Menden. . Seit dem 1. August gilt die gesetzlich vorgeschriebene Einzelzimmerquote. In Menden hat nur eine Seniorenresidenz mit den Vorgaben zu kämpfen.
Fünf der sechs stationären Pflegeeinrichtungen in der Hönnestadt erfüllen die gesetzlich vorgeschriebene Einzelzimmerquote. Seit dem 1. August gilt die Regelung, nach der die Einrichtungen 80 Prozent ihrer Dauerpflegeplätze als Einzelzimmer vorhalten müssen.
Anders als beispielsweise in der Nachbarstadt Fröndenberg gilt in der Hönnestadt derzeit kein Belegungsstopp seitens des Märkischen Kreises.
„Bei uns läuft es ausgesprochen gut“, sagt Michaela Dittrich, Einrichtungsleiterin des Hansa Seniorenwohnparks Menden. Aktuell sind in dem Altenheim 60 Plätze belegt. „Wir könnten auch anbauen“, gibt Dittrich einen Einblick in die Nachfrage. Einzelzimmer böten den Vorteil, dass jeder seine Ruhe haben könne. Einmal im Jahr überprüft die Heimaufsicht, ob die Quote in den Pflegeheimen auch erreicht werden. Doch auch Doppelzimmer hält Dittrich für eine gute Sache. „Es gibt einige Ehepaare, die unbedingt in ein Doppelzimmer wollen“, erklärt die Einrichtungsleiterin. Aber auch Geschwister, die zuvor lange Zeit miteinander verbracht haben, erhalten so die Möglichkeit, im Alter noch zusammen zu bleiben. „Man kann nicht pauschal sagen, dass Doppelzimmer schlecht sind“, sagt Michaela Dittrich.
„Die Erfahrung hat gezeigt, dass viele Einzelzimmer haben wollen“, sagt Delia Heinen, Einrichtungsleiterin im Integra Seniorenpflegezentrum. Das Altenheim ist 2015 an den Start gegangen und bietet ausschließlich Einzelzimmer an. Mit aktuell 80 belegten Plätzen ist die Einrichtung derzeit voll ausgelastet. Alternativ zu den Einzelzimmern hält das Seniorenpflegezentrum zwei sogenannte Tandemzimmer vor. Diese bestehen aus zwei Einzelzimmern, die über einen Vorflur und ein gemeinsames Bad verfügen. Bewohner, so Heinen, könnten entscheiden, ob sie in getrennte Schlafzimmer ziehen oder eines als Wohnzimmer herrichten wollen. „Ganz auf Doppelzimmer würde ich nicht verzichten“, sagt Heinen. Denn gerade bei Paaren seien die Tandemzimmer gefragt. Durch die innenstadtnahe Lage könnten Bewohner zudem noch viel „selbstständig erledigen“.
„Wir erfüllen die Quote noch nicht“, sagt Janina Bertram, Einrichtungsleiterin im Haus Natalena. Das kleinste Seniorenheim der Hönnestadt ist mit 32 Plätzen ebenfalls ausgelastet. Der Märkische Kreis hat mit Blick auf die Einzelzimmerquote derzeit keinen Wiederbelegungsstopp ausgesprochen, wie Hendrik Klein von der Pressestelle des Kreises mitteilt.
Stellenweise Probleme
Seit August gilt die Einzelzimmerquote. Rund ein Viertel der NRW-Pflegeheime bereitet dies 15 Jahre nach der Ankündigung der Maßnahme Probleme. 5600 Plätze fallen landesweit weg.
„Bei uns ist das absolut kein Thema“, gibt Cora Batzik, Pflegedienstleiterin in der Cramer’schen Fabrik Menden. Die sechs noch vorhandenen Doppelzimmer sind vor allem von Ehepaaren belegt. Das diene einer familiären Begleitung. Allerdings sei es, so Batzik, auch schon vorgekommen, das ein Partner demenziell so stark verändert war, dass ein Zusammenleben in den Doppelzimmern nicht mehr möglich war. „Das war aber alles gut zu regeln“, sagt die Pflegedienstleiterin. Doppelzimmer würde sie jedoch nicht abschaffen, da gerade Ehepaaren so ein gemeinsames Leben im Alter verwehrt bliebe. Durch die Bank weg Einzelzimmer anzubieten, halte Batzik „nicht für die richtige Lösung“. Jedoch könnten Einzelzimmer durch Verbindungsgänge besser miteinander vernetzt werden. Das sei jedoch wieder eine bauliche Herausforderung, die es zu meistern gelte.
„Wir waren eines der ersten Häuser in der Evangelischen Perthes-Stiftung, das die Quote erfüllt hat“, erklärt Birgit Ferkes, Einrichtungsleiterin im Jochen-Klepper-Haus. Derzeit liege die Quote bei 84 Prozent. 99 Einzelzimmer stehen neun Doppelzimmer gegenüber und mit 117 Plätzen ist auch das Jochen-Klepper-Haus vollkommen ausgelastet, wenngleich die Nachfrage ungebrochen hoch sei. Eineinhalb Jahre hat die Qualifizierungsphase in der Einrichtung gedauert, die im September 2014 abgeschlossen wurde, erklärt Ferkes. Mit Blick auf die bestehenden Doppelzimmer kann auch sie von durchweg guten Erfahrungen berichten. Sinn mache es für Bewohner jedoch nur, wenn beide „die gleichen Versorgungsintervalle haben“. Das beinhaltet vor allem nächtliche Positionswechsel oder Umlagerungen. Nur wenn beide Bewohner in dieser Hinsicht den gleichen Bedarf haben, komme ein Doppelzimmer infrage. „Das muss immer individuell geschaut werden. Es muss stimmen – bis hin zum Fernsehprogramm.“, sagt Ferkes.
„Die Einzelzimmerquote ist richtig“, sagt Johannes Kochanek, Einrichtungsleiter im St. Vincenz Altenheim. Doppelzimmer kämen auch in seiner Einrichtung hauptsächlich für Eheleute oder Geschwister infrage. Mit 71 Plätzen ist auch die älteste Einrichtung in der Hönnestadt wie alle anderen ausgelastet. Eine Erweiterung ist für Kochanek aber trotz steigender Nachfrage nicht machbar. „Wir halten das Ganze lieber familiär, es soll persönlich bleiben.“ Das halte er für schwieriger, je größer die Einrichtung ist. Für die Doppelzimmer im St. Vincenz Altenheim gelte: Wer zusammenbleiben will, bleibt es auch. Gerade dann, „wenn die Bewohner es gewohnt sind, dass jemand da ist“. Die Quote halte der Einrichtungsleiter für sinnvoll. Doppelzimmer gänzlich zu streichen kommt auch für ihn nicht infrage.