Menden/Hemer. . Die Erlösung kam am Freitagmorgen um 10: Als Nachrückerin für die neue Bundesumweltministerin Svenja Schulze feiert Inge Blask den Wiedereinzug

Freitagmorgen, 10 Uhr, live. Die SPD gibt im Willy-Brandt-Haus die Pressekonferenz zu den Ministerämtern der Großen Koalition, und eine Frau blickt besonders gespannt auf ihr Handy: Inge Blask, 58, bis zur Landtagswahl im letzten Mai für den Mendener Wahlkreis als Abgeordnete in Düsseldorf, jetzt die erste Nachrückerin auf der SPD-Reserveliste. Sie hat vor allem Augen für die Münsteraner Landtagsabgeordnete Svenja Schulze.

Nur Minuten später ist klar: Schulze wird Bundes-Umweltministerin. Sie räumt damit ihren Landtagssitz und gibt ihn frei für die Verbraucherschützerin aus Hemer.

„Da kamen auch gleich die ersten Glückwünsche aus Düsseldorf“, strahlt die angehende Rückkehrerin im WP-Gespräch. „Auch wenn es zuvor Signale gab: Als mein Wiedereinzug amtlich war, habe ich mich riesig gefreut. Auch meine Kolleginnen in der Verbraucherzentrale haben mich beglückwünscht, obwohl ich mich wohl am Dienstag wieder von ihnen verabschieden muss“, sagt die Diplom-Ökotrophologin. Am Mittwoch werden die Bundesminister vereidigt. Und bis dahin, hofft Blask, müsste der Landeswahlleiter bei ihr angerufen haben. Womöglich sei sie am 21. März zurück im Plenum. Zur eigenen Vereidigung.

Ein Weg, der kein leichter war. Als sie am 24. Mai 2017 den Kampf ums Nordkreis-Direktmandat gegen den Balver Marco Voge (CDU) verloren hatte und die Reserveliste genau bis zum Platz vor ihr zog, wurde es hart, nicht nur für sie selbst. Mit ihr mussten ihre Mitarbeiter den Landtag verlassen, ihr Mietbüro in den Räumen der Mendener SPD meldete sie ab. Als sich in vier Monaten Übergangszeit beim Nachrücken nichts tat, setzte sich die Hemeranerin in den Zug nach Düsseldorf und fuhr zur Arbeit statt ins Parlament. „Ich musste mich ganz neu sortieren.“

Bei der Verbraucherzentrale als ihrem langjährigem Arbeitgeber, den sie 2012 für ihre erste Landtagsperiode verlassen hatte, sei sie herzlich wieder aufgenommen worden. Politische Ämter gibt’s eben immer nur auf Zeit.

Neuer Arbeitsbereich noch offen

Als Politikerin im Wartestand habe sie denn auch keineswegs Däumchen gedreht: „Wenn der Dienstag mein letzter Arbeitstag wird, will ich mein Konzept fürs Ehrenamt und Fördervereine vorstellen, das ich in meiner Zeit hier entwickelt habe.“

84 Kilometer hin, 84 zurück, von halb 7 bis halb 7 dauerte zuletzt ihr Arbeitstag: „Als Abgeordnete werde ich wohl mehr im heimischen Wahlkreis sein als im Beruf“, schmunzelt sie. Denn auch in Plenarphasen seien die Parlamentarier in der Regel nur zwei- bis dreimal wöchentlich in der Landeshauptstadt.

Immer gut für Zitterpartien

Platz 17 auf der Reserveliste der SPD: Damit belegte Inge Blask im Mai 2017 den ersten Listenplatz, der nicht mehr für das Landesparlament reichte.

Knapp war es auch 2012, als sie ihren Wahlkreis mit 38,7 zu 38,4 Prozent gegen den Mendener CDU-Konkurrenten Wolfgang Exler direkt gewann.

Weniger Fahrerei werde das nicht bedeuten: „Mit dem Lüdenscheider Kollegen Gordan Dudas betreue ich ein riesiges Gebiet“, schließlich seien die Landkreise Hochsauerland, Olpe und Siegen-Wittgenstein zurzeit ohne eigene SPD-Abgeordnete.

Im Landtag werde sie wohl das Büro ihrer Vorgängerin Schulze erhalten, deren Sitz im Schulausschuss aber eher nicht. „Ob ich wieder in den Verbraucherschutz-Ausschuss zurückkehren kann, wird noch mit der Fraktion geklärt.“