Menden. . Wie kann es gelingen, Menschen für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen? Darum ging es beim Diskussionsabend im Rahmen der Caritas-Ehrenamtswoche.

Wie kann es gelingen, Menschen für ehrenamtliche Arbeit zu gewinnen? Darum ging es beim Diskussionsabend im Rahmen der Caritas-Ehrenamtswoche. Althergebrachte Strukturen hinter sich zu lassen und auf Projektcharakter zu setzen wurden als erfolgversprechende Voraussetzungen herausgearbeitet. Immer wieder kamen die Teilnehmer dabei auch auf unterschiedlichste Themen zu sprechen.

Ohne ehrenamtliches Engagement geht es auch in der Flüchtlingsarbeit nicht und wird eine echte Integration in Gesellschaft und Arbeitswelt nicht gelingen. Und auch hier zählt der Leitgedanke, den Elisabeth Adler von der Caritaskonferenz St. Walburgis für allen Einsatz in Anspruch nahm: „Wir sehen Menschen in Not und helfen dann.“

Wie Ehrenamt gelingen kann

Mehrere Teilnehmer der Runde, die als offener und zuweilen kontroverser, aber fairer Austausch gestaltet war, konnten aus diesem Bereich Erfahrungen einbringen. Weil sich die Gespräche dann aber zunehmend in Richtung Missstände in heimischen Flüchtlingsunterkünften entwickelten, lenkte Moderator Markus Kemper die Aufmerksamkeit wieder auf das eigentliche Thema des Abends. Denn im Rahmen der Themenwoche „Caritas und Ehrenamt“ sollte am Dienstag im Walburgisstift darüber gesprochen werden, wie Ehrenamt gelingen kann oder welche Faktoren es scheitern lassen.

Klemens Reith als einer der angekündigten Referenten musste aus familiären Gründen kurzfristig absagen. Aus Dortmund gekommen war aber Helga Gotthardt, die dem Paderborner Diözesanverband aller Caritaskonferenzen vorsitzt. Ehrenamtlich, versteht sich. Sie erzählte von den Herausforderungen der Arbeit: „Wir können manchmal nicht mehr alles leisten, was notwendig wäre. Und das tut sehr weh. Gleichzeitig sind vielerorts die Pastöre in immer größer werdenden Verbünden nicht mehr vor Ort. Dabei legen wir auf eine geistliche Begleitung großen Wert.“

Mit Geld nicht zu lösen

Elisabeth Adler konkretisierte, die Caritas-Arbeit in Menden betreffend: „Ehrenamtliche für die Türsammlungen und den Besuchsdienst zu finden, ist immer schwieriger.“ Mit Geld sei das nicht zu lösen, war sich die große Mehrheit der gut 30-köpfigen Runde einig, nachdem ein Vorschlag kam, engagierten Vorstandsmitgliedern nicht nur Kosten zu erstatten, sondern auch eine Aufwandsentschädigung zu zahlen, wie in der Kommunalpolitik üblich. Ein Teilnehmer hatte angeregt, dass genau dafür wiederum die Lokalpolitiker im Sinne einer Vorbildfunktion einen Teil von diesem Obolus spenden könnten. „Geld zu zahlen schadet ehrenamtlichem Engagement, es widerspricht dem ureigensten Sinn“, widersprach die Runde. Und Ulrich Rüther, Kreistagsabgeordneter und engagiertes Kolpingmitglied in Menden, brach eine Lanze für die Lokal-Politiker: „Die verfahren fast alle nach dem Motto: ,Tue Gutes und rede nicht drüber’. Ich kenne fast keinen, der nicht neben der Politik noch einen Verein oder eine andere ehrenamtliche Aufgabe hat.“

Junge Leute wollen sich nicht längerfristig binden

Bürgermeister Martin Wächter, ebenfalls als Diskussionsteilnehmer geladen, analysierte: „Die Menschen haben ja nachweislich mehr Freizeit als früher. Aber Anspruch und Angebot sind viel größer und das langjährige Engagement vor der eigenen Haustür ist keine Selbstverständlichkeit mehr.“

Konsens nach gut eineinhalb Stunden Diskussion: Besonders junge Leuten wollen sich nicht längerfristig binden, sind aber für befristete Projekte zu gewinnen. Und sie wollen sich nicht durch uralte Strukturen kämpfen müssen. Elisabeth Adler: „Man gewinnt niemanden mit Satzungen und Kassenberichten, sondern indem man sie begeistert für eine Arbeit, die anderen hilft und einen selber erfüllt.“