Menden/Iserlohn. . Peter Kurzawe wusste schon mit 16: „Ich will mal zur Polizei.“
- Landrat Thomas Gemke dankt Kreispolizei-Vize Peter Kurzawe
- 45 Jahre im Dienst der Polizei
- Kriminalist mit ruhiger Hand
Peter Kurzawe ahnte nichts Böses. Der 19. Juli 2009 war, so schien es, ein ganz normaler Sonntag. Der hochrangige Polizist ackerte in seinem Garten in Bösperde. Um 14.49 Uhr war es mit der Sonntagsruhe vorbei. Ein 79-jähriger Autofahrer war auf dem Schwitter Weg in den Umzug der Schützenbruderschaft St. Hubertus Menden-Nord gerast. Am Ende waren drei Tote zu beklagen – und 50 Verletzte. Für den Kreispolizei-Vize ragt das Drama in jeder Hinsicht aus seiner beruflichen Laufbahn heraus – menschlich wie dienstlich. Am Freitag ging seine 45-jährige Karriere zu Ende. Landrat Thomas Gemke verabschiedete den 62-Jährigen bei der Kreispolizei in Iserlohn. Kurzawe geht bewusst. Wehmütig war er dennoch.
Seine berufliche Bilanz hat Kur-zawe schon am Tag zuvor gezogen. Obwohl er seinen 62. Geburtstag feiert, nimmt er sich für Zeit für einen Redaktionsbesuch. Der Hobby-Mountainbiker – weiße Haare, kein Gramm zu viel – freut sich auf den Ruhestand. Über den Ruhrtal-Radweg will er brettern, unter der Woche, wenn’s ruhig ist, und durch Sümmerns Felder.
Auf eines aber freut sich Kur- zawe noch viel mehr: Zeit für die Familie, Reisen mit Ehefrau Sonja, Spielen mit Enkelin Lena. Der ehemalige Beamte sagt das ganz bewusst. Denn die Dienstzeiten waren nicht eben familienfreundlich. „Da gab es oft Sonderdienste, und oft musste ich auch nachts raus“, stellt Kurzawe nüchtern fest. „Ich hatte eine leitende Funktion.“
Im Einsatz bei großen Behörden
Rückblende. Als Kurzawe, gerade 16, die Realschule beendet, weiß er eines ganz genau: Er will zur Polizei. Kurzawe arbeitet bei großen Polizei-Behörden, in Münster und Bochum, Bonn und Düsseldorf. Nach einer kurzen Station in Dortmund geht es zurück in die sauerländische Heimat. „Ich bin froh, dass ich auch mal andere Polizei-Behörden gesehen habe“, sagt Kurzawe. „Ich habe immer spartenübergreifend gedacht.“
In Iserlohn wird Kurzawe Leiter des Kommissariats Jugendkriminalität. „Ich wollte da ansetzen, wo ich etwas verändert kann“, beschreibt er seine Motivation. Tatsächlich gibt es Handlungsbedarf. „Im Jahr 2005 lag der Anteil unter 21-Jähriger bei den Tatverdächtigen bei 36 Prozent. Heute sind es etwas als 22 Prozent.“ Kurzawe fügt stolz hinzu: „Und wir haben keinen einzigen Intensivtäter.“ Sein Konzept: Wenn jugendliche Tatverdächtige gezielt angesprochen werden, bleiben Gesetzesverstöße „episodenhaft“. Kurzawe vernetzt sich, wirbt bei Vorgesetzten um Unterstützung, beim Team, beim Jugendamt und bei der Justiz.
Kurzawe hat Erfolg, rückt zum stellvertretenden Leiter der Kriminalinspektion II auf, zuständig für den ganzen Kreis. Öffentlich in Erscheinung tritt er selten. Die Kollegen lieben ihn dafür. „Er hat eine ganz ruhige Art“, heißt es, „auch seine Kritik war immer angemessen. Wenn es schwierig wurde, hat er das 1:1-Gespräch gesucht.“