Hüingsen. . Montagabend und Dienstagmorgen blieb die Schranke in Hüingsen lange unten. Resultat: Stau – und die Forderung nach Schadenersatz.
- Defekte Bahnschranke in Hüingsen bleibt zuletzt zwei Mal hintereinander unten
- OBO-Seniorchef Ulrich Bettermann regelt den Verkehr – und will jetzt Schadenersatz für Ausfälle
- Zugleich regt Bettermann die Schaffung eines alternativen Weges von und nach Hüingsen an
OBO-Seniorchef Ulrich L. Bettermann ist sauer auf die Deutsche Bahn. Der Grund: Zum wiederholten Mal blieb die betagte Bahnschranke, die Hüingsen vom Rest der Welt trennt, wegen eines Defekts längere Zeit unten – sowohl am Montagabend wie auch am Dienstagmorgen gab es für jeweils 30 Minuten kein Herauskommen aus dem Ort mehr. Jetzt hat der größte Arbeitgeber in Menden genug. OBO kündigt in einem Schreiben an die Bahn AG Schadenersatz-Forderungen an.
Ulrich Bettermann erlebte den Stau am späten Abend selbst, als er im Taxi von Horst Sieben über die Schienen wollte. „Ich habe dann noch geholfen den Verkehr zu regeln, bis ,meine Kollegen’ von der Polizei hinzugekommen sind“, berichtet der Unternehmer amüsiert. Doch im Grunde sei das Ganze kein Spaß mehr, denn diese Probleme träten immer wieder auf.
Gehaltsausfälle werden errechnet
Die offensichtlich unzureichende Technik ausgerechnet an einem so neuralgischen Punkt sorge nicht nur regelmäßig für Staus, sondern auch für wirtschaftliche Schäden. Wörtlich schreibt die Geschäftsführung von OBO daher an Thomas Johann, den Leiter des Regionalbereichs West der DB Netz-AG: „Wir werden durch unsere Personalabteilung zusammentragen lassen, wie viele Mitarbeiter/-innen in den jeweiligen Sperrzeiten festsaßen. Die Aufstellung soll Ihnen zeigen, wie durch einen technischen Defekt unfreiwillige Wartezeiten produziert wurden und welchen Gehaltsausfall diese Wartezeiten kumulativ verursacht haben. Wir haben die Erwartungshaltung, dass Sie für den entstandenen Schaden aufkommen.“
Dank Schranke der Spitzname „Republik“
Weil die geschlossene Bahnschranke an der Fischkuhle den Ortsteil wie eine Grenze abriegelt, erhielt Hüingsen den Spitznamen „Die Republik“.
Die Hönnetal-Bahn mit dem nahen Haltepunkt Lendringsen verkehrt auf der Schiene im Stundentakt.
Dies gelte umso mehr, als ein defektes Ersatz-Aggregat als Ursache angegeben worden sei. Was bei OBO Bettermann zu der Frage führte: „Und was war mit der Primärversorgung?“ Der Antwort der Bahn AG sehe man jedenfalls „mit großer Spannung“ entgegen.
Morgens wie abends hätten sich im Berufsverkehr lange Staus zu beiden Seiten der Vollsperrung gebildet, berichtet Bettermann: „Der ganze Ring stand voll, und gegenüber reichte der Stau bis nach Lendringsen hinein.“
Bettermann sieht indes nicht nur die Bahn gefordert, hier Abhilfe zu schaffen, sondern auch die Verkehrsplaner der Stadt Menden: „Man stelle sich mal vor, jemand müsste dringend ins Krankenhaus. Da kann es nicht sein, dass es beim Ausfall der Schranke tatsächlich keine Möglichkeit gibt, Hüingsen über einen Umweg zu verlassen.“
Eine Möglichkeit dafür könne durchs Ohl und dann an der OBO-Werkstraße vorbei führen. Wobei auch auf dieser Strecke am Montagabend nichts mehr ging, schränkt Bettermann ein: „Es war einfach zu viel, auch Lastwagen standen da.“
„Ausflüchte“ statt Auskünften
Die Pressestelle der Bahn AG in Düsseldorf meldete sich auf die WP-Anfrage bis zum späten Abend nicht mehr zurück. Ulrich Bettermann berichtete, ihm gegenüber habe es am Dienstagmorgen telefonisch nur „Ausflüchte“ statt Auskünfte gegeben.
So solle die Anlage veraltet sein, obendrein könne es wegen der Rheinkalk-Züge Probleme mit der Steuerung geben, habe es ihm gegenüber geheißen. Der Unternehmer will das nicht gelten lassen.