Menden. . Jugendpolitikerin Ingrid Ketzscher sieht Schulleitungen in Menden allein gelassen. Bezirksregierung Arnsberg verweist auf die Erlasslage

Dass die Schulen in Menden trotz eines angesagten lebensgefährlichen Sturms wie „Friederike“ am Donnerstag nicht komplett geschlossen blieben, kann Ingrid Ketzscher, für die Grünen im Ausschuss der Kinder- und Jugendhilfe der Stadt, nicht nachvollziehen. „Wenn Feuerwehr und Polizei offiziell dazu aufrufen, im Haus zu bleiben, wieso wurde der Schulbesuch dann freigestellt?“

Es sei doch klar gewesen, dass der Orkan genau dann am stärksten wüten würde, wenn viele Kinder und Jugendliche zu Fuß wieder nach Hause müssten. Die Schulen nicht von vornherein geschlossen zu halten, hätte sich spätestens als falsch herausgestellt, wenn ein Kind auf dem Heimweg durch umherfliegende Teile verletzt worden wäre. „Die sind da nämlich durchgegangen. Wir hatten einfach ein Riesenglück angesichts der Äste und Dächer, die hier herunterkamen.“

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Von Thomas Hagemann

Der Mut zum Neinsagen fehlt

Zum einen sei es ein Unding, dass auch bei Großwetterlagen jede Schule einzeln entscheide, ob sie öffne oder nicht. Und dann habe vielen Verantwortlichen offenbar schlicht der Mut zum Neinsagen gefehlt, weil Proteste berufstätiger Eltern zu erwarten gewesen wären.

„Aber was ist denn schlimmer: organisatorisches Durcheinander oder Lebensgefahr?“, fragt die Politikerin. Sie selbst leitet den Brückenkindergarten in der Wunne – den sie am Donnerstag aus Sicherheitsgründen von vornherein nicht öffnete.

Eine Frage der Vorwarnzeit

Auch für Schulen müsse gelten: „Kein Stundenplan ist so wichtig, dass eine Gefahr für Leib und Leben in Kauf genommen werden muss. Die Unterrichte vor den halb leeren Klassen müssen sowieso wiederholt werden.“ Und: Kürzlich hätten Kinder in den Klassen bleiben müssen, weil auf den Schulhöfen Schnee lag: „Wie passt das denn zusammen?“ Es gehe ihr jetzt nicht ums Nachtreten, betont die Grüne. „Sondern darum, dass wir fürs nächste Mal daraus lernen.“

Laut Christoph Söbbeler, Sprecher der Bezirksregierung Arnsberg als Schulaufsicht, darf seine Behörde die Schule im Regierungsbezirk gar nicht komplett ausfallen lassen: „Es ist per Erlass so geregelt, dass in Sturmlagen oder auch bei Wintereinbrüchen die Leitungen über Schulschließungen entscheiden. Und die Eltern darüber, ob sie ihre Kinder schicken.“

Sicher und ordentlich betreuen

Was die Sache schwierig mache: Eine Komplettabsage müsse rechtzeitig erfolgen und frühzeitig alle erreichen. Sonst sei die Schule verpflichtet dafür zu sorgen, dass eintreffende Kinder sicher und ordentlich betreut werden. Letztlich sei also die Frage, ob und für wen das hier möglich gewesen wäre – mithin eine Sache der Vorwarnzeit.