Menden. . Im Theater am Ziegelbrand blieb am Montagabend wirklich kein Auge trocken. Vor ausverkauftem Haus begeisterte „Lehrerkind“ Bastian Bielendorfer mit den Katastrophen des Alltags zwischen Pädagogen-Eltern, Waldorf-Cousin und Hundegeburtstag.

Im Theater am Ziegelbrand blieb am Montagabend wirklich kein Auge trocken. Vor ausverkauftem Haus begeisterte „Lehrerkind“ Bastian Bielendorfer mit den Katastrophen des Alltags zwischen Pädagogen-Eltern, Waldorf-Cousin und Hundegeburtstag.

Den letzten Besuch in der Hönnestadt hat Bielendorfer offensichtlich in guter Erinnerung behalten. „Ich seid immer so nett zu mir“, wiederholte er mehrfach, als das Publikum mal wieder Tränen lachte und anhaltend applaudierte, erinnerte sich aber auch daran, bei diesem letzten Besuch gesundheitlich ganz schön angeschlagen gewesen zu sein: „Auf der Bühne habe ich viel Tee getrunken und dahinter musste mir Andreas Wallentin Mund-zu-Mund-Beatmung machen.“

Stand-Up-Comedy und Lesung

Das war am Montagabend nicht nötig. Vielmehr war ein topfitter Bastian Bielendorfer mit einer Mischung aus Stand-Up-Comedy und Lesung nach Menden gekommen. Material für letzteres bot sein aktuelles Buch „Mutter ruft an“, das dritte mittlerweile, in dem der gebürtige Gelsenkirchener von ­seinem weit über die eigene ­Schulzeit hinausgehenden Schicksal als Kind zweier Pädagogen berichtet.

Und da stand er nun, fast schon zu groß und schlaksig für die Bühne, und mit T-Shirt, löchriger Jeans und Turnschuhen optisch eher den Eindruck eines Erstsemesterstunden erweckend als von einem Mann Anfang 30. Dazu passend eine manchmal nölig-leiernde, manchmal schrille Stimme und Bielendorfers Weigerung, sich auf den bereitgestellten Stuhl zu setzen. Er wählte stattdessen ganz pubertätsmäßig den Tisch als Sitzfläche. Im übrigen, so erzählte er, „bin ich quasi der Florian Silbereisen der deutschen Comedy. Nur alte Frauen erkennen mich.“

Sprachlicher Witz

Von der beeindruckend hohen Gag-Dichte bei Berichten von misslungenen Zelturlauben im Sauerland oder dem Steckenbleiben im Aufzug bei dringendem Bedürfnis, auf die Toilette zu gehen, fühlten sich dann aber alle Zuhörer gleichermaßen im ausverkauften TAZ angesprochen. Bielendorfer punktete mit sprachlichem Witz und Beobachtungen des Alltagswahnsinns im Pädagogenhaushalt. Wer da nun besser wegkam? Vater („Ein hochintelligenter Mann, der aber kein Spiegelei braten kann ohne eine Kernschmelze auszulösen.“) oder Mutter (die den Geburtstag von Hund Otto allem anderen vorzieht und dazu ein an den Vierbeiner persönlich adressiertes Paket schickt), blieb offen.

Cousin spricht fließend Klingonisch

Nur dass es Bastian Bielendorfer der Rest der Verwandtschaft auch nicht leichter macht. Zum Beispiel der Cousin und Waldorfschüler Ludger („So einen Namen gibt man doch niemandem.“), der fließend Klingonisch spricht und eine Mütze aus Lama-Schamhaar trägt, dessen Geigenspiel aber klingt wie eine Katze, die man in den Thermomix steckt.

Deutlich mehr bewundert Bielendorfer da seine Oma für ihren trockenen Humor, die das gesegnete Lebensalter einer Nonne von über 100 Jahren dem kleinen Bastian wie folgt erklärte: „Gott möchte niemanden ungeöffnet zurück haben.“