Menden. . Ein Platz auf der Pfingstkirmes in Menden ist für Schausteller alles andere als sicher. Mittlerweile sind die Verträge in trockenen Tüchern.
Diese Zusage ist für Familie Hartmann „fast wie ein kleiner Lottogewinn“. Nach Jahren sind die heimischen Schausteller erstmals wieder auf der Mendener Pfingstkirmes vertreten. Um die Absage, die die Familie im Vorjahr kassierte, hatte es großen Wirbel gegeben.
Die Rückkehrer
Damals hatte sich die Schaustellerfamilie, die ihre Wurzeln in Menden und Iserlohn hat, von der Pfingstkirmes-Jury verschaukelt gefühlt. Ein auswärtiger Anbieter hatte mit einem recht ähnlichen Laufgeschäft den Zuschlag bekommen. Die Hartmann-Brüder hatten auf ihre lokale Verbundenheit hingewiesen und betont: „Wir sind Mendener Steuerzahler.“
Drei Laufgeschäfte
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In diesem Jahr ist alles anders. Die Familie Hartmann ist dabei. „Wir haben drei Laufgeschäfte“, berichtet Theresia Hartmann (63). Ihre drei Söhne betreiben jeder eines der Laufgeschäfte. Vor vielen Jahren war die Familie mit dem „Krumm- und Schiefbau“ mal auf der Kirmes. In diesem Jahr kommen sie mit „Time Factory“, einer Art Irrgarten. „Wir haben so darum gekämpft, bei der Pfingstkirmes dabei sein zu dürfen“, blickt Theresia Hartmann zurück. „Die Pfingstkirmes ist sehr bekannt und bei Schaustellern auch sehr beliebt.“
Finanziell lohnend
Auch finanziell sei der Rummel in der Hönnestadt lohnend: „Die Kirmes ist gut besucht.“ Zudem seien die Standgebühren in Menden vergleichsweise günstig. Hier müsse die Familie für die Kirmestage nur wenige hundert Euro Standgebühren entrichten, „es gibt Veranstaltungen, bei denen wir 3 000 oder 4 000 Euro zahlen müssen“, sagt Theresia Hartmann. Zudem sei die Anreise nicht weit, im Gewerbegebiet Hämmer befinden sich Lager und Werkstatt der Schausteller.
Der Fast-Neuling
Zwei Bewerbungen – zwei Zusagen. Mit diesem Erfolg hat André Brandt nicht gerechnet. Seit mehr als zehn Jahren verkauft er Mandeln auf der Pfingstkirmes, für seinen Crêpes-Stand allerdings hat er seit Jahren immer wieder Absagen bekommen, „und diesem Jahr zum ersten Mal eine Zusage. Damit haben wir überhaupt nicht gerechnet. Wir haben uns total gefreut.“ Menden sei aus seiner Sicht ein „lohnender Standort“.
Lieferant fährt zur Kirmes
Auch wenn er Mandeln seit langem in Menden verkauft – die Zahl der Crêpes, die auf der Pfingstkirmes über den Verkaufstresen gehen werden, kann er nur schätzen. Woher weiß er dann, wie viel Zutaten er für die frischen Küchlein mitnehmen muss? „Das ist kein Problem“, sagt André Brandt. „Wenn wir eine Zutat dringend brauchen, dann kommen die Lieferanten auch auf die Kirmesplätze. Wir müssen dann halt allerdings etwas mehr zahlen.“
Die Alteingesessene
Sie ist seit fast 40 Jahren mit dabei, war sich aber alles andere als sicher, dass sie den Zuschlag bekommen würde. „Wir sind schon seit Ende der 70er Jahre auf der Pfingstkirmes in Menden“, sagt Susanne Burghard (52). „Aber wir wissen, dass sich gerade bei einer Kirmes, die in der Innenstadt stattfindet, immer etwas ändern kann. Wir bangen jedes Jahr.“ Bauarbeiten seien ein wichtiges Thema: „Sicher können wir uns nie sein.“ Jedes Jahr verschickt die Familie 200 bis 250 Anfragen, „etwa 40 Veranstaltungen können wir beschicken“, sagt Susanne Burghard.
Kostendruck ist groß
Der Kostendruck ist groß. Die Schausteller-Familie besitzt zwei Riesenräder. Das Fahrgeschäft „Roue Parisienne“, mit dem die Familie nach Menden kommt, koste knapp zwei Millionen Euro, das andere vier Millionen, „und wir müssen immer wieder investieren – und die Banken müssen finanzieren“.
Susanne Burghards Urgroßeltern haben das Unternehmen im 19. Jahrhundert aufgebaut, „und wir sind der Riesenrad-Branche treu geblieben“. Wenn ihr Sohn im Frühling sein Abitur abgelegt hat, will er in den Familienbetrieb einsteigen – um das Unternehmen irgendwann in der fünften Generation zu übernehmen.
Zufrieden
Mitte März geht die Saison für die Schausteller-Familie wieder los. Vor Menden sind die Burghards voraussichtlich auf einem Rummel in Potsdam. Am Montag vor Pfingsten wird das Riesenrad dort abgebaut und verladen. Nach der Reinigung wird es in der Hönnestadt wieder aufgebaut. Der Standort ist noch unklar, „wir waren mal an der Unnaer Straße, in den letzten Jahren dann vor der Vincenz-Kirche“, erklärt Susanne Burghard. „Aber egal, wo in Menden wir stehen – wir sind zufrieden, dass wir dabei sind.“
>> JEDE BEWERBUNG WIRD NACH PUNKTESYSTEM BEWERTET
Welcher Betreiber bekommt eine Zusage für die Pfingstkirmes, wer eine Absage? Diese Frage hat in der Vergangenheit immer wieder zu heftigen Diskussionen geführt. Die WP macht in einer Langzeit-Reportage die Planungen für die Pfingstkirmes 2018 transparent – von den ersten Bewerbungen bis zum fertigen Kirmes-Aufbau.
Bei der Stadt sind mehr als 700 Bewerbungen für die nächste Pfingstkirmes eingegangen. Bewerbungsschluss war am 31. Oktober. Geordnet nach Art des Betriebes (Fahrgeschäft, Imbissbude etc.) wurde im Auswahlverfahren jede einzelne Bewerbung bewertet. Die Kriterien hierfür sind in den „Richtlinien für die Zulassung von Standplätzen auf der Mendener Pfingstkirmes“ festgelegt.
Zehn Prozent der Plätze einer jeden Betriebsart sollen beispielsweise für Bewerber sein, die noch nicht auf der Pfingstkirmes vertreten waren und deren Betrieb besonders interessant erscheint. Alteingesessene Betriebe können mit den Auswahlkriterien Bekanntheit und Bewährtheit punkten. Weitere Bonuspunkte gibt es zum Beispiel für Kriterien wie optische Gestaltung, Familienfreundlichkeit, geeignet für Menschen mit Behinderung sowie Pflegezustand. Jedes Angebot wird mit null (Anforderungen nicht erfüllt) bis zu zehn (herausragend) Punkten benotet. Der Punktsieger in jeder Kategorie bekommt den Zuschlag, alles wird exakt protokolliert.