Menden. . Bürgermeister Martin Wächter (CDU) im WP-Interview: Glaube weiter an den Erfolg des Nordwallcenters.
Auch die Stadtverwaltung steht in der Kritik, nachdem der Investor erneut einen Termin für den Baustart am Nordwallcenter verstreichen ließ. Bürgermeister Martin Wächter (57, CDU) erzählt im Interview mit WP-Redakteur Arne Poll, warum er noch an den Bau glaubt, aber Zeitdruck sieht.
Der Investor hält erneut den versprochenen Termin für den Baustart nicht ein. Wie lange lässt sich die Stadtverwaltung das noch bieten?
Martin Wächter: Dass es uns und den Bürgern lieber wäre, wenn jetzt schon die Bagger angerollt wären, ist selbstverständlich. Wenn die Frage heißt, wie lange wir uns das noch bieten lassen, kann ich nur auf vertragliche Regelungen verweisen. Die kann ich hier nicht öffentlich erläutern. Wir haben das dem Rat mitgeteilt. Wir haben dann auch im letzten Bauausschuss pflichtschuldigst die uns gegebenen Auskünfte der ITG weitergegeben. Der Investor hat eine Baugenehmigung, was aber keine Bauverpflichtung ist. Da gibt es Fristen. Gehen Sie mal davon aus, dass alle meine damit befassten Kollegen und ich ein elementares Interesse haben und der ITG permanent die Problematik hier erläutern. Wir könnten uns vorstellen, dass der Eigentümer ein bisschen mehr nach draußen transportiert. Aber dem Eigentümer jetzt zu sagen „Wenn du nicht bis..., dann...“, ist naturgemäß etwas schwierig. Das gilt aber auch für andere Bauvorhaben in Menden, die vielleicht nicht so im Licht der Öffentlichkeit stehen.
Glauben Sie noch ernsthaft an den Bau des Nordwallcenters?
Ich glaube daran. Ich habe 40 Jahre in der freien Wirtschaft gearbeitet. Ich weiß, was die ITG bisher schon in die ganze Sache investiert hat. Ich habe noch nie einen Unternehmer kennengelernt, der so ohne Weiteres solche Summen abschreibt. Ich bin da emotional – wie bei vielen anderen Sachen – vielleicht nicht so aufgeregt wie andere. Aber meine Erfahrung ist, dass keiner einfach so Geld verschenkt. Ich kann mich auch ein Jahr zurückerinnern. Damals wurde auch gesagt, dass sich niemand vorstellen kann, dass die ITG zum Jahresende die Grundstücke übernimmt. Das haben sie dann aber doch gemacht. Es gibt einige Dinge, die darauf hindeuten, dass die ITG berechtigte Chancen sieht, das Projekt umzusetzen. Andere Fingerzeige habe ich nicht.
Wann wäre für Sie der Punkt erreicht, um zu sagen, dass es so nicht weitergeht? Wenn die Frist im Vertrag abgelaufen ist? Oder legt man noch einen drauf?
Das wäre, wenn überhaupt, eine Sache der Politik. Ich glaube nicht, dass die Politik noch einmal mit einer Fristverlängerung einverstanden wäre. Auch der ITG wird ja nicht verborgen geblieben sein, dass der Druck immer größer wird. Wir brauchen da sicher eine Entscheidung im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen. Das kann meiner Meinung nach nicht noch Monate und Jahre warten.
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Zumal ein Center, das erst in vier, fünf oder sechs Jahren steht, gar nicht mehr so viel einbringen würde, um den Schaden wieder gutzumachen, der jetzt durch die Unsicherheit entsteht. Oder?
Das habe ich bei so vielen Fragen hier in Menden schon gehört. Bringt das was? Ich kann mich an Diskussionen über den Rathausplatz erinnern. Beim Glockenteichbach war es das Gleiche. Ich glaube nach wie vor, dass das Center eine Chance für die Stadt sein kann, sehe allerdings auch ein, dass sich durch die Zeitdauer der Druck immer mehr aufbaut. Wir können nicht noch einmal zwei bis drei Jahre warten, bis es dann da steht. Ich glaube, dass tatsächlich viele Entscheidungen in der Innenstadt von der Entwicklung am Nordwall abhängen.
Was wäre für Sie eine Alternative?
Das kann ich hier nicht sagen. Dass man sich für einen Fall B, C oder D zumindest mal ein paar Gedanken gemacht haben sollte, ist aber doch selbstverständlich.
Gibt es noch Kontakt zur ITG?
Ja, es gibt permanenten Kontakt. Sie haben aber ja selbst geschrieben, dass Herr Jütte im Laufe der Woche krankheitsbedingt nicht zu erreichen war.
Nehmen Sie es dem Investor nicht auch persönlich etwas krumm, dass er Sie immer Termine verkünden lässt, die er dann nicht einhält – zuletzt beim Jahresempfang?
Meine Aufgabe ist es ja, mich zu den Punkten, die in Menden auf der Agenda stehen, zu äußern. Die Frage ist, ob man nichts sagt. Dann weckt man Unsicherheit. Sagt man was? Sagt man was, ohne es mit dem Investor abzustimmen? Ich hätte mir auch gewünscht, dass dieses Zeitfenster eingehalten worden wäre. Aber persönliche Enttäuschungen, die habe ich mir in meinem Berufsleben abgewöhnt. Sauer bin ich immer nur, wenn ich sage, dass ich etwas hätte besser machen können. Das sehe ich hier nicht.