Fröndenberg/Menden. Die Fröndenbergerin Ann-Cathrin Potthoff ist eine von fünf Medizin-Stipendiaten des Märkischen Kreises. Die 28-Jährige kämpft für ihren Traum.

Ann-Cathrin Potthoff ist geschafft vom Praktikum. Sie lernt und arbeitet für einige Wochen im Mendener Krankenhaus. „Aber es macht mir Spaß, da morgens hinzugehen“, sagt die 28-Jährige. Die Medizin-Studentin wirkt fest entschlossen, wenn sie von ihren Plänen redet. Später einmal wird sie für mindestens fünf Jahre im Märkischen Kreis praktizieren. Dazu hat sie sich schon verpflichtet. Der Kreis will dem Ärztemangel entgegenwirken und bietet ihr im Gegenzug ein Stipendium über 500 Euro im Monat. Der Weg zum Traumberuf ist für die ehemalige Fröndenberger Juso-Vorsitzende durchaus steinig.

Ann-Cathrin Potthoff machte das Abi mit der Traum-Note 1,7. Das ist noch zu schlecht fürs Medizin-Studium. Vier Jahre lang bewarb sie sich vergeblich um einen Studienplatz. Keine Chance. Einmal habe sie sogar versehentlich eine Zusage für Jura erhalten, weil sie im komplizierten Bewerbungsverfahren einen kleinen Fehler machte. Um die Wartezeit sinnvoll zu nutzen, studierte sie Soziale Arbeit. „In der Regelstudienzeit“, betont sie. Danach sei sie zwei Jahre lang als Au Pair in Long Island bei New York gewesen. 2014 dann die Chance aufs Medizinstudium in Plowdiw – mitten in Bulgarien.

Ann-Cathrin Potthoff ist Medizin-Stipendiatin. Die 28-jährige Fröndenbergerin studiert in Plowdiw Medizin
Ann-Cathrin Potthoff ist Medizin-Stipendiatin. Die 28-jährige Fröndenbergerin studiert in Plowdiw Medizin © Arne Poll

Die Fröndenbergerin ist jetzt im siebten Semester. Sie kennt die Sprüche vom gekauften Medizin- Studium im osteuropäischen Ausland. „Das macht mich wütend“, sagt die 28-Jährige. „Ich muss mindestens genauso hart dafür arbeiten.“ Und das Studium sei absolut gleichrangig. Ann-Cathrin Potthoff spricht von Durchfallquoten, die bei 90 oder 95 Prozent liegen.Dazu komme aber eine echte finanzielle Belastung. 20 000 Euro Studiengebühren werden im Jahr fällig. „Dabei hilft uns niemand. Das bringen meine Eltern auf.“

Vater Kurt Potthoff nickt: „Das Stipendium entlastet unser Budget enorm.“ Der Fröndenberger SPD-Ratsherr redet sich schnell in Rage, wenn es um die Studienbedingungen in Deutschland geht. Um die hohen Hürden für begabte junge Menschen, die ein Ziel vor Augen haben. Das System schafft eine absurde Situation: Auf der einen Seite versucht der Märkische Kreis händeringend, medizinische Fachkräfte in die Heimatregion zu locken. Auf der anderen Seite muss Ann-Cathrin Potthoff für die Ausbildung ins Ausland. „Ich bin mir sicher, dass sie irgendwann mal wieder in die Politik gehen wird, wenn sie zurück ist“, sagt Vater Kurt. „Dann kann sie das anpacken.“

Für fünf Jahre verpflichtet

Im September geht’s wieder zurück nach Bulgarien. „Plowdiw ist schön, 2019 Europäische Kulturhauptstadt.“ Freunde und Familie bleiben in Fröndenberg. Den Juso-Vorsitz gab sie auf. „Mein Berufsziel steht im Vordergrund“, sagt die Hobby-Taekwondo-Kämpferin. In jeder Woche lerne sie 40 bis 50 Stunden, gehöre zu den Jahrgangsbesten. Sie freue sich aber, dass sie in Bulgarien viele neue Freunde gefunden habe. Mittlerweile klappe es auch immer besser mit Bulgarisch. „Wenn wir im Krankenhaus mit Patienten reden, ist aber immer ein Übersetzer dabei.“

Noch gut drei Jahre Bulgarien, dann geht’s zurück nach Fröndenberg. Und dann muss sie sogar in der Heimat tätig werden, wenn auch auf der anderen Seite der Ruhr. Für sie sei das kein Problem. Im Gegenteil: „Ich bin mit dem Märkischen Kreis aufgewachsen und in Menden zur Schule gegangen.“ Potthoff wirbt für die Arbeit in der Region. „Man ist doch schnell in Großstädten.“ Ann-Cathrin Potthoff kann sich vorstellen, in der Radiologie zu arbeiten. Vielleicht auch in einem anderen Bereich. „Mir gefällt so viel.“ Dieser Beruf sei eben einfach ihr Traum.