Menden. . Kammerphilharmonie begleitet Geigen-Virtuosin Camilla Busemann. Das Publikum ist hingerissen. Musiker danken mit Zugabe vor der Pause.
Ein tristes Novemberwochenende bekam auf der Wilhelmshöhe am Sonntagabend doch noch einen leuchtenden, warmen Anstrich. Verantwortlich dafür war die neunte Auflage der Mendener Kammerphilharmonie.
Begeisterter Applaus und vereinzelt stehende Ovationen, die schließlich in einer Zugabe mündeten. Was man vom Ende eines klassischen Konzertes gewohnt ist, gab es am Sonntagabend auf der Wilhelmshöhe bereits vor der Pause. Das alles galt natürlich den mehr als 40 überwiegend jungen Musikern der Mendener Kammerphilharmonie und ihrem Dirigenten Holger Busemann, allen voran aber Solistin Camilla Busemann.
Lächeln zwischen Vater und Tochter
Das Lächeln, das Vater und Tochter mit dem Orchester im Rücken immer wieder austauschten, war auch in der Musik hörbar. Das Werk, Violinkonzert Nr. 1 g-moll von Max Bruch, war der Wunsch beider.
Die Mendener Violinistin, deren musikalischer Weg mittlerweile in die NDR-Radiophilharmonie geführt hat (wir berichteten) konnte mit dieser Komposition voll überzeugen. Zarter Beginn, zwischendurch ein aufgeregtes Flirren und dann ein atemlos-zackiger und faszinierender Ritt über die Saiten.
Gesitteter Übergang
Das Orchester nahm das anstandslos auf, so dass sich ein ziemlich wildes Frage-Antwort-Spiel bis zum Finale entwickelte. Die Zuschauer wurden für begeisterte Reaktionen mit einer Zugabe belohnt. Für die Caprice Nr. 1 von Paganini und Camilla Busemanns Darbietung kann man nur diese Worte finden: technisch hals- oder besser: fingerbrecherisch, rasend schnell, einfach Wahnsinn.
Dagegen ging es nach der Pause regelrecht gesittet weiter.
Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 3, die Eroica, bietet in ganzes Füllhorn wohlklingender und gut bekannter Melodien. Und einige populäre Deutungen, die vielleicht nicht alle der Wahrheit entsprechen. Darauf ging Holger Busemann in seiner Anmoderation ein. Statt sich allzu sehr auf die kolpotierte Widmung für Napoleon zu konzentrieren, deute er selbst die vier Sätze eher thematisch nach Leben, Tod, Freude und Philosophie. „Der erste Satz folgt nicht der strengen Norm für die Entwicklung der musikalischen Themen. Vielmehr blüht vieles durcheinander, wie im richtigen Leben. Nur dass es deshalb auch etwas länger dauert“, so Busemann. Die Zuhörer aber nahmen sich gerne diese Zeit. Und auch dafür, um mit Beethoven im zweiten Satz die verschiedenen Phasen und Aspekte von Trauer zu durchlaufen, bis dieser Teil schließlich ganz leise und vorsichtig, mit einer Andeutung von Totenruhe und Frieden, ausklang. Nicht nur hier sah man Holger Busemann immer wieder mit dem Zeigefinger vor dem Mund.
Musiker angestachelt
An anderer Stelle stachelte er seine Musiker sichtbar an. Zeit des gemeinsamen Probens gab es ja bekanntlich auch dieses Mal wieder nicht allzu viel für den Klangkörper Mendener Kammerphilharmonie. Dennoch schaffte es Holger Busemann, mit Einfühlungsvermögen einen harmonischen, transparenten Klang zu bilden. Der zum Beispiel im dritten Eroica-Satz den bis dahin wenig in Erscheinung getretenen Blechbläsern einen prominenten Platz verschaffte. Das Finale wurde schließlich zu einem Feuerwerk der Stilarten mit einem markanten wie einfachen Thema.