Platte Heide. . Nach einem Brand muss der Supermarkt Hülsmeyer das gesamte Sortiment entsorgen. Die Pulver- und Rußpartikel haben sich überall abgelagert.

Der einzige Supermarkt im Zentrum von Platte Heide muss auf unbestimmte Zeit schließen. Nach dem Brand sind sämtliche Lebensmittel und Konserven im Geschäft von Marco und Nadine Hülsmeyer nicht mehr zum Verzehr geeignet. Gleichzeitig fällt für viele Kunden ein wichtiger Bestandteil ihres Tages weg.

Der Auslöser des Brandes: Ein Kurzschluss an der Kühltheke.
Der Auslöser des Brandes: Ein Kurzschluss an der Kühltheke. © Tobias Schürmann

Es ist Freitagabend, kurz vor halb 6. Marco Hülsmeyer ist gerade im Eingangsbereich seines Marktes am Glockenblumenweg beschäftigt. Eine Angestellte bereitet gerade Ware im Nebenraum der Frischetheke zu. Plötzlich ziehen dunkle Rauchschwaden auf. Ein Kurzschluss in der Elektrik löst einen Kabelbrand an der Theke des Supermarktes aus. Rund eineinhalb Meter schlagen die Flammen hoch. „Man hat den Brand durch den Rauch nicht gesehen. Ich hätte nicht gedacht, dass es so eine starke Rauchentwicklung gibt“, sagt Marco Hülsmeyer rund eine Woche nach dem tragischen Ereignis. Aufnahmen der Überwachungskamera zeigen, wie der 37-Jährige hinter die Theke stürmt, um den Brand mit dem Pulverlöscher zu löschen.

Von Spenden abgeraten

Gemeinsam mit Familie und Freunden sind Marco Hülsmeyer und seine Frau Nadine damit beschäftigt, das gesamte Sortiment zu entsorgen. Doch anders als von vielen Passanten vermutet, werfen sie Lebensmittel und Konserven nicht einfach so weg. „Wir würden es lieber spenden oder verschenken“, sagt Nadine Hülsmeyer, ihr Mann pflichtet bei: „Mir macht das auch keinen Spaß.“ Die Gesundheit anderer wollen und können sie keinesfalls gefährden.

Wer beispielsweise mit dem Finger über die Aufschnittmaschine fährt, merkt, wie stark der Supermarkt von Ruß und Pulver überzogen ist.
Wer beispielsweise mit dem Finger über die Aufschnittmaschine fährt, merkt, wie stark der Supermarkt von Ruß und Pulver überzogen ist. © Tobias Schürmann

Lebensmittelkontrolleure des Kreises haben sich ein Bild von der Lage gemacht. Fazit: Ein Verkauf der Ware ist nicht gestattet. „Der komplette Laden ist kontaminiert“, erklärt Hendrik Klein, Pressesprecher des Märkischen Kreises. Theoretisch wäre ein Weiterverkauf von Konserven denkbar, sofern diese ohne Wasser gereinigt werden könnten, so Klein. Allerdings habe der Lebensmittelkontrolleur Marco Hülsmeyer das nicht empfohlen. Zu groß ist die Gefahr, dass beim Öffnen der Dose doch Ruß- oder Pulverpartikel in Suppendosen oder Gurkengläser gelangen können. „Nach dem Brand am Freitag wollte ich mir eine Flasche Wasser holen, aber die Feuerwehr hat mir davon abgeraten“, berichtet Nadine Hülsmeyer. Die giftigen Partikel waren da schon in der Luft und setzten sich ab.

Lebensmittel und Konserven zum Sondermüll

Vor rund zweieinhalb Jahren haben Marco und Nadine Hülsmeyer ihren Supermarkt am Glockenblumenweg eröffnet.

Zwei volle Sondermüllcontainer hat ein Entsorgungsunternehmen bereits abgeholt.

Hülsmeyer schätzt, dass am Ende rund acht Tonnen Waren entsorgt werden.

Wie schlimm die Lage ist, zeigt sich beim Gang in Richtung Kühltheke. Das weiße und blaue Löschpulver wirkt wie Sand. Überall Schuhabdrücke, ein beißender Geruch von Ammoniak liegt in der Luft. Fährt man mit dem Finger über die Theke oder die Aufschnittmaschine, sind die Finger mit einem grauen Film überzogen. „Selbst unter den Kronkorken der Bierkisten sammelt sich der Staub“, sagt Marco Hülsmeyer. Der 37-Jährige steht wortwörtlich vor einem Trümmerhaufen. Die Inneneinrichtung ist zwar weitestgehend intakt geblieben, allerdings wandern Waren im Wert von rund 50 000 Euro in den Sondermüll.

Schock verarbeiten

Während auf dem Heideplatz Marktstände aufgebaut sind, werfen Freunde und Familie des Ehepaares Konserve um Konserve weg. Selbst Katzenfutter sei nicht mehr zu gebrauchen, so Nadine Hülsmeyer.

Besonders schlimm trifft es vor allem die Kunden des Supermarktes. Täglich nutzten vor allem ältere Menschen aus dem benachbarten Jochen-Klepper-Haus den Einkauf, um sich mit Personal oder Inhaber persönlich zu unterhalten. Auch jetzt ziehe es noch immer Stammkunden zum Supermarkt von Marco Hülsmeyer. Immer wieder muss er ihnen sagen, dass „noch mindestens vier Wochen geschlossen ist“. Wann und wie genau die Neueröffnung ablaufen wird, das weiß der 37-Jährige noch nicht. Es gelte nun erstmal diesen Schock zu verarbeiten.