Menden. . Ex-Bundestagsabgeordnete Christel Voßbeck-Kayser (CDU) legt alle politischen Ämter nieder. Die 56-Jährige arbeitet als Angestellte des Kreises.

Mit der Politik hat sie abgeschlossen. Für Christel Voßbeck-Kayser gibt es keinen Weg mehr zurück. Die heimische Ex-Bundestagsabgeordnete (CDU) arbeitet seit kurzem wieder als Angestellte beim Märkischen Kreis. Als die WP sie in ihrem Büro an der Brückstraße in Menden besucht, strahlt die 56-Jährige Lebensfreude pur aus. Sie blickt ohne Groll zurück und sagt: „Jetzt hat für mich ein ganz neuer Lebensabschnitt begonnen.“ Damit verbunden ist, dass sie nicht nur der Bundespolitik den Rücken kehrt, sondern in Kürze alle politischen Ämter niederlegen will.

Menden, Christel Voßbeck-Kayser, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete, arbeitet jetzt wieder beim Märkischen Kreis. Sie ist unter anderem zuständige für die Themen Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung. Foto: Corinna Schutzeichel
Menden, Christel Voßbeck-Kayser, ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete, arbeitet jetzt wieder beim Märkischen Kreis. Sie ist unter anderem zuständige für die Themen Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung. Foto: Corinna Schutzeichel © Corinna Schutzeichel

Bei der Bundestagswahl im vergangenen Herbst unterlag Christel Voßbeck-Kayser knapp ihrer direkten Konkurrentin im Wahlkreis, Dagmar Freitag (SPD). Über die Landesliste war sie nicht mit einem der vorderen Plätze abgesichert, so dass sie zum 24. Oktober – als der neue Bundestag sich konstituierte – aus dem Parlament ausschied. In der Folge löste sie ihr Ein-Raum-Appartement in Berlin auf, ebenso ihre Büros im Wahlkreis und in Berlin. Damit verbunden war auch die Entlassung ihrer insgesamt fünf Mitarbeiter, „die aber zum Glück alle Anschlussbeschäftigungen gefunden haben“.

Freizeit

In ihrem neuen Lebensabschnitt dominiert nicht mehr der Kalender. Es gibt Zeit für die Gartenarbeit, zum Radfahren, für ihre Familie – zu der drei (mittlerweile erwachsene) Kinder und seit acht Monaten ein Enkelsohn gehören –, für Treffen mit Freunden, für Muße. Freie Wochenenden waren in den vergangenen gut vier Jahren Luxus, das ist jetzt anders.

Beruf

Seit dem 1. März arbeitet Christel Voßbeck-Kayser wieder für den Märkischen Kreis. Vor ihrer Abgeordnetenzeit war die Diplom-Sozialpädagogin fast 30 Jahre für den Sozialpsychiatrischen Dienst des Kreises tätig. „Ich wusste ja, dass ich als Angestellte des Märkischen Kreises ein Rückkehrrecht habe“, sagt Christel Voßbeck-Kayser. „Sonst hätte ich mich auf das Abenteuer Bundespolitik nicht eingelassen.“ So übernahm sie nun die Stelle der Mendenerin Marie-Ellen Krause, als diese kürzlich in den Ruhestand ging und ist jetzt – von Menden aus, aber für Hemer – für Bereiche wie Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung zuständig. Ein Arbeitsgebiet, das ihr ohnehin am Herzen liegt: „Da habe ich mich dann ruckzuck eingearbeitet.“

Rückblick

Auch wenn sie bei der Bundestagswahl 2017 unterlag, blickt sie positiv gestimmt auf ihre Zeit als Abgeordnete zurück: „Das war eine sehr bereichernde Zeit, im höchsten Gremium des Staates mitwirken zu dürfen.“ Sie habe aber auch gespürt, „wie zäh es ist und wie lange es dauern kann, bis etwas umgesetzt wird“. Bürgernähe war ihr besonders wichtig, was sich nicht nur in ihrer Arbeit im Ausschuss für Arbeit und Soziales, sondern besonders im Petitionsaussschuss niederschlug. Bisweilen bekam Christel Voßbeck-Kayser, die in Altena lebt, auch das Schubladen-Denken mancher Wähler zu spüren, die pauschal auf „die Politiker“ schimpften: „Da gab es manchmal Anfeindungen. Den Menschen habe ich dann erklärt, dass ich viele, viele Jahre erst Teilzeit, dann Vollzeit gearbeitet und drei Kinder großgezogen habe.“

Freundschaften

Nachhaltige Eindrücke auf Reisen, interessante Gesprächspartner – die Zeit als Abgeordnete möchte Christel Voßbeck-Kayser nicht missen: „Ich mag Menschen. Das war einfach das Spannende an meiner Abgeordnetentätigkeit.“ Ob sie auch Freundschaften geschlossen hat in ihrer Berliner Zeit? „Freundschaften müssen wachsen“, sagt Christel Voßbeck-Kayser nachdenklich. In dem Spruch „In der Politik hat man Weggefährten, aber keine Freunde“ liege viel Wahres.

Die Zukunft

Christel Voßbeck-Kayser hat für ihre Zukunft neue, klare Prioritäten gesetzt. Im WP-Gespräch kündigt sie an, ihr Amt als CDU-Stadtverbandsvorsitzende in Altena und ihre Position als stellvertretende Vorsitzende des CDU-Kreisverbandes MK niederzulegen. „Ich bin ein offener und interessierter Mensch“, sagt die 56-Jährige. „Das Leben ist bunt, und ich genieße es, jetzt einfach mal mehr Zeit für mich zu haben.“