Böingsen. . Für viele Mendener Kinder gehört die Stadtranderholung zu den Sommerferien. Doch die Nachfrage sinkt – Ehrenamtler wollen gegensteuern.

Der Ball kullert über die Wiese. „Schieß!“, ruft ein Junge in blauer Hose seinem Teamkameraden zu. Auf dem kleinen, gemähten Stück Rasen direkt vor der Schützenhalle St. Hedwig in Böingsen ist dieser Tage viel Betrieb. Die Stadtranderholung bietet 75 Kindern in den Ferien einen Ausgleich zum Alltag – und jede Menge Spiele.

Denise Rüscher turnt in der Halle gerade auf einem Tisch herum. Gekonnt tippelt sie zwischen den blauen, grünen und gelben Plastikbechern her. Sie führt einer Horde von rund 15 Kindern den Macarena-Tanz vor. 25 Betreuer kümmern sich in den ersten beiden Wochen der Sommerferien um die Gäste der Stadtranderholung in Böingsen. „Früher hatten wir schon mal doppelt so viele Kinder hier“, erinnert sich Rüscher. Sie ist Teil des dreiköpfigen Leitungsteams und opfert einen Großteil ihres Jahresurlaubes, um in Böingsen dabei sein zu können. „Ich könnte mir gar nicht vorstellen, dass die Stadtranderholung stattfindet und ich nicht dabei bin.“

Seit 14 Jahren dabei

Als sich vor Jahren die Stadt aus der Finanzierung der Stadtranderholung zurückzog, sprang die Bürgerstiftung ein. „Es begeistert jedes Jahr aufs

Milan (links) und Joshua (rechts) haben die Transportboards kurzerhand umfunktioniert und starten ein Wettrennen.
Milan (links) und Joshua (rechts) haben die Transportboards kurzerhand umfunktioniert und starten ein Wettrennen. © Tobias Schürmann

neue“, sagt Ulrich Hackl von der Bürgerstiftung. Eine Gruppe Mädchen wuselt um ihn herum, huscht ins Freie.

Gaby Kerstin – ebenfalls Teil des Leitungsteams – ist seit 14 Jahren bei der Stadtranderholung dabei, gehört sozusagen schon zum Inventar. Gemeinsam mit Graffiti-Künstler Marcel Veneman haben die Kinder Tafeln besprüht und so individuelle Werke geschaffen. Auf einigen prangen Namen, andere erinnern an Hinweisschilder aus dem Straßenverkehr – eine bunte Mischung. Neben den Aktionen steht vor allem Bewegung in der Natur im Mittelpunkt, wie Gaby Kerstin sagt.

Benjamin (10) ist schon zum dritten Mal in den Sommerferien in Böingsen. „Es ist einfach eine coole Aktion“, sagt er. Betreuerin Joyce Schimm

Lina (7) spielt mit ihrer Freundin eine Runde Tennis.
Lina (7) spielt mit ihrer Freundin eine Runde Tennis. © Tobias Schürmann

schlüpft gerade in die Rolle der Nageldesignerin. Luisa (7) hat sich für gelben Nagellack entschieden. Stillhalten ist die Devise. Die Siebenjährige hat keine Lust „alleine zuhause zu sitzen“. Sie sei lieber mit Freunden draußen vor der Schützenhalle unterwegs.

Online neue Wege gehen

In diesem Jahr gibt es kleinere Änderungen. Die Stadtranderholung geht neue, digitale Wege. Carolin Kerstin und Stella Kirchmann machen neben ihren Berufen eine Weiterbildung zur staatlich anerkannten Betriebswirtin. Die Stadtranderholung ist Teil ihres Projekts. Das neue Logo weht bereits auf einer Fahne. Durch einen eigenen Internet- und Facebookauftritt

In der Gruppe den Sauerlandpark erkunden

25 ehrenamtliche Betreuer kümmern sich gruppenweise um die Kinder.

Zwei Wochen lang, von montags bis freitags, läuft die Stadtranderholung in Böingsen.

In der kommenden Woche sind noch zwei Ausflüge geplant. Zunächst zum Lendringser Platz, wo ein Eiswagen warten wird, und zum Abschluss eine Fahrt in den Sauerlandpark.

wollen sie die Ferienaktion wieder mehr ins Bewusstsein der Mendener rücken. „Man hat sich ein bisschen auf der Tradition ausgeruht“, sagt Kirchmann. Das Interesse an der Ferienaktion habe über die Jahre nachgelassen. Die beiden angehenden Betriebswirtinnen waren früher selbst als Kinder in Böingsen dabei – und wollen, dass auch andere Kinder die Stadtranderholung in Zukunft noch genießen können.