Menden. . Die Stadt Menden lässt beide Teiche im künftigen Naherholungs- und Schutzgebiet Oeseteiche volllaufen: Halten die Bauwerke?
„Wir testen jetzt, ob die Dämme so halten, wie wir wollen“, sagt Rainer Lückermann. Mit 15 000 Kubikmeter Erdreich vom Walzweg sind die beiden Oeseteiche in den letzten Monaten neu modelliert worden – jetzt laufen sie erstmals wieder voll. Für Lückermann, der die riesige Baumaßnahme im Rathaus koordiniert, beginnt damit die nächste spannende Phase dieser wundersamen Wandlung von Klärteichen in ein Erholungs- und Naturparadies.
Ausgerechnet dabei sieht sich Lückermann jetzt der Kritik von Naturschützern ausgesetzt: Horst Kühn, Mendener Libellen-Experte, sieht durch das einlaufende Oesewasser zahlreiche Arten gefährdet, die sich in den zuletzt wegen der Bauarbeiten fast trocken gefallenen Teichen eingerichtet haben.
Spazierwege und Station für Naturbeobachter
In dieser Woche wird parallel zur Befüllung die Modellierung der beiden Oeseteiche beendet.
In der kommenden Woche soll dann die Abnahme erfolgen. Der erste Bauabschnitt wäre damit abgeschlossen.
Danach sollen die Arbeiten für Bauabschnitt 2 ausgeschrieben werden: Noch in diesem Jahr sollen am Nordteich die Wege für Spaziergänger entstehen.
Der Südteich erhält wahrscheinlich einen Zaun, der sicherstellen soll, dass die Wasservögel ungestört bleiben.
Für Beobachter soll es eine Station geben, die versteckt im Gebüsch liegt.
Was laut Kühn für die Tierwelt viel zu schnell geht, dauert Rainer Lückermann eher zu lange: „Hönne und Oese haben gerade extrem niedrige Wasserstände, deshalb werden wir einige Zeit warten müssen, bis sich der Nordteich füllt.“ Dann soll das Oesewasser in den Südteich laufen – es drückt sich durch den gewollt durchlässigen Mitteldamm zwischen den Gewässern und zugleich durch einen Zulaufgraben. Wenn alles klappt.
Warum Lückermann die Teiche lieber heute als morgen voll sehen würde, hat indes ebenfalls mit Flora und Fauna zu tun: „In der Bauphase, als wir den Wasserstand ganz heruntergedrückt hatten, sind viele Büsche auf den Teichgründen gewachsen.“
Stadt weist Vorwürfe zurück
Das lasse sich nicht vermeiden, sei aber für die künftigen Gewässer alles andere als gesund. Überhaupt will sich Rainer Lückermann nicht vorhalten lassen, mit dem Test genau die seltenen Arten zu vernichten, die vor allem am Südteich Schutz und Ruhe finden sollen: „Dass wir jetzt zeitweilig Verluste haben, müssen wir in Kauf nehmen. Wenn wir gar nicht auffüllen, würden die Teiche trockenfallen – und dann wäre es mit den seltenen Libellen ganz aus.“
So dagegen könnten sich die Bestände wieder erholen. Und wenn Horst Kühn erkläre, dass er gerade erst zwei weitere seltene Libellenarten gefunden habe, die jetzt vom Wasserzufluss gefährdet seien, sehe er das eher als Bestätigung, meint Lückermann: „Das zeigt doch, dass sich die Arten hier tatsächlich ansiedeln und entwickeln können. Wir sind hier jedenfalls nach wie vor sicher, dass wir der Natur etwas Gutes tun.“