großes Thema. Auch dieses Thema greifen wir noch einmal auf.

Männliche Kälber werden verkauft

Bauernhof-Idylle in Oberrödinghausen.
Bauernhof-Idylle in Oberrödinghausen. © Arne Poll

Der Viehhändler fährt vor: Zwei der männlichen Kälber werden verladen. Ein Kalb, der Nachwuchs von Milchkuh Flauschi, zickt auf dem Weg in den Transporter ein wenig. „Mit den männlichen Tieren können wir nichts anfangen“, sagt Janina Schulte. Die Jungs sind in der Milchwirtschaft quasi nicht zu gebrauchen. Selbst als Zuchttier taugen sie auf dem Hof nichts, weil Inzucht vermieden werden muss. Allzu oft komme es ohnehin nicht mehr vor, dass überhaupt männliche Kälber geboren werden, sagt Janina Schulte. „Wir setzen gesextes Sperma ein. Damit werden die Kälber zu 98 Prozent weiblich.“

Die Tiere genießen den Aufenthalt im Stall. Unter der Decke drehen sich Ventilatoren. Es rieselt ein feuchter Nebel von der Decke. Da geht keine Kuh freiwillig in die Sonne, obwohl sie es könnte. Hofhund Lupo gibt es derweil nicht auf mit dem Stöckchen. Wenn schon mal die ganze Redaktion ausgerückt ist. Dann soll ja wenigstens auch immer mal jemand Stöckchen werfen.

Dann die zweite Schicht für die Kühe: Redakteurin Thekla Hanke darf beim Melken helfen. Saubermachen. Ansaugen. Anlegen. Liter für Liter fließt die Milch aus dem Euter in die Tanks. Die Kühe empfinden das Melken als Erleichterung. Zur Abendkonferenz sind die Kühe noch voll bei der Arbeit. Landwirt Alexander Schulte ist mit dem Traktor unterwegs. Er holt Futter und frisches Stroh. Feierabend ist auf dem Hof eigentlich nie.