Menden. . Der Amok-Alarm wurde gar nicht am Mendener Hönne-Berufskolleg ausgelöst, sondern nebenan. Warum die Polizei definitiv von einem Versehen ausgeht.
- Alarm wurde im viel kleineren Nachbar-Berufskolleg ausgelöst
- Unterschiedliche Systeme sorgen für Verwirrung
- Polizei geht definitiv von einem Versehen aus
Der Amok-Alarm wurde offenbar gar nicht am Hönne-Berufskolleg ausgelöst. Das Signal, das den riesigen Polizeieinsatz nach sich zog, kam aus einem Nachbargebäude, das zum Iserlohner Berufskolleg gehört. Im deutlich größeren Hönne-Kolleg war die Quelle des in beiden Schulen hörbaren Signals gar nicht auszumachen, weil es sich um unterschiedliche Systeme handelt. Aus Sicht der Polizei war der Einsatz ohnehin nicht mehr zu stoppen.
Die zuständige Dortmunder Polizei widerspricht allen Vermutungen, dass der Alarm bewusst ausgelöst worden sei. „Es ist definitiv unabsichtlich gewesen“, sagt Sprecher Gunnar Wortmann. Es gebe keine weiteren Ermittlungen gegen die Person, die den Alarm ausgelöst hatte. Anders als im Hönne-Kolleg, bei dem es ein zweistufiges System gibt, ist im Nachbargebäude nach unseren Informationen eine Fehlbedienung durchaus möglich, weil eine Sicherung fehlen soll. Zu Details schweigen die Verantwortlichen mit Blick auf den zukünftigen Einsatz des Systems.
Fehlalarm früh bekannt
„Wir hatten relativ früh die Information, dass es sich um einen Fehlalarm handelt. Trotzdem müssen wir das zu 100 Prozent verifizieren“, sagt Gunnar Wortmann. Die einfache Aussage eines Schul-Bediensteten reiche nicht, um Sondereinsatzkräfte wieder zu stoppen. „Ein Amoklauf ist für die Polizei die schlimmste Lage. Wir reden nicht davon, dass wir einen Ladendieb stellen.“ Im schlimmsten Fall könne ja auch noch ein weiterer Täter im Haus sein.
Aufatmen nach Amok-Alarm in Menden
Mittlerweile hat sich auch geklärt, warum eine Person beim Anblick der Polizeikräfte davonrannte. Der Schüler habe sich wegen des Amokalarms einfach nur in Sicherheit bringen wollen. „Er ist wegen der Sirenen und Lautsprecherdurchsagen abgehauen.“ Der Zwischenfall habe die Lage aber sicher nicht übersichtlicher gemacht.
Dramatische Stunden in den Klassen
Unterdessen wird immer klarer, wie dramatisch die Situation über fast zwei Stunden in den Klassenräumen gewesen sein muss. Schülergruppen verschanzten sich in echter Todesangst in ihren Räumen, bis das Sondereinsatzkommando sie erlöste. In ihrer Not mussten sich die Jugendlichen sogar vor ihren Mitschülern in den Waschbecken erleichtern.
Die Verunreinigungen seien auch ein Grund dafür gewesen, dass die Schule an Donnerstag geschlossen bleiben musste, sagt Hönne-Kolleg-Leiterin Jeanette Boll. Wegen des Alarms seien Mittwoch die Reinigungskräfte nach Hause geschickt worden. Auch am Freitag gab es noch keine endgültige Übersicht über alle Schäden, die das Sondereinsatzkommando unter anderem beim Aufbrechen der Türen angerichtet hatte. „Wir hatten große Mühe, die Schule am Mittwochabend überhaupt verschlossen zu bekommen.“
Die Schulleiterin war selbst auf einer Schulleiterbesprechung in Witten, als der Alarm ausgelöst wurde. Für die Schüler und Lehrer sei der Einsatz ohne Frage „sehr belastend“ gewesen. Die voneinander getrennten Klassen seien aber sehr unterschiedlich mit der Situation umgegangen. Ein Krisenteam war am Freitag noch einmal mit zehn Kräften in der Schule unterwegs, um den Schülern Gesprächsangebote zu machen. „Das Angebot ist ganz gut angenommen worden“, sagt Boll. Sie hoffe, dass in der Schule bald wieder Alltag einkehre. Die Verantwortlichen wollen aus der unfreiwilligen Übung lernen. Dazu gehöre auch, dass kleine Mängel beseitigt werden. Über die Zusammenführung des Alarmsystems beider Schulen soll ohnehin gesprochen werden. Der Teilstandort des Iserlohner Kollegs soll zum Schuljahresende aufgelöst werden. Das Hönne-Berufskolleg soll die Räume dann alleine nutzen.