Menden. . Bürgermeister Martin Wächter muss auf einen Chauffeur verzichten und selbst fahren. Die Verwaltung will den Fuhrpark umweltfreundlich gestalten.

Als Kind hat Bürgermeister Martin Wächter am Straßenrand gestanden und gestaunt. Denn damals war es noch gang und gäbe, dass der Bürgermeister seinen eigenen Chauffeur hat. Selber fahren – für die früheren Stadtoberen nicht denkbar. Bis April dieses Jahres nutzte auch Martin Wächter bei längeren Strecken einen Fahrdienst. Doch das ist nun Geschichte.

Eine halbe Stelle hatte die Stadt Menden bis vor kurzem noch mit der Pflege des Fuhrparks und Fahrten für Bürgermeister, Kämmerer sowie Ersten Beigeordneten betraut. Doch als sich Walter Kochanek in den Ruhestand verabschiedet hat, war klar, dass Bürgermeister Martin Wächter nun selbst hinters Steuer und die Pflege des Fuhrparks anders verteilt werden muss. „Die Fahrten sind immer weniger geworden“, erzählt Wächter. Daher habe es auch keinen Sinn gemacht, die Stelle neu zu besetzen. Statt jedes Schützenfest und jeden weiteren Termin in der Hönnestadt anzufahren, nutzte Wächter den Dienst Kocha­neks, der mit einer weiteren halben Stelle in der Druckerei beschäftigt war, nur für längere Strecken; Düsseldorf oder Arnsberg waren die vorrangigen Ziele. Für die Light-and-Building-Messe in Frankfurt stiegen Wächter und der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt zuletzt sogar auf den Zug um.

Über Fußball unterhalten

Doch die meiste Zeit auf Reisen verbrachte der Bürgermeister mit Walter Kochanek. „Wir kennen uns seit über 40 Jahren“, sagt Wächter – vom Fußballspielen aus der Jugend. Nachdem sich beide einige Zeit aus den Augen verloren hatten, fanden sie 2015 wieder zusammen. Gerade auf

Politik fordert mehr E-Mobilität von der Verwaltung

Der VW Passat GTE ist mit einer hochmodernen Lithium-Ionen-Batterie ausgestattet.

Das umweltfreundliche Fahrzeug des Bürgermeisters soll nicht das letzte „grüne“ Gefährt sein, das sich die Stadt zulegt.

„Wir haben aber den Auftrag aus der Politik, uns auch mit dem Thema E-Mobilität usw. auseinander zu setzen“, sagt Stadtsprecher Johannes Ehrlich.

Eine Geschichte über seine Arbeit als Fahrer für zahlreiche Bürgermeister mit Walter Kocha­nek lesen Sie in unserer Ausgabe am Donnerstag, 19. Juli.

dem Weg zur Bezirks- oder Landesregierung war Kochanek ein treuer Begleiter Wächters. Dabei ist das Bild des Bürgermeisters, der wie selbstverständlich mit dem Handy am Ohr sein Vehikel besteigt, in der Stadt an der Hönne nicht zeitgemäß. Vor jeder Fahrt, so Martin Wächter, musste der Zeitplan Punkt für Punkt durchgesprochen werden. Kochanek wartete in der Regel in der Rathaus-Tiefgarage. „Dass das schöner ist, als selber zu fahren, ist logisch“, so der Bürgermeister.

Im Auto zu arbeiten, sei für Wächter allerdings kaum möglich gewesen. Zu oft muss er dafür Rücksprache mit Verwaltungsmitarbeitern halten, nur mit dem Handy kaum zu machen. Unterm Strich blieb also die Plauderei mit Fahrer Walter Kochanek. „Meistens haben wir uns über Fußball unterhalten“, erzählt Wächter und lacht. Allerdings weniger über aktuelle Ergebnisse von Borussia Dortmund, Bayern München oder Schalke 04, sondern „eher über früher“.

Das neue Auto des Bürgermeisters ist nun an der Steckdose eingestöpselt. Ein VW Passat GTE ist die neueste Anschaffung des städtischen Fuhrparks. Mit einer Mischung aus Elektro- und

© Johannes Ehrlich

Verbrennungsmotor ist es das erste „grüne“ Fahrzeug in städtischem Besitz. „Wir müssen ja auch mit gutem Beispiel voran gehen“, betont Wächter. In den kommenden Jahren sollen alle Fahrzeuge sukzessive gegen umweltfreundliche Alternativen ausgetauscht werden. „Das Umweltbewusstsein hat sich einfach verändert“, sagt Wächter.

Whatsapp-Gruppe für Fahrdienst

35 Autos und fünf Anhänger zählt die Liste des städtischen Fuhrparks. „Der Passat GTE ist aktuell noch der Einzige seiner Art. Wir haben aber den Auftrag aus der Politik, uns auch mit dem Thema E-Mobilität auseinander zu setzen“, teilt Stadtsprecher Johannes Ehrlich mit. In der Liste seien jedoch der Mendener Baubetriebshof und die Feuerwehr nicht berücksichtigt.

Nun selber zu fahren, ist für den Bürgermeister allerdings keine Umstellung. „Ich fahre gerne“, so Wächter. Und wenn es doch mal ein Bier auf dem Schützenfest sein soll, gibt es noch immer eine Whats­app-Gruppe für den Bürgermeister. Dort melden sich Freiwillige, die den Fahrservice für einen Abend übernehmen möchten.