Menden. . Erst falscher Zuhälter, dann echter Schlagerstar: Ronny Gold (43) macht im Internet Furore. Die Fantasiefigur ist perfekt durchgeplant.
Die Spaziergänger an der Sorpe schauen etwas irritiert, als die Tür der weißen Stretch-Limousine aufgeht. Zuerst erscheinen die weißen Lederstiefel. Dann glitzert die hautenge goldfarbene Hose in der Sonne.
Schließlich steht da der ganze Prachtkerl mit Leopardenmantel, Porno-Sonnenbrille, gegelten Haaren und Goldkette. Drunter blitzt das Unterhemd. „Hallo, ihr Mäuse!“, ruft er der Seniorengruppe zu. Ronny Gold ist Berufsprolet und angehender Schlagerstar. Und jetzt will die Mendener Kunstfigur auch noch neuer König von Mallorca werden.
Unterwäsche-Fabrik der Eltern nicht übernommen
Ronny Gold ist – man glaubt es kaum – der erste Gast, der mit der Stretch-Limousine vor der Redaktion am Nordwall vorgefahren kommt. „Kleine Rundfahrt an die Sorpe?“ Warum eigentlich nicht. Den Passanten fallen bald die Augen aus dem Kopf.
Im Wagen glitzert es. Ronny hat Schampus auf Eis gelegt. „Ich sollte die Unterwäsche-Fabrik meiner Eltern übernehmen“, erzählt der Mann, der 43 Jahre alt sein will. „Aber ich hatte schon früher immer nur Frauen im Kopp.“
Die Karriere sei anders gelaufen als geplant (Rotlicht und so). „Meine Mutter wollte ja immer, dass ich Anwalt werde – und das in so einer Provinz. Hier wäre ich als Anwalt genau das geworden, was man als Anwalt nur werden kann: Alkoholiker und Nichtskönner. Heute heißt es Limotour mit Schampus und Ballermann.“
Der Mann hinter Ronny bleibt zurückhaltend
Ronny könnte stundenlang erzählen. Und weil es so schön ist, stimmt an der ganzen Geschichte auch eigentlich gar nichts. „Ich bleibe immer in der Story von Ronny Gold“, sagt der Mann hinter der Fassade und wird dann doch auch mal ein bisschen ernst: „Ich möchte meine Familie im Moment da raushalten.“ Ronny Gold ist Rampensau, der Mann dahinter verschweigt seinen Namen.
Der echte Ronny ist ein paar Jahre jünger. Aber er hat seinen alten Job aufgegeben und macht jetzt hauptberuflich den goldigen Schlagesänger. Internetvideos helfen ihm, bei Instagram, Facebook und Co. die Marke „Ronny Gold“ zu verbreiten. Knapp 1500 Menschen verfolgen das ausschweifende Leben bei Instagram.
Ronny macht nun Partymusik, hat jedes Jahr dutzende Auftritte. Lieder bestehen aus tiefgründigen Zeilen wie „Scheißegal...“ Oder heißen: „Hauptsache Silikon und Bausparvertrag.“ Ronny: „Jedes Mal beim Duschen sah ich die ungeputzten Silikonnähte in der Dusche. Auf einmal war der Song getextet.“
Jetzt geht’s auch noch auf „die Bühne des Todes“. Ronny nimmt am Donnerstag – und das ist wahr – an einem Casting im legendären Megapark auf Mallorca teil. Ziel ist ein Vertrag, regelmäßige Auftritte auf der Sonneninsel. Das Publikum aber gilt als gnadenlos. Und die Konkurrenz mit Künstlern wie „Inselkeks“, „McIgel“ oder „Uli Supertalent“ schläft auch nicht.
Viel Liebe fürs Detail
„Ronny“ arbeitet an jedem Detail. Die Stretch-Limousine hat er tatsächlich gekauft. „Meine Nachbarn wundern sich über nix mehr.“ Das Auto soll mit einem großen Portrait des Kunstfell-Trägers beklebt werden, einschließlich Hashtag fürs Internet, damit der Ronny noch bekannter wird. „Ich fahre bei meinen Auftritten immer damit vor. Ich komme von vorne auf die Bühne, nie von hinten.“
Hinter dem Steuer des weißen Schlittens sitzt übrigens (stilecht mit Sonnenbrille und Schlips) der echte Papa. „Don Vito“, ruft Ronny, weil der Vater ein bisschen so aussieht, als könnte er im Mafia-Krimi mitspielen. „Muss man sich mal vorstellen. Da fährt der alte Herr seinen erwachsenen Sohn mit der Ludenkarre durch die Gegend, damit der die Frauen aufreißen kann.“
Mit Ronny Gold auf Tour
