Menden. . Schulen, Halle, Jugendtreff: Auf einer nichtöffentlichen Liste hat die Stadt jetzt einige Abriss-Kandidaten benannt. Die WP stellt sie vor.

Ob Haupt- oder Realschule in Lendringsen, der alte Jugendtreff in der Fischkuhle oder die Lagerhalle des Schmelzwerks: Mehreren großen und bekannten Gebäuden im Stadtgebiet droht alsbald die Abrissbirne, für andere gibt es dagegen Nutzungs-Interessenten. Das geht aus einer nichtöffentlichen Liste des Immobilienservices der Stadt (ISM) hervor, die der WP vorliegt.

Diese Liste geht auf ein Missverständnis zurück: Sauer reagierten vor einigen Wochen die Politiker im Bauausschuss, als sie sich an die Überplanung des alten Jugendtreffs in der Fischkuhle machen wollten – nur um dann von der Stadtverwaltung zu erfahren, dass dieses Gelände inzwischen für eine Kita reserviert werden sollte. Um solche Pleiten künftig zu vermeiden, beantragte die CDU im März eine Aufstellung aller leer stehenden städtischen Immobilien, dazu den jeweils aktuellen Stand von Vermietung oder Vermarktung. Die fertige Liste umfasst zahlreiche Gebäude und Trakte.

Hauptschule Lendringsen

Die aufgegebene Hauptschule am Bieberberg (gut 4000 Quadratmeter Fläche) war als Zusatzunterkunft für Flüchtlinge noch 2016 vorbeugend mit Betten belegt worden, doch auch das ist Geschichte. Es gebe weder einen Interessenten noch eine Nutzungs-Anfrage, erklärt der ISM. Im Mai oder Juni will die Behörde die Schule auf die Tagesordnung bringen. Was vermutlich den Abriss und die Vermarktung des Geländes bedeutet.

Realschule Lendringsen

Ähnlich verhält es sich mit der benachbarten Realschule samt ihrer Aula an der Drosselstraße (5500 Quadratmeter Grundfläche). Auch hier herrscht gähnende Leere, seit im Sommer 2017 der letzte Unterricht stattfand. Und auch hier gibt es laut ISM keine Anfrage für eine künftige Nutzung. Über das Schicksal der alten Schule soll ebenfalls im Mai oder Juni entschieden werden. Die Politiker hatten stets erklärt, dass alles besser sei als ein Leerstand, der einer Einladung an Vandalen gleichkomme.

Anders sieht es mit benachbarten Sporthallen aus: Den Automatismus, dass mit einem Schulgebäude auch die Turnhalle aufzugeben ist, hatte der Bauausschuss mit Blick auf die Sportvereine gerade in Lendringsen durchbrochen. Was aber auch bedeutet, dass die energetische Versorgung der Halle von der Schule abzunabeln ist.

Ex-Jugendtreff Fischkuhle

Der Auslöser für die Aufstellung: Hier ist der Abriss des Altbaus (2000 Quadratmeter) bereits klar, und das Jugendamt hat das Areal für einen Kita-Neubau ins Auge gefasst. Die Entscheidung über einen anderweitigen Verkauf der Fläche wurde daher bis Mai vertagt.

Altes Hospiz/Musikschule

Das denkmalgeschützte älteste Gebäude der Stadt, das bis vor wenigen Jahren die städtische Musikschule beherbergte, könnte eine Zukunft als Bürogebäude vor sich haben. Zwar hat die Vincenzkirchengemeinde nach anfänglichem Interesse im März abgewunken, doch steht der Sozialverband SKFM noch als Interessent parat. Ansonsten gibt es „Überlegungen für eine interne Nutzung“.

Ex-Hauptschule Bonifatius

Auch hier gibt es Leerstände, doch werden Teile der Ex-Schulräume genutzt, etwa vom städtischen Vincenz-Kindergarten. Die beiden Geschosse darüber sind leer, ebenso der ehemalige Musikraum in der Gymnastikhalle und das Dachgeschoss im Altbau. Am Kellergeschoss des Altbaus hat die Volkshochschule Interesse angemeldet.

Lagerhalle Schmelzwerk

Die alte Halle mit mehr als 7000 Quadratmetern Fläche an der Unteren Promenade ist laut ISM „nicht nutzbar“. Hier steht die Frage „Abriss?“ bereits im Papier. Der Bereich der Produktionshalle, der heute für die „Event-Factory“ genutzt wird, ist nicht gemeint.

Museumskeller

Die kleine Kneipe im Souterrain an der Hochstraße steht seit knapp einem Jahr leer, als Gastwirt Frank „Roller“ Roelvinck seine Gastronomie an den Neumarkt verlegte. Für die Nutzfläche, die nur 99 Quadratmeter groß ist, hat die Stadt nach eigenen Angaben noch keinen Nachfolger gefunden.

Zu den weiteren Gebäuden oder Gebäudeteilen auf der Leerstandsliste zählt auch das frühere Jugendheim in Halingen an der Dorfstraße. Es wird nicht mehr genutzt, seit der BSV Halingen Mitte 2017 den Mietvertrag aufkündigte. Das Gebäude bedürfe eines „hohen Sanierungsaufwands“, erklärt der ISM. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer: Die Halinger Dorfgemeinschaft habe angefragt.

Beispiele für gelungene Weiternutzung von Schulen

Die frühere Albert-Schweitzer-Schule in Lendringsen, die 2012 geschlossen wurde, und die ehemalige Westschule, für die ein Jahr später das Aus kam, liefern Beispiele für eine Weiternutzung von Schulgebäuden.

In Albert-Schweitzer-Räume zog zum Beispiel der Stadtteiltreff aus der Fischkuhle. Die Großtagespflege „Nesthäkchen“, die in Menden Modellcharakter hatte, fand hier ebenso ein Domizil wie die Volkshochschule, die hier Kurse abhält.

Die alte Westschule erstand als städtische Musikschule wieder auf. Sie bildet heute mit der VHS einen zentrumsnahen Bildungsstandort.

Problematisch sind für die Stadt zudem kleinere Leerstände: die Ex-Dienstwohnung an der Realschule Lendringsen, Kellerräume in der Josefschule Lendringsen und der Anne-Frank-Schule Platte Heide, Teile der Dienstwohnung an der St.-Michael-Schule in Schwitten sowie die ehemalige Dienstwohnung im Keller der Bischof-von-Ketteler-Schule am Salzweg. In den meisten dieser Fälle geht es auch um die Frage der Bewohnbarkeit aufgrund von Schimmelbefall.