Menden. . Bei der Ausbildungsbörse auf der Wilhelmshöhe zeigt sich: Auch für dieses Jahr sind noch etliche Lehrstellen frei.

Junge Schulabgänger, die für diesen Sommer noch eine Ausbildungsstelle suchen, haben so gute Chancen wie selten zuvor. „Da geht noch eine ganze Menge“, bilanziert Jeannette Otto, Studien- und Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit, auf der Mendener Ausbildungsbörse. An 41 Ständen stellten Unternehmen, Institutionen und Fachhochschulen sich und ihre Ausbildungsgänge am Donnerstag auf der Wilhelmshöhe vor. Zahlreiche Jugendliche nutzten die Chance, sich aus erster Hand zu informieren. Messe-Organisatorin Andrea Swoboda zeigte sich hoch zufrieden.

Flexibilität statt Traum-Job

„Vor ein, zwei Jahren gab es um diese Zeit nicht so viele Ausbildungsplätze, die für das aktuelle Jahr noch frei waren“, erinnert sich Jeannette Otto. „Es ist erstaunlich, wie viele Firmen sich dieses Mal erst vergleichsweise spät für einen Auszubildenden entscheiden.“ Freilich gibt es nicht zwangsläufig freie Lehrstellen für den Traum-Job, „es kommt auf Flexibilität an“. Angehende Auszubildende sollten in jedem Fall nach einem Praktikum fragen, um in den Wunschberuf hineinschnuppern zu können, rät Jeannette Obst.

Fachkräftemangel

Dass tatsächlich noch vergleichsweise viele Azubi-Stellen für das im August beginnende neue Ausbildungsjahr frei sind, liegt nicht immer in der Hand der Unternehmen, wie sich bei der Ausbildungsbörse zeigte. Der Fachkräftemangel schlägt hier durch: Teilweise werben große Unternehmen verstärkt darum, überhaupt geeignete Auszubildende zu finden.

>> Ahmad Hamoudeh will so schnell wie möglich eine Ausbildung

Maschinen- und Anlagenführer oder Industriemechaniker – das sind Ahmad Hamoudehs Traumberufe. Seine Ausbildung möchte er möglichst bald beginnen. Bei der Ausbildungsbörse auf der Wilhelmshöhe will sich der 17-Jährige informieren und Kontakte knüpfen. Die WP begleitet ihn.

Stand von MPG: Ahmad Hamoudeh und Sebastian Ullmann.
Stand von MPG: Ahmad Hamoudeh und Sebastian Ullmann. © Corinna Schutzeichel

Seit viereinhalb Jahren lebt Ahmad Hamoudeh in Deutschland. Der Palästinenser stammt ursprünglich aus Syrien, lebt jetzt mit seiner Familie in Menden. Am Gelben Morgen hat er den Hauptschulabschluss geschafft, derzeit besucht er ein Berufskolleg in Iserlohn mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Verwaltung. Viel lieber allerdings möchte er in einem metallverarbeitenden Betrieb arbeiten: „Das würde mir viel mehr liegen. Ich möchte gerne so schnell wie möglich eine Ausbildung.“

Das richtige Signal setzen

Gleich am ersten Stand, den er besucht, muss er Enttäuschendes hören. „Alle Plätze besetzt“, heißt es bei OBO. Erst 2019 sind Plätze frei. Für OBO ist es dennoch selbstverständlich, Präsenz zu zeigen, „fürs Recruiting 2019“, sagt Personalreferentin Carina Bertram. „Angesichts des Fachkräftemangels wollen wir das richtige Signal setzen.“

Ähnlich wie OBO legen auch andere große, bekannte heimische Unternehmen Wert darauf, bei der Ausbildungsmesse vertreten zu sein. Gabriele Schulte-Steinhoff, Personalsachbearbeiterin bei HJS, weiß: „Egal wie bekannt ein Unternehmen ist – wir müssen mittlerweile alle hier sein. Zum einen, weil wir Azubis suchen, zum anderen auch, weil wir die jungen Leute beraten.“

Honsel: (von links): Ausbilder Luciano Ruck, Ahmad Hamoudeh (sucht eine Ausbildungsstelle), Ausbilder Marcel Kirchner und Sarah Ohlinger (Assistentin der Personalleitung).
Honsel: (von links): Ausbilder Luciano Ruck, Ahmad Hamoudeh (sucht eine Ausbildungsstelle), Ausbilder Marcel Kirchner und Sarah Ohlinger (Assistentin der Personalleitung). © Corinna Schutzeichel

Eine Stelle von sieben ist beim Fröndenberger Unternehmen Honsel frei, als Zerspanungsmechaniker, hört Ahmad Hamoudeh bei seinem Messerundgang. Die schulischen Leistungen stehen nicht im Vordergrund, „mit einem guten Hauptschulabschluss ist alles möglich“, erläutert Sarah Ohlinger, Assistentin der Personalleitung. Am wichtigsten sei, dass die angehenden Auszubildenden Interesse haben. „Wir stecken mitten im Fachkräftemangel“, stellt Sarah Ohlinger fest. „Wir nutzen die Messe auch, um uns über die Grenzen Fröndenbergs hinaus bekannter zu machen.“ Zwar bekomme Honsel viele Bewerbungen, doch stimme bisweilen „das Gesamtpaket“ nicht, so dass bislang nicht alle Lehrstellen besetzt werden konnten. Auch bei den Stadtwerken, so hört Ahmad Hamoudeh, ist noch die Ausbildung zum Anlagemechaniker frei, erklärt David Klostermann, „zum Elektriker erst nächstes Jahr wieder“.

Maschinen- und Anlagenführer

Bei MPG sind noch zwei von drei Stellen als Maschinen- und Anlagenführer frei, erfährt Ahmad Hamoudeh. Auch hier heißt es: Interesse an Technik, Teamfähigkeit, Geduld und Sorgfalt seien wichtiger als Schulnoten. Hier, wie bei den meisten Ständen, informieren auch Azubis selbst über ihre Ausbildung. So beispielsweise Gina Langohr, die bei MPG zur Elektronikerin ausgebildet wird.

Viele Gespräche

Schon vor einem Jahr besuchte Ahmad Hamoudeh die Ausbildungsmesse, war sich da aber noch nicht sicher, was er beruflich machen möchte: „Deshalb bin ich weiter zur Schule gegangen.“ So wie ihm geht es vielen, weiß Broki-Ausbilder Stefan Scheidt: „Viele wissen nicht, was sie beruflich wollen.“ In solchen Fällen biete er gerne ein Praktikum an. Ein Praktikum wäre auch etwas, mit dem Ahmad Hamoudeh liebäugelt. Der 17-Jährige verlässt schließlich nach vielen Gesprächen und mit reichlich Infomaterial versehen die Messe. Jetzt geht’s ans Auswerten, um den Weg zum richtigen Beruf zu finden.