Menden. . Wie sich Handwerksbetriebe auf Herausforderungen der Zukunft einstellen können, haben Unternehmer, Politiker und die Agentur für Arbeit erörtert.
Gerade erst ist eine neue Kakaosorte auf den Markt gekommen, erklärt Konditormeister Hermann Niehaves. In der Schokoladenmanufaktur Sauerland können Besucher diese schon in Form von kleinen, viereckigen, rosafarbenen Schokoladenplättchen probieren. Eine fruchtige Note entfaltet sich im Mund. Und doch kann dieser fruchtige Geschmack nicht über die Probleme des Handwerks – egal ob Konditor, Bäcker oder Dachdecker – hinwegtäuchen.
Möglichkeiten aufzeigen
Das Handwerk hat ein gesamtgesellschaftliches Problem. Immer mehr Schüler streben einen höhren Bildungsabschluss an und vergessen dabei die Möglichkeit, sich in einem handwerklichen Beruf womöglich besser positionieren zu können. Aber auch die Unternehmen stehen am Scheideweg: Längst sind sie es, die sich den jungen Menschen attraktiv präsentieren, um ihre Gunst werben müssen. Das ist der Tenor des Arbeitsmarktgespräches zwischen Sandra Pawlas von der Bundesagentur für Arbeit, Landtagsabgeordnetem Marco Voge und Unternehmer Hermann Niehaves. Im Kern diskutierten sie die Zukunft des Handwerks, das allen voran mit gesellschaftlichen Entwicklungen zu kämpfen hat.
„Wir müssen vonseiten der Unternehmen aktiver werden, anders geht es nicht“, sagt Niehaves. Ausbildungsbörsen, bei denen manche Schüler unvorbereitet mitmachen, helfen nur wenig. Darin sind sich alle Beteiligten einig. Dabei geht es in einer „Höher-Schneller-Weiter-Gesellschaft“ allerdings nicht darum, so lange wie möglich in schulischen Strukturen zu verbringen. „Viele Unternehmen würden Schüler nach der Realschule mit Kusshand nehmen“, sagt Sandra Pawlas. Es gehe, so Niehaves, nicht darum das Abitur abzuwerten, sondern das Handwerk mit seinen vielfältigen Weiterbildungs- und Verdienstmöglichkeiten aufzuwerten. Zusätzlich gelte es, Transparenz und Einsicht bei Produktionsabläufen zu schaffen. „Dazu braucht es aber auch die Bereitschaft vonseiten der jungen Menschen“, betont Niehaves.
Politik könne da, sagt Marco Voge, nur bedingt eingreifen. „Wir müssen Möglichkeiten schaffen, die Leute dorthin zu bringen, wo sie hingehören“, so der Landtagsabgeordnete. Im ländlichen Raum gebe es zudem das Problem der teilweise eingeschränkten Mobilität im ÖPNV. Ein wichtiger Punkt im Rahmen des Arbeitsmarktgespräches sei zudem die zunehmende Digitalisierung. Denn längst nicht alle Abläufe ließen sich maschinell darstellen. Das handwerkliche Wissen, so Niehaves, müsse erhalten bleiben. Ansonsten könnten die Menschen bald vergessen, wie sie eine neue Kakaosorte bestmöglich in Schokoladenform bringen.