Menden. . Zwei neue Ärzte kommen in die Hönnestadt. Damit verschwindet Menden von der Krisen-Liste der Kassenärztlichen Vereinigung – aber nur kurzfristig.

Zwei neue Ärzte kommen nach Menden, darunter im September ein Hausarzt, der auch die zuletzt zusammengebrochene Versorgung von Drogenkranken (Substitution) übernehmen will. Deshalb ist die Stadt seit kurzem wieder aus der „Krisen-Liste“ der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) herausgefallen. Dieses Förderverzeichnis sicherte Menden Gelder und besondere Anstrengungen der KV, um Hausärzten die Niederlassung schmackhaft zu machen. Die Politiker im Sozialausschuss am Mittwochabend nahmen die gute Nachricht zwar mit Beifall auf – gestritten wurde aber trotzdem vehement. Denn weiterhin ist ein Drittel der Hausärzte in Menden 65 Jahre und älter. Daher dürfte sich die Hönnestadt schon sehr bald wieder auf der Krisenliste finden. Und deshalb soll es alsbald eine Mendener Runde geben, an der Ärzte, Stadt, KV und Politik neue Maßnahmen überlegen. Die Runde soll laut Vorschlag des Ausschuss-Vorsitzenden Bernd Alban unter dem positiven Motto „Für ein gesundes Menden!“ stehen.

Debakel für Kreis-Vertreter

Es war ausgerechnet ein Debakel, das die Leidenschaft in diese Debatte brachte. Erleben mussten es zwei Vertreter des Märkischen Kreises, die anfangs das neueste MK-Papier zur Gesundheits- und Pflegeplanung

Stadt soll einen „Kümmerer“ einsetzen

Zu den von der KV empfohlenen Maßnahmen zählt auch die Installierung eines „Kümmerers“, den die Stadtverwaltung suchen und einsetzen soll.

Der Posten soll ein Scharnier bilden zwischen dem gesamten medizinischen Sektor und seinen Bedarfen auf der einen, der Stadt auf der anderen Seite.

vorstellten. Sehr theorielastig ging es da um „Handlungsfelder“, Alterspyramiden, Pflegelotsen, Stipendien oder Palliativ-Netzwerke – bis Peter Brall das Wort ergriff. Der Vorsitzende der Mendener Ärztevereinigung erklärte zu den MK-Bemühungen: „Programme helfen da nicht, so schön sie sich auch anhören.“

Schulungszentrum für Menden

Denn: „Das einzige Problem ist, dass sich junge Ärzte hier nicht mehr niederlassen wollen.“ Der Job als Hausarzt bedeute nicht nur zahllose Überstunden, Wochenendarbeit sowie Budget- und Regressprobleme: „Ein Arzt, der sich niederlassen will, muss auch erstmal 100- bis 130 000 Euro in die Praxis investieren, braucht Personal für 6- bis 8000 Euro im Monat – und bekommt von der KV das erste Geld dann nach einem Jahr.“

Wer das auf sich nehme, müsse vom Standort restlos überzeugt sein. Kurz: Menden soll attraktiver werden. Dr. Markus Berghoff, als Ärztlicher Direktor der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis auch Chefarzt der Vincenzklinik und ebenfalls auf der Suche nach medizinischem Nachwuchs, blies als Mendener ins selbe Horn: „Wichtig ist die Heimatverbundenheit. Aber von meinen drei Kindern durfte keines seine Abi-Feier auf der Wilhelmshöhe erleben, wegen Nachbarschaftsproblemen. Das ist ein Trauerspiel.“

Gebäude für Schulungszentrum

Zugleich habe Menden viel zu bieten: „Wir haben einen Fluss in der Stadt und viel Grün, wir sind bald wieder eine attraktive Schulstadt.“ Sein Appell an die Politik: „Lasst uns Menden schöner machen!“ Berghoff stellte zudem ein Schulungszentrum für Mediziner in Aussicht, für das ein Gebäude gesucht werde. „Und in Menden stehen genug Schulen leer.“