Die Amok-Anlage an den Berufskollegs ist also wieder scharf – die Anlage, die am Mittwoch letzter Woche nach Behörden-Angaben „aus Versehen“ nackte Panik bei tausenden Schülern, Eltern und Lehrern auslöste. Es gab vier Kreislaufzusammenbrüche und eine unbekannte Zahl von Menschen, die nach schrecklichen Stunden des Bangens jetzt oder bald psychologische Hilfe brauchen. Auch wenn wir gerade lernen sollen, dass das keine Verletzten seien: Was sind sie denn sonst? Hinzu kamen ein veritables Verkehrschaos und Riesen-Einsatzkosten. Und jetzt wird alles wieder eingestöpselt? Nein.
Der fatale Alarm passierte angeblich nur, weil eines der vielen Auslösegeräte eine kaputte Schutzhülle aufwies. Genaueres weiß man nicht, die Aufklärung der Öffentlichkeit durch die Behörden lässt weiter auf sich warten. Wenn aber eine Lappalie ausreicht, um die ganze Stadt in Angst und Schrecken zu versetzen, dann hat sich zumindest diese Amok-Anlage disqualifiziert. Denn das bedeutet: Der nächste folgenreiche Fehlalarm ist tausendmal wahrscheinlicher als der Amok-Fall.
Auch Brandmeldeanlagen lösen Falschalarme aus. Doch sind deren Folgen nicht zu vergleichen mit dem, was sich Mittwoch letzter Woche ereignete. Das darf nicht wieder passieren, jedenfalls nicht so leicht. Sonst machen wir uns selber verrückt, auch ganz ohne Verrückte.
Die Anlage an der Werler Straße wurde, wie andere auch, vor Jahren unter dem Eindruck der Massenmorde in Erfurt und Winnenden eingebaut. Ihre Fehlfunktion lässt auch grundsätzliche Fragen aufkommen: Wie hoch ist der Preis, den wir für vermeintlichen Schutz auch vor noch so unwahrscheinlichen Amok- und Terrorfällen zahlen wollen? Wenn Menschen schadet, was Leben retten soll, dann wäre der Preis wohl zu hoch.