Menden. . Es blieb kein Platz mehr frei im „Wo anders“: Zugpferd war eindeutig OBO-Seniorchef Ulrich Bettermann. Und der wurde gewohnt deutlich.

Kaum einer in Menden kann so kurzweilig über „den Mendener“ erzählen wie Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck: „Wenn es ihn nicht schon gäbe, man müsste ihn erfinden!“ Sie kennt auch den Mix, der’s macht: aus Ruhrpott, Sauerland und Kurköln.

Kaum einer in Menden weiß besser, was auf die Stadt zukommt, als Stadtwerke-Chef Bernd Reichelt: Hi-Tech-Kommunikation, E-Mobilität, womöglich Windräder in Ostsümmern, auf jeden Fall neue Technik für das russische L-Gas, das Menden bald geliefert bekommt.

Union will Menschen auf neue Weise ansprechen

Mit dem Format „Politik mal anders“ will die CDU in Menden erklärtermaßen Menschen wieder stärker für die Themen ihrer Stadt interessieren. Am Mittwoch fand diese Veranstaltung zum dritten Mal statt.

Blieb man bei den ersten beiden Talk-Runden eher unter sich, war der Saal diesmal nicht nur mit Unionspolitikern oder CDU-nahen Bürgern gefüllt. Das 90-Minuten-Limit wurde überzogen.

Kaum ein Moderator in Menden stellt so kenntnisreiche Fragen zur Stadt wie Gerhardt Schmidt: Er hat den CDU-Talk „Politik mal anders“ mit angestoßen.

Aber am gespanntesten sind die Gäste an diesem Abend im „Wo anders“ jedesmal, wenn OBO-Seniorchef Ulrich Bettermann das Wort ergreift. Und meist gibt es Applaus.

Bettermann zu seinem mittlerweile annähernd 4000 Beschäftigte zählenden Unternehmen: „Wir haben gerade heute in Mexiko den Marktführer gekauft!“ Beifall.

Bettermann zum Windplan für Ostsümmern: „Ich rate den Bürgern sich zu wehren. Nichts gegen Windparks an der Nordsee, aber hier bei uns leiden Mensch und Tier nur darunter!“ Beifall.

Bettermann zu seinem Leben als Mendener und Schweizer: „Ja, ich bin Schweizer Staatsbürger. Aber ich versteuere in Deutschland. Und ich gehe in Menden einkaufen. Das sollte jeder tun, der eine schöne Innenstadt will.“ Beifall.

Bettermann, von Schmidt darauf angesprochen, zum japanischen Katastrophenreaktor Fukushima: „Die elektrischen Anlagen sind denen beim Erdbeben abgerissen. Die Kühlung war nicht wiederherstellbar. Unsere Produkte waren ihnen zuvor um 67 Prozent zu teuer.“

Bettermann zum Verhältnis zu Russland: „Ich war als Delegierter des World Economic Forum bei den 2plus4-Gesprächen dabei. Damals wurde den Russen zugesichert, dass die NATO bleibt, wo sie ist. Stattdessen folgten Tschechien, Polen, da begann die Eskalation.“ Er wolle in Ungarn, einem Hauptstandort von OBO, ein Gespräch zwischen den Präsidenten Putin, Orban und Ex-Kanzler Gerhard Schröder organisieren. Denn: „Ich bleibe ein Verfechter des Gesprächskanals zu Putin!“ Beifall.

Stadtwerke-Chef als „Frischling“

Bei Jutta Törnig-Struck lernt das Publikum dagegen weiterhin auf vergnüglichste Art Heimatkunde: „Was man in Menden besser nicht macht, ist, mit neuen Ideen zu kommen.“ Dafür müsse man Leute überzeugen, bis der Arzt kommt. Gelingt das aber, sei der Mendener mit Feuereifer dabei: „Ich werde von Ehrenamtlichen des Museums gerne mal direkt vom Trödelmarkt aus angerufen und gefragt, ob das entdeckte Schätzchen etwas für uns wäre“, berichtet sie. Und lädt alle zum Baustellenfest auf Gut Rödinghausen am 30. Juni ein.

Für Reichelt geht es, was Mit-Talker Bettermann angeht, mal auf, mal ab. Ein dickes Lob erhält er für seinen Mut zur Zukunft. Doch den Rückblick auf die Historie des Wasserwerks an der Ruhr behält sich der 72-jährige Bettermann selber vor. Da sei der Stadtwerke-Chef, seit 2013 in Menden, „ja noch ein Frischling“.