Menden. . Überraschung im Bauausschuss am Abend: CDU und SPD wollen das alte Bürgerhaus am freien Markt anbieten. Sie hoffen auf einen Einkaufsmagneten.

Die Stadtverwaltung soll den Bürgersaal-Komplex an der Bahnhofstraße ab sofort auf dem freien Markt anbieten – und zwar komplett, also auch inklusive der Räume des städtischen Seniorentreffs. CDU und SPD überstimmten mit diesem überraschenden Vorstoß am Donnerstagabend im Bauausschuss die Grünen, FDP und Linke.

CDU greift SPD-Idee auf

Der Mendener Ortsunionsvorsitzende Peter Maywald hatte die Debatte eröffnet, indem er den vor Wochen gemachten SPD-Vorschlag eines Einkaufsmagneten im Bürgerhaus aufgriff: „Dieser Idee wollen wir eine Chance geben. Wir sind damit einverstanden, das gesamte Gebäude als Gewerbeobjekt auszuschreiben – allerdings strikt befristet bis Jahresende.“

Die Vermarktung könne über die Wirtschaftsförderung WSG erfolgen. Die Verwaltung solle das Vorhaben „mit höchster Priorität“ angehen. Schon im Juni wollen die Politiker einen Bericht über den Fortgang der Dinge hören, im September nach der Sommerpause dann erneut. Wichtig für Maywald: „Der Seniorentreff in der Innenstadt ist für uns gesetzt. Aber nicht unbedingt in diesem Gebäude.“

Aus fürs Bürgerhaus kam nach vier Jahren Planung

Nach vier Jahren der Planung beerdigte im November 2017 eine Ratsmehrheit aus CDU und FDP das Millionenprojekt Neues Bürgerhaus, weil die Kosten unklar blieben.

Die Stadtverwaltung sollte neue Pläne für den Bürgersaal und die Plätze am Rathaus und unterm Zeltdach entwickeln.

Friedhelm Peters (SPD) erklärte, ihn freue die Unterstützung der Union: „Und falls bis zum 31. Dezember nichts Greifbares zu Stande kommt, können wir weiter überlegen.“ Die Empfehlungen der Verwaltung seien noch immer stark an die ursprüngliche Bürgerhaus-Idee angelehnt. Doch dieses Projekt, dass den Abriss des Altbaus und die Errichtung eines neuen vorsah, hatte der Stadtrat nach vier Jahren Planung vor wenigen Monaten gekippt. Auch für die SPD bleibe der Seniorentreff gesetzt, aber nicht an Ort und Stelle, so Peters. Die Sozialdemokraten hätten den Treff gerade erst besucht: „Da waren 50 Sänger im Obergeschoss in einen viel zu kleinen Raum gequetscht.“

Eine Bauchlandung prophezeite Klaus Luig (FDP) den Befürwortern der Vermarktung. Niemand erwerbe solch ein Objekt auf die Schnelle. Doch das, entgegnete ihm Maywald, sei nicht das Problem der Politik: „Wir wollen etwas für Menden tun.“ Ein wirklich interessierter Investor werde das Gebäude entkernen und damit machen, was er will – „sofern wir damit einverstanden sind.“

Wie überrascht auch die Verwaltung von dem Vorstoß war, zeigt eine Nachfrage von Fachbereichsleiter Frank Wagenbach: „Sollen wir das mit Seniorentreff anbieten?“ Die Antwort: „Komplett.“

Grüner Protest vergebens

Für die Grünen argumentierte Stefan Band: „Das ist das Unausgegorenste, was ich hier je erlebt habe! Wir wissen doch gar nicht, welche Folgen das für das Gesamtgebilde Rathaus hätte.“ Hubert Schulte (CDU) konterte: „Für euch mag das neu sein. Bei uns ist das eine gereifte Entscheidung.“ CDU und SPD lehnten einen Vertagungsantrag der Grünen ab. Ein rascher Verkauf wäre sonst „kaputt“.