Menden. . Bauausschuss stimmt für ein Bronzemodell der Mendener Altstadt. Obwohl es einiges kostet, finden Verantwortliche die Diebstahlgefahr unbegründet.
Stadtgeschichte für Sehende wie Sehbehinderte erlebbar machen soll ein Bronzemodell der Mendener Altstadt, das an den drei Platanen im Bereich Südwall/Bahnhofstraße aufgebaut werden soll. Das beschlossen nach den Kulturpolitikern jetzt auch die Mitglieder des Bauausschusses.
Kleine Modelle in Handgröße als Gastgeschenk
Nach der Bronzeskulptur könnte man, so die Stadtverwaltung, auch kleine Modelle davon in Handgröße einführen.
Sie könnten als Symbol, Wahrzeichen und Gastgeschenk dienen und so die historische Altstadt mit ihrer Wallanlage fühlbar und „handhabbar“ machen.
Menden könnte diese „Handschmeichler“ auch über Menden hinaus touristisch nutzen.
Das Modell ist Bestandteil der Ausstattung der neuen Innenstadt mit kulturhistorischen Elementen, zu der auch die Betonung der drei alten Stadttore und der Wiederaufbau der Skulptur „Herbstmann“ vor dem Vincenz-Altenheim zählen. Das Modell soll 42 000 Euro kosten.
Theoretisch möglich
Wie im Kulturausschuss kam auch bei den Baupolitikern die Frage nach der Diebstahlsicherheit auf. Immerhin sei Bronze ein wertvolles Metall. Fachbereichsleiter Frank Wagenbach konnte hier indes beruhigen: „Das Modell ist so schwer, dass es nicht mal eben auf einen Bulli geladen werden kann.“
Mit hinreichender krimineller Energie und schwerem Gerät wäre es theoretisch sicherlich möglich, auch die auf einem Sockel aus Ruhrsandstein ruhende Skulptur zu entwenden. Der Sandstein finde sich im Übrigen auch im Geschichtsbrunnen am Marktplatz wieder.
Nicht bekannt
Allerdings sei ihm nicht bekannt, dass so etwas in einer der zahlreichen Städte vorgekommen wäre, die über solche Bronzemodelle verfügten, erklärte Wagenbach weiter.
Auf die Frage nach der Versicherung des Modells sagte Jörg Müller, Bauverwaltung, dass tatsächlich kein Kunstwerk im Besitz der Stadt überhaupt versichert sei.
Maßstabsgetreu
Maßstabsgetreu soll das Bronzemodell den Wallbereich wiedergeben. Kleine Punkte in der Blindenschrift Braille sollen Erläuterungen zu Bürgerhäusern, Kirchen, Straßen und Plätzen geben. So können Sehbehinderte im wahrsten Sinne des Wortes ihre Stadt ertasten, erfahren, begreifen.
Das Tasten, so die Verwaltung, ist hier kein Notbehelf, es hat eine eigene Erkenntnisqualität. Insofern ist es nicht nur ein künstlerischer, sondern auch ein Beitrag zur Inklusion und zur Integration von sehbehinderten Mitbürgern.
Nicht nur für Blinde
Bronzene Stadtskulpturen gäben aber nicht nur blinden Mitbürgern die Möglichkeit, dreidimensionale architektonische, geschichtliche oder touristische Erfahrungen zu machen. Auch in der sehenden Bevölkerung stießen die Miniatur-Stadtansichten stets auf große positive Resonanz.
Eröffnen sich doch durch den ungewöhnlichen Blickwinkel ganz neue Perspektiven auf die Stadt Menden. „Von oben erschließen sich bauliche Strukturen einfacher und werden für den Betrachter sinnlich nachvollziehbar“, heißt es zu den Blinden-Stadtmodellen der Entwickler dieser Art von Stadtmodellen, den Künstlern Egbert und Felix Broerken aus Soest.