Menden. . Vom Großprojekt bis zum Gartentipp: Philipp Zimpel, der neue Ökologe der Stadt Menden, im WP-Interview.

Seit kurzem ist Philipp Zimpel (35) der „Sachbearbeiter biologischer Umweltschutz“ bei der Stadtverwaltung Menden – so weit das Amtsdeutsch. Doch als Nachfolger des pensionierten Stefan Kostyra, der im Umweltschutz große Schuhe hinterlassen hat, soll Zimpel jetzt der Sachwalter aller Belange von Natur und Umwelt in Menden sein. Kein einfacher Job: Kaum im Amt, fällt dem gelernten Gärtner und studierten Landschaftsarchitekten die Begleitung der laufenden, millionenschweren Hochwasserschutz-Maßnahmen zu. Die WP sprach mit dem gebürtigen Mendener, der jetzt das Sprachrohr für den Umweltschutz in der Stadt sein soll.

Herr Zimpel, wird Ihnen angesichts Ihrer neuen Aufgaben und der Leistungen Ihres Vorgängers nicht ein bisschen bange?

Philipp Zimpel: Stefan Kostyra hat viel für die Artenvielfalt in Menden getan. Es ist eine große Verantwortung, Flächen zu entwickeln. Das gilt im Großen am Walzweg, wo wir in die Flussaue eine Insel bauen, für kleinere Areale wie die Streuobstwiesen am Obsthof und letztlich für jeden Hausgarten.

Dafür musste Kostyra gelegentlich aber auch streiten, mit Bauherren und mit der eigenen Verwaltung.

Stimmt, wobei es uns immer um gute Lösungen für alle Seiten geht. Man muss aber auch für seine Belange einstehen.

Was kann denn jeder Mendener Gartenfreund für die Artenvielfalt tun?

Der könnte jetzt den Rasen so lange stehen lassen, bis die Blüten darin zur Samenreife gelangt sind. Blüten sind wichtig für Insekten, und mit denen kommen auch die Singvögel in den Garten zurück. Beide wurden zuletzt schmerzlich vermisst. Da greift eins ins andere.

Da wird aber bei manchem die Sorge groß sein, dass die Nachbarn über seinen ungepflegten Garten reden.

(lacht) Die Natur ist eben nicht so ordentlich wie wir! Aber wenn schon gemäht wird, dann sollte zumindest das stickstoffreiche Schnittgut abgesammelt werden.

Und wenn die meisten es am Ende so machen wie immer?

Dann entstehen nährstoffreiche, aber artenarme Grünflächen mit wenig ökologischem Nutzen. Ich habe auch Verständnis für Menschen, die gepflegte Flächen gerne haben. Naturnah ist das dann aber nicht. Ein Mittelweg wäre, das natürliche Chaos zu begrenzen.

Wie sieht das dann aus?

Na, jeder kann der Natur an bestimmten Stellen im Garten einfach mehr Chancen geben, mit einer Totholz-Ecke zum Beispiel.

Vom Kleinen zum Großen: Wie laufen denn die drei Anti-Hochwasser-Projekte der Stadt zurzeit?

Mit Volldampf. Vom Walzweg wird gerade jede Menge wasserdichter Lehm zu den Oeseteichen abgefahren, beide Gelände werden damit modelliert. In zwei, drei Jahren wird das wunderbar aussehen. Gebaut werden gerade auch die Fischtreppe und die Sohlgleite am Battenfeld, wo wir das alte Wehr entfernt haben, damit es das Hochwasser nicht noch aufstauen kann.

Wie stehen Sie als städtischer Ökologe zu den geplanten großen Windrädern in Ostsümmern?

Ganz ehrlich, da schlagen zwei Herzen in meiner Brust! Ich bin gegen Atomkraft, seit ich denken kann, wie kann ich jetzt gegen Windkraft sein? Zumal die Entwicklung hier mit Blick auf die Effektivität noch längst nicht zu Ende ist. Nur: Solch ein Windpark würde das Landschaftsbild stark prägen, was nicht jedem gefällt. Die Anlagen sind auch eine Gefahr für bedrohte Vogelarten wie den Rotmilan, der weit oben auf der Roten Liste steht. Manchmal ist man wirklich froh, das nicht als Politiker entscheiden zu müssen.

Also doch keine klare Meinung?

Jeder Fall liegt anders, und für Ostsümmern stehen die entscheidenden Gutachten noch aus. Aber im Grundsatz ist es ganz oft so, dass man bei streitenden Parteien beide Seiten ernst nehmen muss. Wer die E-Mobilität aus guten Gründen klasse findet, dem muss trotzdem klar sein, dass der Strom dafür irgendwoher kommen muss. Und dass es Elektrosmog ebenso gibt wie die schlechte Öko-Gesamtbilanz des Elektroautos.