Menden. . Appartements für 16 Menschen mit Behinderungen ab September bezugsfertig. Zu den 16 Bewohnern zählt auch ein Liebespaar. 20 Kräfte gesucht

Noch ist es eingerüstet, doch ab dem 1. September soll das neue Appartementhaus am Lenzenplatz bezugsfertig sein. Es ist ein in vielerlei Hinsicht ein besonderes Haus, das Menschen mit Behinderungen ein möglichst eigenständiges Leben ermöglichen soll. Die eigene behindertengerechte Wohnung statt eines Heims mit Gemeinschaftseinrichtungen ist der sehnlichste Wunsch vieler Bewohner. Doch was muss dieses Haus erst für ein junges Liebespaar bedeuten, das hier erstmals zusammenleben kann?

Ein ganz neues Leben

„Für unser Mendener Pärchen, die beide im Rollstuhl sitzen, wird damit wirklich ein Traum, wahr, der bisher unerfüllbar war“, lächelt Marie-Ellen Krause, als wir in der künftigen Wohnung stehen. Der Vorsitzenden des Mendener Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM) ist die pure Freude über das junge Glück anzusehen, das hier bald ein Zuhause in zentraler Lage haben soll.

Auch Cathrin, Jessica, Eva und Sebastian, die bisher in den Wohnheimen des VKM leben, freuen sich laut Marie-Ellen Krause riesig darauf, künftig selbstbestimmter in den eigenen vier Wänden zu leben. Sie alle leben seit ihrer Geburt mit körperlichen Behinderungen und hätten ohne dieses Projekt ihr ganzes Leben im Heim verbringen müssen. Die meisten künftigen Bewohner leben indes bisher noch in ihren Familien in Menden. „Mit Begeisterung werden jetzt die ersten eigenen Möbel und Hausrat für die Wohnungen ausgesucht.“

Postadresse ist der Hofeskamp 22

Zwar liegt das Appartementhaus am Lenzenplatz, über den das Gebäude auch erreichbar ist. Die Postadresse lautet jedoch Hofeskamp 22.

Zur besonderen Ausstattung zählen Türen, Licht oder Rolladen mit Fernsteuerung oder eine dezentrale Belüftung, um Schimmelbildung vorzubeugen.

„Ein ähnliches Haus für Menschen mit Behinderungen gibt es landesweit nur noch in Bochum“, sagt Matthias Gundler, Prokurist der Westfälisch-Lippischen Vermögensverwaltung. Gerhard Havermann, VKM-Kassenwart, berichtet von vielen Anrufern, die gern hier gewohnt hätten. „Die Nachfrage nach barrierefreien Wohnungen bleibt enorm.“ Der Verein sucht seinerseits ab sofort 20 neue Mitarbeiter, Fachkräfte wie Nichtfachkräfte für die ambulante Unterstützung, und das überwiegend in Teilzeit.

Das Porträt des Gebäudes in Zahlen:

16 Wohnungen sind errichtet worden, darunter acht für Einzelpersonen, zwei Doppelwohnungen – und eine, in die vier junge Männer mit geistigen Behiinderungen einziehen. Jede einzelne Person hat ihr eigenes Zimmer, der Raum in der Mitte dient dem Zusammenleben. Eine Wohnung ist als Gemeinschaftsraum für alle im Haus vorgesehen. Hinzu kommt das Büro des VKM-Pflegedienstes. Es handelt sich um abgeschlossene Mietwohnungen im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus.

12 künftige Bewohner sind aus Menden, zwei aus Iserlohn, je einer aus Hemer und Lüdenscheid. Um so eigenständig wie möglich leben zu können, haben sie in einer eigens eingerichteten „Wohnschule“ (WP berichtete) alltägliche Verrichtungen trainiert.

5 Bewohner leben bislang noch in einer der beiden VKM-Einrichtungen Sollingstraße und „Villa Dominik“ am Hönnenwerth. Sie machen ihre Räume mit dem Umzug frei – und damit auch Platz für Nachfolger von der weiterhin langen Warteliste.

3 Geschosse, das dritte als Staffelgeschoss, zählt der Neubau. Mit Blick auf die Umgebung habe die Stadt eine mögliche vierte Etage abgelehnt, berichtet der Mendener Architekt des Hauses, Wolfgang Luig.

2,5 Millionen Euro wird der Neubau am Ende kosten, wovon 150- bis 200 000 Euro an Mehrkosten auf besondere Belange der Bewohner entfallen. Bauherr und Besitzer ist hier nicht der VKM, sondern die Westfälisch-Lippische Vermögensverwaltung, kurz WLV, der mit dem Mendener Verein einen Kooperationsvertrag über 20 Jahre abgeschlossen hat.