Menden/Iserlohn. . Eine Mendenerin muss sich derzeit vor dem Landgericht Hagen wegen massiver Steuerverkürzung verantworten. Es geht um mehr als 300 000 Euro.

Täuschte eine heute 46-jährige Imbissbudenbetreiberin aus Menden das Finanzamt Iserlohn in den Jahren 2011 bis 2015 über ihre tatsächlichen Umsätze? Im Landgericht Hagen muss sich die Frau wegen massiver Steuerverkürzung verantworten: Sie soll im Tatzeitraum in insgesamt 19 Fällen falsche Umsatzsteuer- und Einkommenssteuererklärungen abgegeben und dadurch den Fiskus um rund 315 000 Euro geprellt haben.

Keine Angaben zu den Vorwürfen

Auch am zweiten Verhandlungstag am Mittwoch machte die Angeklagte keine Angaben zu den Vorwürfen. Stattdessen hatte ein Finanzbeamter als Hauptermittler das Wort. Zwölf Jahre lang habe er fast ausschließlich Dönerbuden geprüft. Tatsächlich hatte die Geschichte ganz andere Dimensionen als möglicherweise falsche Abrechnungen einer Dönerbude: Alles begann mit Ermittlungen gegen drei Mitarbeiter eines Dönerspießherstellers, die sich ihrerseits mit illegalen Mitteln um Steuerminderung ihres Betriebes bemüht haben sollen.

Zum Tresor vorgearbeitet

15 Steuerfahnder und 20 Zollbeamte arbeiteten sich durch den Betrieb bis zu einem Tresor vor, den zunächst niemand öffnen wollte. Erst der Hinweis, dass man die Schatzkiste auf jeden Fall öffnen werde, brachte einen Schlüssel zutage. In dem Tresor fanden die Ermittler 6000 Euro, und einiges sprach dafür, dass es sich um Schwarzgeld aus Fleischverkäufen des laufenden Monats handelte, die nicht offiziell abgerechnet wurden. 17 Imbissbuden wurden in der Folge eingehend untersucht.

Hochrechnungen der Ermittler

Warum aber hätte die Betreiberin einer Dönerbude von ihr eingekauftes Fleisch „schwarz“ kaufen und nicht als Betriebsausgaben von der Steuer absetzen sollen? Weil – so der Vorwurf – auch sehr viele Döner nicht abgerechnet wurden. Dies ergab sich aus eigener Anschauung und minutiösen Hochrechnungen der Ermittler: Der Zeuge berichtete von zwölf entsprechenden Testkäufen: „Sechs mal Hack und sechs mal Hähnchen.“ Anschließend kamen die Döner-Bestandteile fein sortiert auf die Waage, um aus den jeweils sechs Proben zwei Durchschnittswerte zu ermitteln. „Wir haben immer ohne Sauce bestellt“, versicherte der Zeuge, um mögliche Gewichtsveränderungen durch anhaftende Remoulade zu vermeiden.

Weitere Hinweise

Prüfende Blicke auf die rotierenden Spieße und die umgesetzte Menge an Fladenbrot, die die Ermittler für nicht manipuliert hielten, lieferten weitere Hinweise, wie viele Döner über die Jahre hinweg wohl erstellt worden waren.

Der Prozess wird Freitag ab 9.30 Uhr im Landgericht fortgesetzt.